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SCHÖNES TAL

Am Ende des kleinen Ortes Chañarmuyo hört der Asphalt auf und eine unbefestigte Straße beginnt. Genau hier befindet sich auf der rechten Seite hinter einem Hügel die Einfahrt zur Posada Chañarmuyo und zur gleichnamigen Lodge, in der wir vier Tage lang gewohnt haben. Einer der schönsten Ausflüge in der näheren Umgebung ist das grüne Tal, welches sich direkt hinter dem örtlichen Staudamm befindet. Hinein führt nur eine 4x4 Strecke, die Einheimischen kommen mit Pferden oder mit Eselkarren. Zwei lange Wanderungen in diesem Tal sind uns in guter Erinnerung und trugen sehr zur Erholung bei, denn es gibt eine Menge im Kleinen zu entdecken, umgeben von den Bergen der Sierra de Famatina.

Den ersten Teil der Strecke legten wir mit dem Auto zurück. Von der Lodge aus führt die Straße zuerst am örtlichen Campingplatz vorbei, der in einer Senke unterhalb des Staudamms liegt. Unterhalb fließt Wasser erst durch Betonrohre, dann durch einen offenen Kanal ins Dorf. Hinter dem Campingplatz geht es steil bergauf, in scharfen Kehren führt der Weg bis auf die Staumauer. Auf der rechten Talseite klebt oberhalb des Staudamms ein Haus am Hang, welches dem örtlichen Anglerclub gehört. Oben angekommen parkten wir den Wagen, denn von hier aus geht es für normale Fahrzeuge nur noch zu Fuß weiter. Der Blick auf den Dique Chañarmuyo, umgeben von Grün, ist sehr schön und verändert sich mit Licht und Tageszeit. Unterhalb der Mauer liegen Boote am Ufer, eins davon gehört der Lodge und kann von den Gästen auch benutzt werden. Auf der Wasseroberfläche schwimmen Teichhühner, Enten und Kormorane.

Der Weg führt dann links über einen Hügel in ein zauberhaftes Tal, dessen Namen wir leider nicht kennen. Es gibt zwar einen Fahrweg dem man folgen kann, ein Auto haben wir aber nicht gesehen, nur Spuren von einem Traktor. Die Einheimischen reisen mit ihren Tieren am Fluss entlang, der nicht viel Wasser führt. Denn das mesite davon wird weiter oben im Tal abgeleitet und über einen Kanal auf der rechten Talseite in den Stausee geführt, der somit Wasser aus mehreren Tälern erhält.

Das Wasser verzeigt sich in dem weitläufigen Kiesbett in viele einzelne Arme, daher ist es etwas schwierig einen Weg durch das Flussbett zu finden, ohne sich nasse Füße zu holen. Direkt am Anfang ist das Tal oft überflutet und wunderbar grün. Tiere weiden auf dem saftigen Gras und beim Herumlaufen tritt man entweder in Kuhfladen, findet ausgetrocknete Schafgerippe oder bleibt mit dem Fuß in matschiger Sumpfwiese stecken. Man hält sich hier am Anfang also besser an den Weg, auch wenn das schwer fällt. Denn überall zwitschern kleine Vögelchen in den Büschen, sammeln dicke Hummeln und Bienen an blühenden Sträuchern Nektar und im Bachbett wachen Kiebitze über ihre Gelege. Laut schimpfend umkreisten uns gleich vier der lauten Vögel und flogen Scheinattacken, um uns von ihren Eiern abzulenken. Ihre markanten Schreie hallen durch das weite Tal.




Frösche und eine Schlange

Der Weg führt vorbei an einem einsamen Gehöft und endet dann nach dem Abschneiden einer Flußbiegung irgendwann doch unten im Flussbett. Nun muss man etwas mühsamer weitergehen, über dicke Steine, durch sandige Stellen und durch nachgebenden Kies. Doch jede Schleife bietet eine neue, atemberaubende Aussicht auf die vergletscherten Gipfel der Gebirgskette der Sierra de Famatina mit ihrer höchsten Erhebung von 6.250 Metern. Riesige Kakteen und kleinere Sträucher wachsen an den Hängen und im Bachbett gibt es keinen Schatten. Kopfbedeckung und Wasser sollte man mitnehmen, vor allem wenn die Sonne vom wolkenlosen Himmel scheint. Geier und kleine Raubvögel kreisen am Himmel.

In diesem Tal verbringen auch die zahlreichen grünen Papageien ihren Tag, am Morgen und am Abend sahen wir sie immer in kleinen Gruppen laut krächzend an der Lodge vorbei fliegen. Ein paar scheue Vögel sahen wir in den Bäumen sitzen und hörten sie schon von weitem kreischen. Doch kaum kamen wir näher, waren die grünen Gesellen schon ein paar Bäume weiter. Mindestens zwei verschiedene Arten haben wir ausmachen können.

Wir kamen weiter oben im Tal auch an dem kleinen Staubecken vorbei, in dem das Wasser gesammelt wird, bevor es in den Kanal geleitet wird. Als wir dort über die Mauer schauten, staunten wir nicht schlecht. Schon im Flusswasser hatten wir an stillen Stellen einige kleine Kaulquappen entdeckt. Doch in diesem Becken wimmelte es nur so von den Mini-Fröschen. Der Boden war fast schwarz von den noch beinlosen kleinen Wesen mit Schwanz, dazwischen lebten einige kleine Fische. Bis hierher sind wir gelaufen, denn der Bilck auf die Berge entschädigte für den anstrengenden Weg.

Als wir auf eine Anhöhe kletterten, um einen noch besseren Blick auf die schneebedeckten Berge zu haben, hatten wir noch eine andere Begegnung. Ingrid wäre fast auf eine Schlange getreten, die sich am Wegrand gesonnt hatte und sich nun wütend zurück zog und einrollte. Sie war fast 50 cm lang und wunderschön gezeichnet, mit einem recht markanten Kopf. Bis jetzt haben wir noch nicht herausgefunden, um welche Art es sich handelt und ob sie giftig war. Der Schreck war jedenfalls auf beiden Seiten groß. Wahrscheinlich lebt sie von Fröschen, die es hier ja massenhaft geben muss. Ein größeres Exemplar haben wir tagsüber allerdings nicht gesehen.

Insgesamt waren wir zweimal in dem schönen Tal unterwegs, einmal am Morgen und einmal am Nachmittag. Ein stiller, unbekannter Platz. Ein kleiner Geheimtipp für alle, die das Besondere in kleinen Dingen und nicht nur in großen Sehenswürdigkeiten finden.



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