LAMBERT´S CENTRE

Von der Mulga Park Road kommend fuhren wir nur 19 km in Richtung Norden bis zum Kulgera Roadhouse. Nach einem kurzen Tankstopp bogen wir dann auf die breite Gravel Road direkt hinter dem Roadhouse ab, die in Richtung Finke führt, einer kleinen Aboriginalgemeinde. Sie legt nochmals 148 km weit entfernt mitten im Nirgendwo. Unterwegs passiert man den Kulgera Railhead und überquert hier auf ein paar Metern Asphalt die neuen Gleise des Ghan, der von Adelaide im Süden bis hoch nach Darwin im Norden des Kontinents fährt.

Die Straße nach Finke ist breit und man kommt schnell voran. Unterwegs überlegten wir, wo die folgende Nacht verbracht werden sollte. Am liebsten wäre es uns natürlich wieder alleine und wild campend in der Natur. Kurz vor Finke, 127 km hinter Kulgera, zweigt ein Track ab nach Norden zum Zentrum von Australien. Das durften wir natürlich nicht verpassen und unsere Überlegungen gingen dahin, dort eventuell auch zu campen.

Der Track sah schon auf den ersten Metern recht sandig aus und wir stellten auf Allrad um. Das war auch bitter nötig, denn tiefer Sand mit tief ausgefahrenen Spuren zeugten von regem Verkehr auf dieser Strecke. Zur allgemeinen Verwirrung gibt es hier weder einen Wegweiser, noch eindeutige Fahrspuren. Meist waren es zwei nebeneinander und weil wir in Australien waren hielten wir uns instinktiv erst mal links. Ab und an führten noch weitere schwache Sputen nach links oder rechts in die Büsche, wahrscheinlich hatten dort Leute gecampt. Der ganze Weg war recht holperig und sandig und wir kamen mit dem Camper nur recht mühsam voran und fuhren vollkommen ohne Orientierung nach Gefühl, Karte und Sonnenstand in die ungefähre Richtung der tiefsten Fahrspur nach. Ab und zu gab es auch Überleitungen von rechts nach links und umgekehrt, aber auf jeder Seite war die Strecke im Mittel gleich schlecht.

Wie durch ein Wunder erreichten wir dann nach 12 km einen großen Platz, auf dem in der Mitte ein spitz in den Himmel ragendes Denkmal steht. Es ist eine Miniatur des Fahnenmastes, der auf dem Dach des Commonwealth Parliament House in Canberra steht. Das Ganze ist von Eisenketten umgeben und eine Tafel mit Inschrift ziert das Kunstwerk das genau auf S25° 36.607; E134° 21.289 liegen soll und auch Lambert Gravitational Centre genannt wird nach dem Direktor der Division of National Mapping namens Dr. Bruce P. Lambert.

Es gab im Laufe der Zeit 5 verschiedene relativ eng zusammen liegende Orte, die als Zentrum von Australien bezeichnet wurden. Aber dieses hier wurde im Jahr 1988 von der Royal Geographical Society of Australasia offiziell bestätigt. Wer mehr über Geographie in Australien wissen möchte, der sollte die hervorragende Webseite www.ga.gov.au besuchen.

Anmerkung: bei Google-Maps findet man auf den angegebenen Koordinaten gar nichts, der von uns gefahrene Track endet etwas weiter südlich (siehe Karten unten).

Einmal um Australien

Während wir uns noch Reckten und Streckten nach der Fahrt kam auch schon ein weiterer Geländewagen angefahren. Zwei ältere Australier sprangen heraus, fassten sich an den Händen und rannten dreimal um das Denkmal herum.

Wir müssen wohl ziemlich verdutzt geguckt haben, denn sie erklärten uns lachend jetzt wären sie dreimal ganz um Australien herumgelaufen. Eine einleuchtende Logik, also taten wir es ihnen nach und sind sogar viermal herumgelaufen. Dann entdeckten wir einen hübschen Benzinkanister, eine 20l jerrycan oder auch Wehrmachtskanister genannt, den man am Boden öffnen konnte. Dort drin befindet sich, wasserdicht und staubdicht verschlossen, das Gästebuch des "Toyota Landcruiser Club of Australia" und wir trugen uns natürlich auch ein.

Nachdem die beiden Australier nach einem kleinen Schwätzchen wieder abgefahren waren, überlegten wir gerade ob wir hier zum campen bleiben sollten. Es war zwar noch ziemlich früh, aber herrlich abgelegen und einsam mit lichtem Baumbestand, und ein paar Feuerstellen deuteten darauf hin, das campen hier nicht verboten war.

Während wir noch grübelten kam plötzlich ein kleiner Bus angefahren und fuhr immer im Kreis um das Denkmal, große Staubwolken hinterlassend. Dann stürmten wohl ein Dutzend johlende junge Leute heraus und liefen mit ausgeprägt guter Laune noch ein paar Mal herum. Währenddessen waren der betont fröhliche Fahrer und der Guide schon mal damit beschäftigt, den Wagen auszuräumen, offensichtlich hatte man vor, hier über Nacht zu bleiben. Für uns das Zeichen zum sofortigen Aufbruch, denn mit der Ruhe war es nun vorbei. Wir hatten noch gut zwei Stunden bis Sonnenuntergang und beschlossen die Nacht irgendwo hinter Finke an der Old Ghan Route zu verbringen.