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Wer sich heute über die Kalgoorlie–Meekatharra Road westlich des Mount Leonora dem kleinen Gwalia nähert, der kann sich schwer vorstellen, dass diese fast unbewohnte Ghost Town einst eine aufstrebende Minenstadt mit über 1.000 Einwohnern war. Heute leben hier noch 30 bis 40 Menschen und es gibt sogar ein Bed and Breakfast hier.
Noch immer beherrscht das geschlossene Gwalia Hotel die Szenerie und so fuhren wir zuerst dorthin. Es wurde im Jahr 1903 vom Western Australian Government erbaut, das kostete damals 6.000 Pfund. Hier war früher eine Menge los und es gab im Jahr 1919 sogar einen Bier Streik:
"In March 1919 what is thought to have been the State's first Beer Strike occurred in Gwalia. Fifty residents voted for a Beer Strike and vowed not to return to the hotel until their conditions were met. They had carefully compiled a list of complaints, including some relating to the brand of beer offered, the price, size and cleanliness of the glasses, and the behaviour of the manager whom they insisted should be dismissed."
Hinter dem Hotel befindet sich ein riesiger Tagebau-Krater, man darf das Gelände der Mine aber nicht betreten. 2005 wurde die Mine hier mal wieder eröffnet und Eigentümer ist nun St.Barbara Mines. Irgendwo soll es einen Aussichtsturm geben, den wir aber nicht gefunden haben, allerdings hatten wir am Tag zuvor noch einmal einen Blick in die Super Pit Mine in Boulder geworfen und waren nicht sehr eifrig bei der Suche. Das Hotel war geschlossen, hier finden wohl ab und zu noch mal Veranstaltungen statt und es dient der Minengesellschaft Sons of Gwalia als Büro. Nebenan befindet sich ein Spielplatz mit Picknicktischen und ein wenig Grün.
In der Nachbarschaft des Hotels findet man eine Vielzahl an alten Gebäuden, bei denen man erkennen kann, wie fluchtartig die Bewohner den Ort verlassen haben. Nachdem alles lange dem Verfall preisgegegeben war, im rauen Outback aber zum Glück recht gut konserviert wurde, gründete man im Jahr 1972 das Museum, das zuerst wechselnde Besitzer hatte und zeitweilig auch wieder geschlossen wurde. Wiedereröffnet wurde es dann von einer Minengesellschaft namens Sons of Gwalia Ltd 1981, die im benachbarten Tagebau schürfen. Der größte Teil der Ausrüstung ist relativ gut erhalten; im ehemaligen Minenbüro findet man heute das Museum. Es zeigt eine Ausstellung mit allerhand Alltagsgegenständen, Werkzeugen und historische Fotos aus längst vergangenen Zeiten. Es befindet sich neben dem Bed-and-Breakfast, ein Haus in dem Hoover einst lebte. Geöffnet ist es täglich von 10:00-16:00 Uhr, der Eintritt kostet 5 AU$.
Zur Hundertjahrfeier im Jahr 1996 wurde der Stadt ein Geschenk gemacht, indem man viele der alten Hütten, in denen die Minenarbeiter gelebt hatten, instand setzte. Freiwillige haben hier alles ein wenig nett hergerichtet und die Nachkommen der Besitzer haben ihre Einwilligung gegeben, das Haus der Eltern oder Großeltern der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Mit typisch Australischem Humor sitzen jetzt Strohpuppen auf dem Plumpsklo im Hof oder auf den Betten, oder eine rostige Spiralfeder hängt auf einer Leine mit einem Pappschild "Spring is in the Air" daneben.
Es ist anzuraten, hier länger herumzustreifen und sehen, wie die Leute hier noch 1963 gelebt haben. Eintritt kostet es nicht und man kann sich überall frei bewegen, hier vertraut man darauf, dass nichts zerstört oder geklaut wird. Unvorstellbar, die meisten Häuser sehen aus wie aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts. Es waren eher Hütten zum Schutz, kaum ein Erbauer war ein Architekt und es wurden die alten Baustoffe der Umgebung genutzt: Altes Holz, Eisen von der Mine, Wellblech, Metallkisten, in denen einst Explosivstoffe lagerten, und auf den Böden findet man meist festgestampfte Erde. In einigen Häusern liegen Gästebücher, in die man sich eintragen kann.
Wir haben uns hier sehr lange aufgehalten, denn es gibt so viel zu sehen. Für Fotofreunde ein echtes Highlight. Die Gemeinde Leonora-Gwalia hat sich viel Mühe gegeben, hier alles wieder herzurichten, was seit 30 Jahren dem Wind, Wetter und den widrigen Klimaverhältnissen des Outback ausgesetzt war. Da liegen noch alte Zeitungen herum, gedeckte Tische, die Betten sind noch gemacht, man findet Familienfotos und das Fahrrad steht auf dem Hof. Im Haus des Arztes steht noch ein Krankenbett, die Waschmaschine und allerlei Kleinkram, der gute Mann hat auch sein Auto zurückgelassen und seine Sammlung Nummernschilder an der Scheunenwand. Beim Blick in die Hütten konnte ich mir schwer vorstellen, dass Leute zur Zeit meiner Geburt in einem Industrieland noch in solchen Behausungen gelebt haben.
Auf der Hauptstraße namens Tower Street findet man den Mazza's Store, ein typisches großes Wellblechgebäude, welches der einzige General Store war. Man kann noch in die Fenster schauen und findet noch etwas von der alten Ware, hineingehen kann man hier nicht.
Besonders sehenswert ist ein Haus ein wenig weiter die Strasse runter in Richtung Hotel, dort haben wir uns sehr lange aufgehalten. Es handelt sich hier um Patroni's Guest House, damals ein bekanntes Quartier und auch die Küche dort war beliebt bei den Minenarbeitern, die mehrheitlich aus Italien und Jugoslawien kamen. Auch hier hat man alles ein wenig hergerichtet, man findet noch Magnumflaschen mit Sekt von Seppelt aus Victoria und am Ende des Gebäudes eine Stube für den Barbier und sogar ein kleines Bordell. Das hat es allerdings dort nie gegeben, es handelt sich um einen Scherz, inclusive der obligatorischen Puppe. Unten auf dem letzten Foto ist der Speisesaal zu sehen, inclusive altem Kühlschrank, der mit Gas betrieben wurde. Hier sieht mit ein wenig Fantasie alles so aus, als hätten die letzten Gäste gerade erst den Raum verlassen.
Alte Kühlschränke stehen herum, man kann durch die Waschküche gehen oder eines der winzigen Gästezimmer besuchen, in denen noch alte Metallbetten stehen.
Alles in allem ist der Ort Gwalia mit Sicherheit eine der interessantesten Sehenswürdigkeiten in der Goldfields Region und einen Besuch wert. So hatten wir uns eine Ghost Town immer vorgestellt und standen dann meist nur vor einigen alten Kaminen und Wandstücken. Aber in Gwalia ist die Vergangenheit noch lebendig, man kann frei umherstreifen auf der Suche nach Fotomotiven und freut sich dann, wie schön komfortabel man dagegen selbst im Camper wohnt.
Nach der Besichtigung von Gwalia verließen wie die bewohnte Region und fuhren über eine Schotterpiste einen halbe Stunde bis nach Granite Creek. Dort übernachteten wir einsam und alleine inmitten des Outback unter einem grandiosen Sternenhimmel.
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Gwalia
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Patroni's Guest House - Gwalia
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