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Auch wenn die meisten großen Straßen, die Highways, mittlerweile asphaltiert sind, so gibt es zu vielen Nationalparks, kleinen Orten und entlegenen Farmen nur mehr oder minder gut befestigte Pisten. Auch die meisten Abkürzungen sind ungeteerte Feldwege, vor allem in dünner besiedelten Gebieten. Ausser nach starken Regenfällen sind diese Wege auch mit einem "normal streetcar" zu bewältigen, nur um einges langsamer als die befestigten Straßen. Wer es nicht glaubt - die Aboriginals machen es vor!
"4WD-only" steht manchmal auf auf den Straßenkarten und auf den Schildern zur Anzeige des aktuellen Straßenzustandes, wenn der Asphalt endet und der Schotter beginnt. Die Angabe "Allrad" sollte man aber nicht immer wörtlich nehmen. Dieses Kürzel ist zusätzlich ein Chiffre für die benötigte Geländetauglichkeit: Große Räder, dicke Reifen, viel Bodenfreiheit, stabile Achsen, Sperrdifferential und angepasste Federung. Allrad allein genügt nicht, bieten die unbefestigten Straßen doch genug Stellen, wo man zwar mit nur einer angetriebenen Achse noch weiterkommt, mit einem Audi Quattro oder Subaru Station Waggon aber trotz 4WD keine Chance hätte.
Vollen Allradantrieb braucht man nur in seltenen Fällen, zum Beispiel wo schlammige Flüsse oder tiefgründiger Sand zu durchqueren sind, wo die Straße nach einem Unwetter fast unpassierbar geworden ist, oder wo eine Berg- und Talbahn aus Felsbrocken und ausgespülten Querrinnen zu überwinden ist. Auch extreme Steigungen auf Geröll und Sand sind nur mit 4WD zu schaffen. Allerdings sollte man auf allen Strecken, wo 4WD-only ausgeschildert ist, diesen auch dann einlegen, wenn man meint, es sei überflüssig: Man schont damit die empfindlichen Pisten und vermeidet, sich bei plötzlich wechselnden Straßenverältnissen in einem Loch fest zu fahren.
Sicher ist die Anmietung von einem Allradfahrzeug teurer und man sollte sich immer überlegen, wohin man eigentlich fahren will. Wer in Central Australia nur 3 Tage Zeit hat und die Highlights abklappert, der braucht keine Bodenfreiheit denn die Straßen sind asphlatiert. Wer mehr Zeit hat, der kann Orte besuchen wie sich auf der Auswahlseite Offroad im Süden zu finden ist. Dafür ist Allrad mit Bodenfreiheit unbedingt nötig.
Wenn man für eine Tagestour eine solchen Wagen vor Ort mietet, so ist das recht teuer. Mit Benzin und Kilometergeld kommen schnell 250 A$ zusammen, da man meist nur 100 Km frei hat, und was sind in Australien schon 100 Km? Aber je nach Routenplanung sind zwei zusätzliche Tage mit Extra-Allrad immer noch billiger, als eine Kombination aus 2 Wochen Limousine und 1 Woche Jeep, den man von Deutschland aus gemietet hat. Da man auch bei den großen Vermietern nicht überall den Wagentyp wechseln kann, ist man von den teuren 7 Tagen eventuell 3 oder 4 Tage auf konventionellen Straßen unterwegs.
Auch das Mieten eines Geländewagens für längere Zeit ist noch recht teuer. Solange man mit einem "normal streetcar" auskommt, kann man viel Geld sparen. Wir haben auf unseren Routen im Südosten Australiens nur an wenigen Tagen den Bedarf für einen 4WD gesehen, bzw. in Ermangelung eines 4WD auf den einen oder anderen Abstecher verzichtet. Es gibt auch in der Nähe der ausgebauten Straßen genug Einsamkeit und Natur zu erleben. Genaue Planung ist angegracht.
Zu unserem Erstaunen werden Allradwagen nicht überall angeboten. Eine Reservierung ist zu empfehlen. Selbst in einer großen Stadt wie Broken Hill, die auch touristische Infrastruktur und jede Menge 4WD-Ziele in der Umgebung hat, ist nicht bei jedem Autovermieter ein Allradwagen im Angebot. Trotzdem gab es Preisunterschiede von über 20%.
Da man den Allradantrieb nicht dauernd braucht, ist er folgerichtig auf der Vorderachse bei den meisten 4WD-Wagen wie zum Beispiel Nissan Patrol, Mitsubishi Pajero, Toyota Landcruiser, Ford Explorer oder Landrover separat zuschaltbar. Im Normalbetrieb ist nur die Hinterachse angetrieben, was auch Treibstoff spart.
Bei den wenigsten Allrad-Jeeps gibt es Automatik. Man muss sich also an das Schalten mit der linken Hand gewöhnen. Bremse und Kuplung liegen wie bei einem Linkslenker-Auto auch. Eine Proberunde auf dem Hof oder um den Block ist empfehlenswert, wenn man unsicher ist. Die Schaltung sollte leichtgängig sein ohne zu hakeln, dann klappt das Schalten auch mit dem linken Arm.
Man sollte sich gut erklären lassen, wie der Allradantrieb einzuschalten und zu benutzen ist. Das ist natürlich bei jedem Wagentyp anders. Bei unserem einige Jahre alten Pajero musste man von Hand an jedem Rad der Vorderachse den Freilauf sperren - anbei ein Videobild. Dann erst konnte man mit einem zweiten Schalthebel auch von Innen auf Allrad umschalten. Wenn man schon bis zu Achse im Dreck sitzt, dann ist es zu spät, die Betriebsanleitung herauszuholen.
Allradfans, die in Australien unterwegs sind, werden immer wieder auf echte Freaks unter den Einheimischen treffen. Die fahren meist kräftige Offroader mit geländegängigen Trailern hintendran. Manchmal befindet sich auf dem Dach auch noch ein Boot. Als Tourist, der sich sowas nicht mieten kann, wird man bei mancher Begegnung ein wenig neidisch.
Es gibt Zeitgenossen in Down Under, die leben in einem komfortablen Bus und der Allradwagen wird einfach hinten drangehängt und gezogen. Manchmal ist auch noch ein Trike oder ein Crossmotorrad mit dabei. Denn überall gibt es Offroad-Pisten und Offroad Clubs. Wer sich dafür interessiert, der sollte sich mal eine der vielen Offroader-Zeitschriften kaufen und staunen, was es alles gibt. Siehe www.offroader.com.au oder www.overlander.com.au. Krasser Gegensatz hierzu sind die meist älteren Semester, die mit alltäglichen Autos und dicken Trailern, künstlichem Rasenstück und rosa Morgenrock unterwegs sind. Die trifft man dann auf den Campingplätzen, dort wo es den Strom aus der Steckdose gibt. Die anderen unterm Sternnenhimmel am Lagerfeuer im Busch.
Für diejenigen, die es ganz weit hinaus in die Wüste treibt: ein Bericht aus der Simpson Dessert von Franz Reinisch, wie es dort ist und was man dafür an Vorbereitung und Zubehör braucht. Die Bilder hier entstanden an verschiedenen Orten in Australien, typisch für die Locals.
Video zum Thema
Beyond the Behind - Canning Stock Route Australia
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