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Zu den folgenden beiden Vögeln muss ich gleich am Anfang etwas sagen: Ich habe sie leider nie gesehen, so sehr ich auch nach Ihnen Ausschau gehalten habe. Gelegenheiten gab es wohl genug, wir waren in verschiedenen Regionen, die mit der Anwesenheit der Tiere warben, die nun beschrieben werden. Nur zu gezeigt haben sie sich mir nie.
Lyrebirds kann man laut aufgestellten Schildern im Tarra Bulga Nationalpark oft sehen und das Mallefowl läuft in der Gegend des Murray-Sunset N.P. bestimmt auch oft genug herum. Aber so sehr wir auch danach schauten, keins war zu sehen. Wahrscheinlich waren wir immer zur falschen Zeit vor Ort.
Obwohl sie bei mir nicht persönlich vorstellig wurden, jedenfalls in freier Wildbahn, sind beide Vögel etwas ganz Besonderers und sollen hier beschrieben werden.
Das Mallefowl wird im deutschen Sprachraum Thermometerhuhn genannt, dieser Namen beruht auf einem ganz speziellen Verhalten. Dieses Tier ist im Gegensatz zum Rest der australischen Tier- und Vogelwelt ein rastloser Schwerarbeiter. Während die anderen dösend im Schatten liegen, um jeder Beeinträchtigung durch die Sonnenhitze zu entgehen, ist dieser Vogel dauernd beschäftigt: Er läuft um seinen Bruthügel herum, buddelt Erde beiseite und türmt sie auf. Für mehr als 11 Monate widmet er seine ganze Aufmerksamkeit der Brutstation seiner Jungen. Er sitzt nicht auf den Eiern, wie das bei den 19 anderen Arten aus der Familie der hügelbauenden Großfußhühner der Fall ist, sondern lässt die Natur brüten. Dafür hat er sich die kargsten australischen Landstriche mit großen Temperaturschwankungen und niedriger Luftfeuchtigkeit ausgesucht: die ariden Gebiete des Mallee-Busch.
Im Herbst beginnt das Männchen mit dem Bau eines Nisthügels aus Sand, Erden, Zweigen, alles, was es zusammenscharren kann. Mitten hinein wird eine eine Kammer gegraben, in die später die Eier gelegt werden, diese Kammer wird mit losen Blättern und Rindenstückchen gefüllt. Jetzt wird auf den Regen gewartet und dabei der Haufen weiter vergrößert. Wenn das organische Material in der Eikammer durchnäßt ist wird der Haufen oben abgedeckt, damit die Zersetzung wie in einem Komposthaufen Wärme erzeugt. Ab August überprüft das Männchen mehrmals täglich die Temperatur in der Bruthöhle. Der Hügel wird an einer Stelle aufgekratzt, der Kopf ins Loch gesteckt und der Haufen wieder zugescharrt. Einer der Sinne am Kopf dient dabei als empfindliches Themometer, vermutlich die Zunge.
Wenn die Innentemperatur etwa 30°C erreicht hat, beginnt die Eiablage. Das Weibchen legt über 4 Monate bis zu 20 Eier, während das Männchen dafür sorgen muss, das die Temperatur konstamnt 33°C beträgt. Wird der Hügel zu heiß, wird er zum Lüften geöffnet oder mit Sand gegen die Hitze isoliert. Kühlt er zu sehr aus, wird er zur Mittagszeit geöffnet, damit die Sonne die Brutkammer aufwärmen kann.
Thermometerhühner bleiben ein Leben lang zusammen und betreiben mit großer Sogfalt ihre Brutpflege. Wenn die Kücken aber geschlüpft sind und sich durch den Sandberg ins Freie gegraben haben, dann flüchten sie ins nächste Gebüsch und sind fortan auf sich alleine gestellt. Nach einem Tag können sie schon kleine Strecken fliegen. Die Alten kümmern sich nun überhaupt nicht mehr um den Nachwuchs.
Wer ein Foto vom seltenen Mallefowl sehen möchte, sollte das Australien Portfolio der Schweizer Naturfotografin Manuela Leder besuchen.
Das Lyrebird, oder Leierschwanz auf Deutsch, ist ein Meister der Imitation. Wer in den Wäldern im südosten Australiens wandert und plötzlich das Pfeifen einer Lokomotive oder eine Art von Maschinenrasseln vernimmt, hat mit ziemlicher Wahscheinlichlkeit den Ruf des Leierschwanzes vernommen. Vielleicht habe ich bei Wanderungen schon Dutzende solcher Rufe gehört, sie aber nicht richtig eingeordnet. Erst nachdem ich auf Mount Buffalo die Beschreibung von Guide Alice über die Begegnung mit einem Lyrebird gelesen habe, ist mir klargeworden, das ein Lyrebird eine Art Rebhuhn ist, welches normalerweise scharrend am Boden umherläuft. Und ich Dussel hatte immer hoch in den Baumwipfeln gesucht...
Der Schwanz dieses fasanengroßen Vogels ist prächtig und wird bis zu 55 cm lang. Im Herbst wird er bei der Balz eingesetzt, indem das Männchen, auf einem Ast sitzend, seine Schwanzfedern über den Körper beugt und seinen Gesang anstimmt. Dabei ahmt es auch andere Vogellaute nach. Das Weibchen legt jeweis nur ein einziges Ei. Sechs Wochen später schlüpft das Junge und weitere 6 Wochen später wird es flügge. Um den Nachwuchs zu schützen, wird Kot, dessen Geruch Nesträuber anlocken könnte, vom Nest weggeschafft und woanders verbuddelt.
Ein Lyrebird hat jeder Australienurlauber mal in der Hand, auf der 10 Cent Münze ist ein Leierschwanz bei der Balz abgebildet. In der freien Natur soll man angeblich welche sehen, es ist uns aber noch nicht geglückt.
Sogar im Gehege des Healsville Sanctuary bei Melbourne, in dem ein Brutpaar lebt, gelang mir nur die Aufnahme unten rechts. Das Weibchen ließ sich einige Sekunden auf einer kleinen Lichtung blicken. Den prächtigen Schwanz des Männchens konnten wir nur im Schaukasten fotografieren...
Hier ist eine Sounddatei von 240 KB mit dem Gesang eines Lyrebird, die ich bei Guide to Animal Sounds on the Net gefunden habe. Diese Geräusche hören sich an wie der Anlasser eines Autos, das nicht anspringen will. Ein gutes Beispiel für die Begabung der Lyrebirds, fremde Vogelstimmen nachzuahmen - oder auch ganz andere Geräusche...
Google Map zum Thema
Lyre Bird - Imitating Sounds - David Attenborough
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