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SANGUINHO

Nachdem wir den Weg zum Wasserfall Salto do Prego gelaufen waren, führte uns der Rückweg dann am Ende an einem historischen Ort vorbei.

Aldeia do Sanguinho ist ein ein kleines, malerisches Dorf inmitten einer üppigen tropischen Vegetation. Der Weg zum Salto do Prego bietet auf der ersten Hälfte zwei Alternativen, wer entgegen dem Urzeigersinn wandert wandert, der kommt als erstes hier vorbei. Wir fanden es beser, hier am Schluß vorbei zu kommen und schon etwas müde zu sein, denn man kann sich vor Ort gut erfrischen, jedenfalls von innen.

Vom Wasserfall kommend passiert man wieder nach einem Stück Wald einige alte Felder und Trockenmauern und die freilaufenden Hühnerhorden, dann gelangt man zu dem steinigen Wegstück ähnlich einer Römerstraße mit der Gabelung zwischen dem Weg zum Dorf und dem Weg hinunter zum Bach im Tal. Von hier geht es nochmal etwa 700 Meter durch dichten Wald hinunter zu einer Brücke und dann wieder sanft am Berghang gegenüber hinauf zum alten Dorf.

Dieser Ort wurde schon vor Jahrhunderten errichtet und diente als Zuflucht für seine damaligen Bewohner. Hier bauten sie Häuser, um Land und Höfe vor den schweren Stürmen zu schützen die in dieser Region öfter Schaden anrichteten. Der Name Sanguinho stammt von dem reichlichen Vorkommen des Frangula azorica in dem Gebiet. Der endemische Kleinkronenbaum oder großer Strauch bis 10 m hat eine rotbraune Rinde und trägt rote Steinfrüchte.

In seiner Blütezeit beherbergte das Dorf ca. 200 Einwohner in etwa zwanzig Häusern. Verlassen wurde der Ort erst vor etwa vier Jahrzehnten, nachdem schwere Überschwemmungen Faial da Terra verwüstet hatten. Heftige Regenfälle führten in den 1970er Jahren zu verheerenden Sturzfluten und Erdrutschen, bei denen mehrere Häuser in Faial da Terra beschädigt oder zerstört und Teile des Tales überflutet wurden. Viele Bewohner waren gezwungen, zu flüchten.

Aufgrund dieser Gefahr und der Schwierigkeiten bei Mobilität, Schule und Versorgung, wanderten dann auch die letzten Familien nach Amerika aus oder zogen ins Dorfzentrum von Faial da Terra. Bis 1980 war Sanguinho quasi verlassen, teilweise lebte nur noch eine ältere Bewohnerin dort.

Wer Lost places liebt, kann hier einen atmosphärischen Ruinen-Spaziergang machen. Dabei sieht man typische Lavastein-Bauten mit charmanter, historischer Architektur und Gärten, dazwischen blühen viele Blumen.

Einige der Häuser wurden mittlerweile in Teilen restauriert und heute als Natur-Tourismusziel erhalten und angeboten. Der Ort zeigt eindrucksvoll das Zusammenspiel von menschlichem Leben und einheimischer Pflanzenwelt. Rundum existieren extensiver Obst- und Gemüseanbau und Lorbeerreste, all das eingebettet in naturnahe Fels- und Wasserlandschaft.

Im Jahr 2001 wurde Sanguinho als "Lost Village" in einer BBC-Dokumentation präsentiert. Danach initiierten Initiativen ein Restaurierungsprojekt mit dem Ziel, das kulturelle Erbe zu erhalten. Dazu gehören auch die ökologische Landwirtschaft und Häuser dienen teils als künstlerisches Refugium, teils als Ferienhäuser. Das Ökodorf Aldeia do Sanguinho ist heute ein perfektes Beispiel für gelungenen Ökotourismus. Es gibt eine etwas holprige Zufahrt von der Ringstraße, die von oben in den Ort führt.

Bei der Wanderung durch den Ort führte uns ein Schild zu einer Bar mit Kiosk, die Getränke und Snacks anbietet. Hier kann man auch Erzeugnisse der Gemeinschaft kaufen wie Plätzchen oder Gemüse. Es gibt Tische und Bänke und bei Wind einen gemütlichen Pavillion mit Aussicht durch die Glasfenster.

Hier tranken wir erst einmal einen Kaffee und eine Flasche Kima Ananas und wurden dabei auf Deutsch bedient. Die Pause tat gut und wir konnten die letzten Meter bewältigen.

Die führten auf einem schmalen Kopfsteinpflasterweg über 8 Serpentinen sehr steil ca. 200 Höhenmeter wieder bergab bis zum geparkten Auto. Da waren wir froh, die Schleife in dieser Richtung gelaufen zu sein.















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