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| Schöne Aussicht |
Kurz bevor wir am zweiten Tag nach unserer Ankunft den Touristenort Banff erreichten, machten wir noch eine Abstecher zum benachbarten Lake Minnewanka. Bei der kleinen Rundfahrt rissen die Wolken auf und die Sonne kam sporadisch zum Vorschein. Nachdem wir dann im Ort noch die Wasserfälle des Bow River besucht hatten wurde es richtig sonnig. Also nutzten wir spontan das schöne Wetter, um mit der Seilbahn auf den Hausberg von Banff hinauf zu fahren. Es handelt sich dabei um den Sulphur Mountain, von seinem Gipfel aus kann man einen 360°-Panoramablick auf die Bergwelt der Kanadischen Rockies rund um Banff genießen. Der große Parkplatz an der Talstation befindet sich nur 5 Minuten Fahrzeit von der Innenstadt entfernt. Dort starte die 1,6 km lange Seilbahn namens Banff Gondola.
Sie befördert pro Gondel jeweils 4 Fahrgäste in nur acht Minuten zur Bergstation hinauf und es gibt insgesamt 40 solche Gondeln. Pro Stunde können somit zur Hochsaison 650 Passagiere hinauf und hinab befördert werden. Erbaut wurde die Seilbahn zwischen September 1958 und Juli 1959, modernisiert dann zwischen November 1997 und Februar 1998 und hergestellt natürlich in der Schweiz.
An der Talstation steht zu Werbezwecken ein fotogener Bus mit Riesenreifen und kanadischer Lackierung, mit solchen Teilen werden die Touristen auf den Athabasca Gletscher im Jasper Nationalpark gefahren. Natürlich darf ein Foto mit diesem Ding nicht fehlen. Im Einsteigebereich der Gondeln arbeitete ein junger Deutscher, der uns gleich als Landsleute erkannte. Da nicht viel los war an diesem Tag - im Ort fanden gleichzeitig ein Radrennen und ein Volkslauf statt - hatten wir bei der Bergfahrt eine Kabine für uns alleine und glitten gemütlich mit 4 Metern pro Sekunde hinauf.
Oben angekommen befindet man sich dann in 2.281 Metern Höhe. Die Fahrt lohnt sich bei einigermassen guter Sicht auf jeden Fall, auch wenn sie mit 29 Dollar pro Person recht teuer war. Wer sehr viel Kondition hat, der kann den steilen Auf- oder Abstieg auch zu Fuß machen, wir waren erstaunt, wie viele Wanderer wir aus der Gondel heraus auf dem schmalen Pfad unterhalb im Tannenwald sahen. Immerhin sind hier über 698 Meter Höhenunterschied in 5,5 Kilometern zu überwinden, das ist nur mit Hilfe von vielen Serpentinen zu bewältigen.
Wenn man die moderne Bergstation erreicht hat kann man sich im Selbstbedienungs-Restaurant stärken oder im Souvenir-Shop einkaufen gehen. Von der Plattform der Station aus hat man schon einen sehr schönen Blick hinunter nach Banff. Das erste Teehaus auf dem Gipfel des Sulphur Mountain eröffnete schon im Sommer 1940 auf dem Gelände des heutigen Gipfelkomplexes. Betreiber war ein eingewanderter Schweizer Bergführer namens John Jaeggi, der alle Baustoffe und sogar das Wasser für den Tee per Pferd auf schmalem Wanderpfad hier hoch brachte.
Der Bau der heutigen Gipfelstation begann im Oktober 1980 und am 15. September 1981 folgte die offizielle Eröffnung.
Rund um die Station wurde gerade wieder gebaut, die neuen hölzernen Wandelsteige waren aber zum Teil noch abgesperrt. Sie dienen in erster Linie dazu, den Besucherkontakt mit der Tierwelt und der Vegetation zu minimieren. Aber auch das hohe Aufkommen an Menschen hinderte ein Dickhornschaf nicht, mit ihrem Nachwuchs direkt neben den Holzplanken zu fressen. Natürlich waren die beiden ein sehr beliebtes Fotomotiv.
Wenn man ein wenig laufen möchte, dann kann man den einen Kilometer langen Banff Skywalk zur Cosmic Ray Station (National Historic Site of Canada) entlang gehen. Unterwegs gibt es viele Schilder mit Informationen und man sieht viele kleine Streifenhörnchen über die Felsplatten flitzen. Die Stufen führen vorbei am Standort der Strahlungs-Mess-Station aus dem Internationalen Geophysikalischem Jahr (1957-1958), die hier bis 1981 stand, und hinauf bis zur Sanson's Peak Meteorological Station auf dem Gipfel, in der man noch die alte Einrichtung durch ein Glasfenster bewundern kann. Der Meteorologe und Museumskurator Norman Bethune Sanson war einer der frühesten Pioniere. Er wagte die Erstbesteigung des Berges mit Schneeschuhen im Jahr 1896, um Wetterbeobachtungen für die Region um Banff zu beginnen. Während der nächsten dreißig Jahre seines Lebens, wanderte Sanson über tausend Mal auf den Berg und machte eine seiner letzten Wanderungen im Sommer 1945, im Alter von 84 Jahren.
Für den anspruchsvollen South East Ridge Trail zum Gipfel des Sulphur Mountain sollte man festes Schuhwerk und mehr Zeit mitbringen. Überall hat man einen atemberaubenden Blick in die drei umliegenden Täler, ganz klein erscheinen unten die Eisenbahnen. Sie ziehen teilweise über 100 Waggons durch die Berge. Sanson's Peak, Cascade Mountain und Tunnel Mountain begrenzen die wunderbare Rundsicht.
Am Morgen hat man von oben meist die klarste Sicht, gegen Nachmittag zog es sich dann recht schnell wieder zu.
Hier ist eine Webcam mit gerade aktuellen Bildern vom Gipfel.
Wir hatten Glück, für uns schien die ganze Zeit die Sonne und nur an den Bergen hielten sich einige hartnäckige Wolken. Kaum hatten wir uns entschlossen, wieder ins Tal zu fahren, da zogen dunkle Wolken auf. Auf dem Rückweg hatten wir weniger Glück als bei der Fahrt noch oben und saßen zusammen mit einem Paar aus Kanada in der Gondel. Die Frau hatte große Angst und war froh, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
Wir gönnten uns noch einen großen Cappuccino in der Starbucks Filiale in der Talstation und fuhren dann weiter über den Bow Valley Parkway zu unserem nächsten Campingplatz am Johnston Canyon.
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