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| Gipfel-Rundgang |
An einem sonnigen Morgen starteten wir früh in Schlitz bei strahlendem Sonnenschein. Tagesziel war die nahe Röhn, bei Fulda fuhren wir noch durch dichte Wolken. Nach dem Fuldatal ging es wieder aufwärts in Richtung Wasserkuppe, die wir nach einer Dreiviertelstunde Fahrt erreichten. Schon unterwegs kam die Sonne heraus und rückwärts blicken wir auf eine dichte Wolkendecke im Tal.
Die Wasserkuppe ist mit 950 m ü. NHN Höhe der höchste Berg der Rhön und zugleich die höchste Erhebung in Hessen. Sie liegt im Naturpark Hessische Rhön und im Biosphärenreservat Rhön. Überregional bekannt ist dieser Berg als Wiege des Segelflugs.
Darmstädter Studenten begannen 1910 hier mit Flugversuchen. Der Segelflieger wurden damals von einer Gruppe Hilfswillge angezogn, erst nur mit Seilen, später mit Gummiseilen, die eine gewisse Katapultwirkung erzielten, die einfachen Gleiter mussten aber meist nach kurzer Flugstrecke wieder landen. Im Jahre 1912 schaffte man hier mit 850 Metern Weite den ersten Weltrekordflug. Im Sommer 1920 wurde der erste Rhön-Segelflugwettbewerb durchgeführt, an dem sich 25 junge Flieger beteiligten. Beschränkt durch den Versailler Vertrag kontentrierte man sich auf den motorlosen Flug und machte enorme technische und theoretische Fortschritte.
1922 erreichte Arthur Martens eine Flugleistung von einer Stunde, damals als der allererste motorlose Stundenflug ein Weltrekord. Die Flugstrecke von 8,9 km und 108 m Startüberhöhung waren zwei weitere Weltrekorde dieses legendären Flugs und Martens eröffnete noch im selben Jahr die weltweit erste Segelflugschule auf der Wasserkuppe. Für Michaels Vater waren dies Flugpioniere die Helden seiner Jugend, er war später Fluglehrer auf dem Segelflugplatz Oerlinghausen bei Bielefeld am Teutoburger Wald.
Ab Ende der 1920er Jahre ging man in den Thermikflug über. 1923 wurde das Fliegerdenkmal errichtet, ein Bronzeadler der auf einem vulkanischen Basaltschlot sitzt und an die gefallenen Flieger des Ersten Weltkriegs erinnert.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde hier eine militärische Flugschule eingerichtet und Baracken durch feste Gebäude ersetzt. Pfingsten 1944 starben bei einem Fliegerangriff 13 Menschen und 50 wurden verletzt. Die Mehrzahl waren Jugendliche zwischen 12 und 14 Jahre, junge Modellflieger und einige Mitglieder des Jungvolks, die auf der Wasserkuppe ihr Zeltlager hatten. 170 Bomben einer US B 17 Bomberstaffel brachten den Tod, als die Wasserkuppe gegen 15:16 Uhr Gelegenheitsziel für den Bombenabwurf wurde. Das ursprüngliche Ziel waren eigentlich die Dessauer Junkerswerke, aber wegen schlechter Sichtverhältnisse im Raum Dessau wurde die Bombenlast auf dem Rückflug über der Wasserkuppe abgeworfen. Die Hermann-Göring-Flugzeughalle mit ihren dort abgestellten rund 40 Segel- und fünf Motorflugzeugen brannte nach einem Treffer völlig nieder.
1945 wurden alle Einrichtungen vor dem Eintreffen der US-Armee zerstört. Diese okkupierte das gesamte Gebiet einschließlich des Berggasthofes mit dem Turm, der Martens Fliegerschule, der Reichssegelflugschule und dem Segelfluggelände und erklärte es zu militärischem Sperrgebiet. Knapp 2 Jahre lang wurde auf der Wasserkuppe eine Fernmeldestation der Royal Air Force und eine Radiorelaisstation der der US-Armee betrieben. Ab dem 1. Januar 1947 übernahmen die US-Streitkräfte den Berg allein und installierten noch im selben Jahr eine mobile Radarstation.
Der Turm, eine markante Stahlkonstruktion und damals ein weithin sichtbares Erkennungszeichen der Wasserkuppe, wurde dann am 4. Oktober 1955 abgerissen, weil er den Betrieb der Radareinrichtungen störte. Die Radaranlage wurde 1978 an die Bundeswehr übergeben, 20 Jahre später dann deren Betrieb und damit die militärische Nutzung der Wasserkuppe eingestellt.
Im April 2014 wurde der Segelflug auf der Wasserkuppe für das Land Hessen und gegen vier Mitbewerber als Beitrag für das UNESCO Immaterielle Kulturerbe nominiert. Im Dezember 2015 wurde bekannt, dass die Wasserkuppe leider nicht in die Liste aufgenommen wurde.
Seitdem wird die Waserkuppe wieder touristisch genutzt. Heute existieren hier oben ein großes Segelflugzentrum, ein Flug- und Schulungszentrum für Hängegleiter, Paragliding und Snowkiting und das Deutsche Segelflugmuseum.
Dazu kann man das Radom Wasserkuppe, die ehemalige Radarkuppel, von außen und Innen mit Führung besichtigen. Radom kann aus dem englischen von "Radar Dome" oder aus dem deutschen von "Radar Domizil" abgeleitet werden. Die Aussichtsplattform in Form des 65 m langen Aussichtumlaufs ist tagsüber gegen 2 Euro Eintritt über Münzeinwurf zugänglich. Wer hier steht, hat den höchsten öffentlich zugänglichen Punkt von Hessen erreicht.
Es gibt das Kompetenzzentrum Rhön, Hotels, Restaurants, ein Feriendorf, ein Zeltplatz, diverse Regional- und Souvenirläden, eine Sommerrodelbahnen, Skilifte und einen Kletterwald.
Auf einem der großen, noch fast leeren Parkplätze fanden wir zentral direkt einen freien Platz, am frühen Morgen war hier noch nicht so viel los. Dann machten wir einen Spaziergang rund um das Gelände.
Auf der Südflanke der Wasserkuppe entspringt die Fulda als linker Quellfluss der Weser, ein Wanderweg führt an der in Basaltgestein gefassten Quelle vorbei. Eigentlich wollten wir noch weiter wandern bis zu einem berühmten Geröllfeld am Schafstein. Da wir an diesem Tag aber noch so viel vor hatten, haben wir uns dafür keine Zeit genommen. Die Wanderung dorthin hätte zwar nur eine Stunde gedauert, aber Ziele wie Schwarzes Moor, Rotes Moor oder die Ebersburg waren uns wichtiger.
Auf der Südwestflanke entspringt der Fulda-Zufluss Lütter und auf der Westflanke der Lütter-Zufluss Haardt und 30 weitere Bäche haben hier ihren Ursprung. Der Nordausläufer des Berges ist die Abtsrodaer Kuppe und ihr Südwestausläufer der Pferdskopf. Im Ostsüdosten der Gipfelregion befindet sich eine 904 m hohe Kuppe, die auch als Kleine Wasserkuppe bezeichnet wird.
Von der Gipfelregion reicht der Blick bei guter Sicht über die Rhönlandschaft hinweg unter anderem bis zu Hohem Meißner, ins Rothaargebirge und zum Taunus. Auf einer Übungswiese sahen wir Gleitschirmflieger und natürlich konnten wir auch das Anschleppen von einigen Selgelflugzeugen mittels Motorflieger beobachten.
Im Winter herrscht auf der Wasserkuppe Hochsaison für Skifahrer und Wintersportler jeder Art. Egal ob Langlauf, Abfahrt, Snowboard, die Trendsportart Snowkite, Winterwanderungen oder eine Tour mit Schneeschuhen - hier ist alles möglich. Jetzt im herbst waren nicht ganz so viele Besucher hier oben, doch nach unserem Rundgang wurde es zusehends voller.
Wer mehr Zeit als nur für einen kurzen Tagesausflug hat, für den gibt es hier mehrere Hotels wie Peterchens Mondfahrt und das Hotel Deutscher Flieger. Seit einigen Jahren auf einem Parkplatz mit ein paar Stellplätzen, auf denen man sein Wohnmobil parken darf. Auch kleine individuelle Ferienhäuser kann man mieten.
Im Gipfelbereich gibt es auch mehrere "Touristikläden", die das klassische Sortiment anbieten. Unser Ziel war der Regionalladen Wasserkuppe, in dem regionale Produkte und kleine Gerichte sowie leckerer hausgemachter Kuchen angeboten werden. Wir nahmen noch Salami, Tannensirup und frisches Bauernbrot mit und gönnten uns ein leckeres Eis aus Gersfeld, zu 100% aus natürlichen Zutaten hergestellt. Unbedingt probieren!
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