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| Grüne Oase |
Eher durch Zufall kamen wir auf die wunderschöne Klosteranlage, auf der Suche nach einem schönen Ort um die Rückreise aus der Pfalz in Richtung Köln zu unterbrechen. Wir hatten im Hotel Schloss Edesheim übernachtet, danach beim Weingut Sommer in Hambach Station gemacht, um Wein ins Auto zu laden.
Ein kurzer Abstecher von der Autobahn führte uns dann um die Mittagszeit an einem Wochentag zum Kloster Disibodenberg, eine beeindruckende Klosterruine in der Gemarkung der Ortsgemeinde Odernheim am Glan im Landkreis Bad Kreuznach.
Im Mündungsdreieck von Nahe und Glan liegt der 170 Meter hohe Disibodenberg mit steilen Abhängen, deren südlich gerichtete Bergseiten mit Reben bepflanzt sind. Diese historischen Weinlagen beheimaten mit großer Wahrscheinlichkeit die ältesten Reben Deutschlands. Im Sommer 2008 kam es zu einem Sensationsfund: 5 Reben der Rebsorte "Weißer Orleans" die schätzungsweise 500 bis 900 Jahre alt sind.
Das Ruinengelände liegt innerhalb des Naturschutzgebiets Disibodenberg mit wunderbarem, alten Baumbestand. Hier war in der Woche nicht sehr viel los und wir fanden auf dem Parkplatz nur wenige Autos. Die Klosterruine ist jederzeit, außer Montags, über einen Einwurf von 5 Euro pro Person in die Freiwilligkeits-Kasse zu betreten, falls die Pforte nicht besetzt ist - alternativ gibt es auch eine Jahreskarte.
Die heilige Hildegard berichtet in ihrer Vita Sancti Disibodi von einem irischen Wandermönch namens Disibod, der auf dem das Nahetal weithin beherrschenden Bergkegel am Zusammenfluss von Nahe und Glan zunächst als Einsiedler lebte. Dann errichtet er für seine wachsende Anhängerzahl ein Kloster. Alle Angaben diesnezüglich sind sehr unsicher, was auch für Disibods Todesdatum gilt. Je nach Quelle schwankt es zwischen den Jahren 570 bis 674.
Am 01.11.1112 wurden drei junge Frauen, darunter die zwanzigjährige Jutta von Sponheim und die vierzehnjährige Hildegard, in einer für sie neu gegründeten Frauenklause in das Kloster aufgenommen. Unter der heute selig gesprochenen Jutta von Sponheim, und nach ihrem Tod 1136 unter deren Nachfolgerin Hildegard wuchs das Ansehen des Frauenklosters auf dem Disibodenberg zunehmend.
1143 war der Bau der Klosterkirche, eine der größten Kirchen zwischen Mainz und Trier, vollendet. Spätestens Anfang 1152 verließ Hildegard mit ihren Mitschwestern den Disibodenberg, um ein neues Kloster auf dem Rupertsberg bei Bingen zu gründen. Darunter litt das Kloster und dazu kamen auch noch kriegerische Auseinandersetzungen zwischen dem Adel im Naheland und dem Mainzer Erzbistum. Das Kloster verarmte, 1259 übernahmen 12 Zisterzienser aus Otterberg in der Pfalz auf Anordnung von Erzbischof Gerhard von Mainz die heruntergekommene Klosteranlage. Die alten Gebäude wurden nach den Bedürfnissen der neuen Klosterherren umgebaut. Zwei große Gebäude, die mit ihren hohen Giebeln noch heute die Besucher beeindrucken, kamen hinzu. Große Kamine in beiden Gebäuden sind noch vorhandene und verzierte Architekturfragmente zeugen von der einst wohlhabenden Ausstattung.
Nach mehreren Plünderungen im 16. Jahrhundert ging das Kloster 1559 an Herzog Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken über, der es im Zuge der reformation auflöste. Im Dreißigjährigen Krieg war es langjährig besetzt und befand sich danach in einem ruinösem Zustand. Irgendwann ging es dann in Privatbesitz über und die die Anwohner der umliegenden Ortschaften, nutzten die Klosterruine als Steinbruch.
1840 beauftragte der damalige Eigentümer Peter Wannemann den berühmten Gartenbauinspektor Ludwig Johann Metzger mit der Umgestaltung der Klosterruine in einen Landschaftspark mit den umgestalteten romantischen Ruinen als Kulisse.
Der Disibodenberg wurde ein beliebtes Ausflugsziel für die Kurgäste aus Bad Kreuznach und Bad Münster. 1989 gründeten Gräfin Ehrengard von Hohenthal und ihr späterer Ehemann Hans-Lothar Freiherr von Racknitz die Disibodenberger Scivias Stiftung, an welche die Ruine vermacht wurde.
1985 fanden hier archäologische Ausgrabungen statt und im Jahr 1998, zur Feierlichkeit des 900. Geburtstag von Hildegard von Bingen, eröffnete das Museum am Hang des Disibodenbergs und die neu errichtete Hildegardis-Kapelle wurde eingeweiht.
Bei so viel Geschichte bleibt noch die herrliche Natur zu erwähnen, die man hier antrifft. Der offizielle Rundgang beginnt am Museum, da aber bei unserer Ankunft geschlossen war. Hier ist nur Samstag von 11:00-18:00 Uhr und Sonn. und Feiertags von 11:00-17:00 Uhr geöffnet, das gilt auch für das Café. Sehr schön: Die von außen erreichbaren Toiletten konnten benutzt werden.
Es gibt einen ausgeschilderten Rundweg durch den Wald bis zur Klosterpforte auf der anderen Seite. Hier befand sich das Haupttor des Klosters mit dem Pfortenhaus, es gab einen Eingang für Wagen und einen für die Fußgänger. Von hier aus tritt man, wie im Mittelalter, in den Klosterbereich ein.
Innerhalb der Ruine gibt es keinen Weg, man läuft einfach herum und lässt sich vom grünen Ambiente mit den vielen alten Steinen, Grabplätten und Mauern faszinieren. Immer wieder hat man fotogene Ausblicke, viele Vögel singen in den Bäumen. Im Herbst muss es hier besonders idyllisch sein, aber jede Jahreszeit hat sicher ihren eignenen Reiz.
Hier ist ein Lageplan der Klosterruine. Die moderne Hildegardis-Kapelle liegt am Waldrand mit schöner Aussicht.
Auf dem höchsten Punkt des Berges wurde wohl um das Jahr 1000 die älteste Kirche gebaut. Von ihr sind noch die Grundmauern zu erkennen, in diesem Gebäude wird die erste die erste provisorische Frauenklause vermutet.
Nebenan sind noch Reste von einem weiteren Gebäude zu sehen. Dabei handelte es sich wahrscheinlich um einen sogenannten Wohnturm, ein schmales und hohes Gebäude in das die Frauengemeinschaft einzog, als die erste Klause zu klein geworden war.
Die dreischiffige Basilika der Abteikirche St. Nikolaus wurde von 1108 bis 1143 in romanischem Stil gebaut, nach der Übernahme des Klosters durch die Zisterzienser wurde die Kirche in gotischem Stil umgebaut. Die wunderschöne, dreistämmige Eiche die mittendrin wächst ist Sinnbild der Dreifaltigkeit.
Beeindruckend ist auch ein ehemals dreigeschossiges Gebäude, es diente als Hospitz. Mit seinen gewaltigen Giebeln und den drei Kaminen war es sicher sehr beeindruckend und die Reste sind es noch heute.
Beim weiteren Rundgang kann man noch eine Backstube, den ehemaligen Kreuzgang, eine Marienkapelle und das immer noch beeindruckende große, unterkellerte Abteigebäude bewundern. Auch dies besaß einst drei Geschosse, mit Wohnräumen und repräsentativen Empfangsräumen des Abtes. Nebenan schaut man hinunter in eine Zisterne, in der Regenwasser gesammelt wurde.
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