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Da es oben auf den Höhen des Nordschwarzwaldes am Schliffkopf wolkig war, sind wir durch wunderschöne Landschaft einfach runter ins Tal gefahren. Der Weg führte vorbei am Holchenwasserfall und dann durch das Kinzigtal in Richtung Durbach in der Ortenau.
Dabei haben wir uns an einer Stelle verfahren und dann auf dem Navigationsprogramm eine Burg entdeckt. Spontan beschlossen wir dann, den ursprünglich geplanten Besuch in Gengenbach auf später zu verschieben und uns lieber diese Burg anzusehen und ein wenig spazieren zu gehen. Denn hier unten im Kinzigtal kam gerade die Sonne raus, die Wolken hatten wir oben auf den Höhenlagen gelassen.
Die Burgruine Hohengeroldseck liegt auf dem 525 m hohen Schönberg zwischen den Gemeinden Biberach/Baden und Seelbach. Schon von der Bundestrasse 415 Richtung Lahr sieht sie beeindruckend aus. Direkt gegenüber der Einfahrt namens Schloßberg, die nur für Anwohner frei ist, befindet sich ein großer Parkplatz auf der Paßhöhe zwischen Lahr und Biberach. Direkt nebenan befindet sich die Herberge "Zum Löwen", das älteste Gasthaus Deutschlands. Von hier aus wanderten wir los, auf einem Serpentinenweg durch Wald hoch auf den Burgberg.
Nach einem kurzen steilen Anstieg erreicht man die beeindruckende Burgruine. Der Weg war schön, es waren wenig Leute unterwegs und die einzige Vesperstube am Wegrand war im Herbst schon geschlossen.
Eine Ritterburg und ihre früheren Bewohner regen die Phantasie aller Kinder an. An sie hat man hier gedacht und der Geroldsecker Burgpfad gibt auf viele Fragen spielerisch Antworten. An 9 verschiedenen Stationen auf dem 2 Kilometer langen Weg nach oben wird jeweils mit einer zweisprachigen Informationstafel plus einer mächtigen Holzfigur aus Kettensägekunst ein Thema des früheren Burglebens erklärt. Mit einem Spiel und Rätselfragen an jeder Station wird bei den Kindern die Lust am Wandern sowie Interesse an der Geschichte dieser Burg geweckt. Es gibt Erläuterungen, Fragen und Aufgaben, die jeweils für Erwachsene, Jugendliche oder Kinder gedacht sind.
In den Jahren 1240 bis 1250 wurde die Burg von Walter I. von Geroldseck als Stammburg erbaut. Die Geroldsecker galten neben den Zähringern als die mächtigste Herren der Region. Die Geroldsecker Herrschaft endete im Jahr 1634. Anna Maria von Hohengeroldseck war nach dem Tod ihres Vaters Jakob von Hohengeroldseck die einzige Erbin derer von Geroldseck. 1644 wurde sie mit Markgraf Friedrich V. von Baden-Durlach verheiratet und die Habsburger betrachteten die ganze Herrschaft Hohengeroldseck als an sie zurückgefallenes Lehen. Doch bereits 1697 wurde der Markgraf auf Betreiben von Reichsfreiherr Carl Caspar von der Leyen, dessen Familie seit 1677 eine Anwartschaft auf Hohengeroldseck innehatte, mit Waffengewalt wieder vertrieben.
Im Jahr 1689 wurde die Burg im Pfälzischen Erbfolgekrieg durch die Franzosen zerstört, seitdem steht hier eine Ruine. Das Feuer war angeblich bis Straßburg zu sehen.
Die Ruine Hohengeroldseck ist heute Eigentum der Rechtsnachfolger der Herren von Geroldseck, der Fürsten von der Leyen. Der Verein zur Erhaltung der Burgruine Hohengeroldseck e. V. betreut das Gelände seit 1958. Zwei Burgvögte kümmern sich um die Burgruine Hohengeroldseck. Die ersten Instandhaltungsmaßnahmen erfolgten bereits 1883, 2011 und 2013 wurden die Ruine umfangreich restauriert und gesichert.
Man betritt die Burg durch das ein unteres Burgtor und durch ein Haupttor, an dem man ein Wappen erkennen kann. Eintritt zahlt man hier nicht. Dann kann man nur noch staunen, diese Burg gehört sicher zu den reizvollsten und größten Burgen des Schwarzwaldes. Vorgängerburg war Alt-Geroldseck, auch Raukasten genannt, die nur wenige hundert Meter weiter nördlich lag.
Der Burgkern lag auf einem 50 Meter langen Felsen mitten im großen Burghof und bestand aus zwei Palasgebäuden. Von der vorderen Burg sind nur noch die Grundmauern erhalten, während der hintere Burgteil mit frühgotischen Spitzbogenfenstern in Fragmenten noch steht. Der von der Oberseite des Burgfelsens aus ebenerdige Zugang mündet im fensterlosen Erdgeschoss, in dem einst ein Waffenmagazin und Proviant untergebracht waren. Der alte Palas besitzt vier Stockwerke, ist 26 m hoch, 15 m lang und bis unter das Dach teilweise erhalten. Eine Wappentafel zeigt das Wappen derer von Geroldseck mit Löwen als Schildhalter.
Hier kann man über eine Wendeltreppe aufsteigen und oben vom Wehrgang aus bietet sich dann ein großartiger Blick ins Schutter- und Kinzigtal. Die Treppe wurde vom Lahrer Schwarzwaldverein schon zu Beginn der 1950er Jahre in den Turm des hinteren Palas eingebaut.
Die Burg rund um diesen zentralen Felsen hatte ohne die Vorwerke eine Ausdehnung von 95x50 Metern. Die 2,10 Meter starke Ringmauer hatte einen Wehrgang mit Schießscharten. Die beiden Hauptgebäude waren etwa 50 Meter lang und maximal 20 Meter breit, getrennt durch einen kleinen Hof. Die Fassade des Ritterhauses, eines viergeschossigen Palas, bildet ein schönes Fotomotiv und ist das Wahrzeichen der Burg. Beeindruckend, wenn man unten im Palas steht und auch von oben vom Wehrgang aus ein schönes Motiv. Die Innenseiten der Mauern sind mit zahlreichen Kragsteinen und Auflagern versehen, die an die ursprüngliche Aufteilung der Decken erinnern. Im zweiten Obergeschoss befand sich einst ein 80 Quadratmeter großer Rittersaal, der das gesamte Stockwerk einnahm.
An der Südseite der Unterburg stößt man an der Wehrmauer auf eine Vertiefung. Hier befand sich einst 6x6 Meter große Schmiede. Sie wurde 2011 bei Mauersanierungsarbeiten mit einem Bodenradar gefunden. Man fand hier Rohmaterial und Werkzeuge, einen Amboss und sogar die aufgetrennten Bleche einer eisernen Brustplatte aus dem 17. Jahrhundert. Wichtigster Fund war der Löschtrog zum Abkühlen der neu geschmiedeten Ware, der heute an der Wehrmauer vor dem alten Ofen steht.
Man kann auch noch ein Brunnenhaus und Überreste anderer Häuser besichtigen. Überall hängen informative Schilder in Deutsch und Französisch, die alle historischen Fakten klären. Das Brunnenhaus ist etwas ganz besonderes: Der überlebenswichtige Brunnen für die Burg lag unterhalb der zentralen Felsen im unteren Burghof. Er war aber durch ein dickwandiges Gebäude mit umlaufender Mauer extra gesichert und nur über eine durch die Felsen geschlagene Treppe von der oberen Burg aus zu erreichn.
Seit vielen Jahren findet immer am ersten Septemberwochenende ein Burgfest auf der Hohengeroldseck statt, 2020 fiel es leider wegen Corona aus. Auch die Erlebnisburgführung fand deshalb nicht statt.
Hier noch ein Linktipp: eine tolle 3D Animation der Burg Hohengeroldseck.
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