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| Viel umschwärmt |
Bei einem Blick auf die Karte auf der Suche nach Naturschutzgebieten fanden wir das Irndorfer Hardt bei Irndorf, es liegt im Naturraum Hohe Schwabenalb am Großen Heuberg an der Kreisgrenze von Sigmaringen und Tuttlingen.
Zu den größten Besonderheiten der Alb gehören die sauren Magerwiesen oder Borstgrasrasen im Bereich von Heuberg und Hardt. Ganz besonders eindrucksvoll sind sie hier im Naturschutzgebiet Irndorfer Hardt ausgeprägt und hierher sind wir nach einem Besuch der Burg bei Neuhausen im Tal hoch über dem Oberen Donautal mit schönen Ausblicken am Nachmittag dann noch hingefahren. Voller Hoffnung, hier schöne Insekten zu fotografieren. Wir wurden nicht enttäuscht.
Für die Albhochfläche sind die arten- und blütenreichen Bergwiesen mit ihrer ursprünglich nur einmaligen Mahd besonders bemerkenswert. Heute findet man sie leider nur noch an wenigen Stellen, dabei handelt es sich in den meisten Fällen um Naturschutzgebiete.
Viele Flächen wurden leider in der Vergangenheit aufgeforstet oder durch Düngung in ertragreichere Fettwiesen umgewandelt. Um weitere Verluste an Bergmähwiesen zu vermeiden, wurden alle Mähwiesen von der Naturschutzverwaltung kartiert und für viele bereits Pflegeverträge mit den bewirtschaftenden Landwirten abgeschlossen. Da Ziel ist es, diese landschaftsprägenden Wiesen dauerhaft zu erhalten.
Die Anfahrt war schon sehr schön, denn wir sahen in der Ferne sogar einen Fuchs. Diesmal konnten wir sogar anhalten um ihn zu fotografieren, ein prächtiger Kerl und dank Teleobjektiv auch zu erkennen.
Äußerst seltene Planzen wachsen hier, Raritäten, wie z. B. Arnika, Busch-Nelke, Feld-Enzian, Knöllchen-Knöterich, Weißzüngel, Gelber Enzian, Trollblume, Bleiche Weide oder Narzissen-Windröschen. Auch klimatisch ist das Irndorfer Hardt bemerkenswert, kann doch hier in keinem einzigen Monat des Jahres Bodenfrost ausgeschlossen werden. Denn das Gebiet ist als hochgelegene Mulde eine Kaltluftsenke, die sich klimatisch deutlich von der umgebenden Albhochfläche unterscheidet. So kann sich hier sogar im Sommer noch Reif oder gar Frost bilden, bei unserem Besuch war es jedoch sehr warm und sonnig.
Aus dem Irndorfer Hardt kommt eine besondere Leckerei für Vierbeiner: Damit das Gelände nicht wieder bewaldet wird, muss auch hier mal gemäht werden, wobei das Mähen teilweise nur alle paar Jahre stattfindet. Das Heu aus diesem Gebiet mit naturschutzgerechter Bewirtschaftun bietet einen sehr hohen Kräuteranteil und lebensnotwendige Mineralstoffe, Vitamine und Spurenelemente. Auf dem Markt erfreut sich das so genannte Heuberg-Aromaheu großer Beliebtheit und wird überregional vertrieben.
Das Gebiet hat eine Größe von rund 103 Hektar und wurde bereits 1938 als Schutzgebiet ausgewiesen. Ein geologisches Charakteristikum für die Flächen sind zahlreiche kleine Erdfälle, die sogenannten Dolinen. Sie sind ein signifikanter Hinweis auf die unterirdische Verkarstung des Gebiets. Irgendwo soll es auch historische Grabhügel geben, die haben wir aber nicht gefunden.
Das Hardt-Gebiet erreicht man, wenn man von der K7150 zwischen Nusplingen und Schwenningen rechts Richtung Cafe Hohe Tanne abzweigt und dem Asphaltweg folgt. Am Wanderparkplatz Irndorfer Hardt parkten wir ganz alleine und folgten dem nicht asphaltierten Landwirtschaftsweg am großen Wegkreuz vorbei in Richtung Wald.
Hier am Anfang des Weges waren wir leider eine Woche zu spät unterwegs, denn die Fläche vor dem Wald war schon gemäht, nur wenige Wochen zuvor blühte hier wohl noch Klatschmohn. Schade, der Weg bis zum Waldrand war sehr sonnig und es war recht heiss an diesem Nachmittag. Wir passierten eine Abzweigung und eine Jägerhütte mitten im Wald, der aus lichtem Baumbestand aus einigen Birken, Eichen, Buchen und hauptsächlich aus Fichten besteht. Nach der Wetterschutzhütte beginnt dann am Waldrand das Naturschutzgebiet Irndorfer Hardt mit Hinweisschild.
Der Forstweg hört auf und wir folgten einem Wiesenpfad ins offene Gelände. Und schon nach wenigen Schritten torkelten die ersten Schmetterlinge um uns herum, denn hier war die artenreiche Wiese natürlich noch nicht gemäht. Scheck-Tageule, Silberfleck-Perlmuttfalter, Kleiner Würfel-Dickkopffalter, Rundaugen-Mohrenfalter, Landkärtchen, Zitronenfalter, Hauhechel-Bläulinge, Kleiner Fuchs und viele mehr. Aber alles war schon recht trocken, wir waren einfach ein paar Wochen zu spät hier, allerdings soll das Gebiet zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert sein. Dann sieht man eben andere Tiere und Pflanzen.
Neben Schmetterlingen sahen wir auf den Blüten zahlreiche Hummeln, Bienen, Spinnen und Käfer. Im Gebiet herrscht eine wunderbare Ruhe und Weltenferne, wir waren hier alleine unterwegs und sahen niemanden. Nur die Geräusche der Verkehrsflugzeuge sind zu hören und man blickt in einer Richtung auf einen Fernmeldeturm, Anzeichen von Zivilisation.
Begeistert habe uns aber die Hauhechel-Bläulinge, die haben Michael besonders umschwärmt. Auf seinen Beinen oder Armen saßen gleich mehrere auf einmal, während ich sie scheinbar gar nicht interessierte. Als ich einmal ein Stück vorgelaufen war, musste der Vielumschwärmte mit der linken Hand das Smatphone rausholen und bedienen, während auf seiner rechten Hand mit Kamera ein Bläuling sass.
Der kleine Falter trägt auf der Unterseite der Flügel kleine schwarze Punkte, die weiß umrandet sind. Außerdem zieren orange gefärbte Flecken den Bereich in der Nähe der hinteren Flügelränder. Es gibt in Mitteleuropa eine Reihe sehr ähnlich aussehender Falter aus der Familie der Bläulinge, die man nur schwer unterscheiden kann. Männchen des Hauhechel-Bläulings sind daran zu erkennen, dass die Oberseite ihrer Flügel kräftig blau gefärbt ist, manchmal blauviolett. Weibliche Falter sind auf der Oberseite der Flügel braun gefärbt und weisen einen kleinen, individuell unterschiedlich ausgedehnten Blauanteil auf. Dabei muss man sie erst einmal ausgeklappt erwischen.
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