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AUSSICHTSTURM HURSCH

Der ehemalige Truppenübungsplatz Münsingen im sogenannten Münsinger Hardt und angrenzenden Gebieten wurde durch die militärische Nutzung von Siedlungen, Straßenbau, Flurbereinigung und intensiver wirtschaftlicher Nutzung weitgehend verschont. Stets durch Schafe beweidet konnte hier eine parkartige Weidelandschaft erhalten werden, wie sie im 19. Jahrhundert auf der Alb üblich war.

Auf dem Gelände stehen heute noch drei Beobachtungstürme, alle aus dem Jahre 1981: Der 20 m hohe Waldgreutturm 2 km südöstlich von Römerstein-Zainingen und der 30 m hohe Heroldstatt-Turm etwa zwei km nordwestlich von Heroldstatt-Ennabeuren.

Der dritte und höchste ist der 42 m hohe Turm Hursch und genau den wollten wir unbedingt besuchen, nachdem wir einen kleinen Stadtrundgang in Münsingen gemacht hatten. Er steht etwa 1,5 km südwestlich von Römerstein-Zainingen am fast am Nordrand des Übungsplatzes auf dem Hursch.

Von der Innenstadt in Münsingen fuhren wir gut 20 Kilometer zum Wanderparkplatz südlich von Zainingen, hier parkten wir alleine. An Wochenenden ist es sicher voller, denn er ist ein guter Ausgangspunkt für Spaziergänge. Zwei der großen Aussichtstürme sind in direkter Nähe: Hursch und Waldgreut.

Es war ein heisser Sommertag und die Sonne brannte vom Himmel. Sehr anstrengend, auf dem gleissenden hellen Schotterweg ohne Schatten zu laufen. Trotzdem hielten wir oft an, um Käfer oder Schmetterlinge am Wegrand zu entedecken und zu fotografieren.

Es erscheint paradox, aber die teilweise unberührt wirkende Landschaft mit ihrem Struktur- und Artenreichtum gerade der langjährigen militärischen Nutzung des Gebiets zu verdanken ist. So ähnlich wie bei uns nach Köln die Wahner Heide am Flughafen Köln-Bonn.

Nach Aufnahme des militärischen Übungsbetriebs zum Ende des 19. Jahrhunderts und einer Erweiterung während des 2. Weltkriegs war das Gebiet der regulären land- und forstwirtschaftlichen Nutzung entzogen. Infrastrukturmaßnahmen fanden hier nicht statt. Die Nutzung und Pflege des Übungsplatzes orientierte sich an den Erfordernissen des militärischen Betriebs, so wurden die für Übungen benötigten großen Flächen durch die auf der Alb traditionelle Schafbeweidung stets offen gehalten. Landschaftstypische Vegetationsformen wie Kalk-Magerrasen, magere Flachland-Mähwiesen und Wacholderheiden blieben erhalten.

Besonders interessant sind hier die durch Panzerbefahrung entstandenen kleinen Tümpel. Im ansonsten wasserarmen Karstgebiet der Schwäbischen Alb sind sie Refugien für hier seltenen Amphibien- und Libellenarten.

Mehrstämmige, knorrige Buchen zeugen von der früheren Hütewaldnutzung. Hecken und Feldgehölze haben sich teils in Folge der extensiven Schafbeweidung entwickeln können, teils wurden sie als Deckung bei militärischen Übungen extra angelegt. Heute sind sie Unterstand für die Schafe bei schlechter Witterung.

Die Waldsäume waren früher Einstandsflächen für die Panzer, aber die größeren Waldflächen wurden kaum genutzt. Hier sind Waldmeister-Buchenwälder, in schattigen Hanglagen auch die europaweit sehr seltenen und gefährdeten Schlucht- und Hangmischwälder sehr gut erhalten.

In diesem Gebiet hat sogar die in Baden-Württemberg vom Aussterben bedrohte Heidelerche ihr landesweit größtes Vorkommen. Sie ist auf die vegetationsarmen, offenen Flächen angewiesen, die zusätzlich zur Beweidung durch Befahren oder Beschuss entstanden sind.

Auch die das Gelände durchkreuzenden Schotterwege zählen dazu, hier findet die Heidelärche genügend Nahrung für sich und ihre Jungen. Denn zahlreiche Insektenarten haben auf dem Truppenübungsplatz ebenfalls ein Zuhause, darunter unter anderem auch gefährdete Arten wie Kleiner Heidegrashüpfer, Warzenbeißer, Glänzende Binsenjungfer oder Schwarzfleckiger Ameisenbläuling.








Auf dem Turm

Von der Aussichtsplattform des Stahlgitterkolosses hat man bei entsprechender Wetterlage einen traumhaften Blick weit über das Land bis zu den Alpen. Wir erreichten den Turm nach einem Spaziergang von einer knappen halben Stunde. Wir waren froh, als wir endlich den Waldrand erreichten, dess es war ziemlich heiss an diesem Sommertag. Auf dem Weg zum Wald sahen wir noch einen Feldhasen, der uns misstrauisch beobachtete und dann im Busch verschwand.

Wenn man hier am frühen Morgen oder am späten Nachmittag unterwegs ist, hat man sicher mehr Sichtungsglück.

Die täglich geöffneten Türme Hursch, Waldgreut und Heroldstatt befinden sich in Besitz des Schwäbischen Albvereins und werden von diesem ehrenamtlich betreut. Als wir gerade auf die Zuwegung abbogen wurden wir von zwei Radlern überholt, die vor uns auf den Turm aufstiegen.

Wir warteten eine Weile und gingen dann mit etwas Abstand hinterher, damit die beiden oben die Aussicht auch alleine genießen konnten. Auf halbem Weg kamen sie uns schon wieder entgegen. Maximal 10 Personen dürfen hier gleichzeitig hoch.

Die Konstruktion ist ähnlich einem großen Hochspannungsmast ohne Abzweige. In der Mitte der Grundfläche windet sich die Treppe um einen viereckigen senkrechtn Fachwerktäger, sie ist erstaunlicherweise nur ganz oben mit dem Gitterwerk des Turms verbunden. Dort oben springt die Treppe dann aus dem Turm heraus und führt dort hinauf auf die Plattform, die rundherum noch weit über einen Meter nach außen über die Turmstreben hinausragt.

Auf der in 895 Metern Meereshöhe befindlichen Aussichtsplattform des Stahlgitterkolosses angekommen lauschten wir dem Wind, der den Turm sanft in Schwingungen versetzte. Der Turm steht zwar nur an der dritthöchsten Stelle des Übungsplatzes, dennoch kann man sich hier über alle anderen Höhen erhaben fühlen. Mitten auf der Plattform steht die Beobachtungshütte mit großen Glasfenstern in Richtung Truppenübungsplatz, sie ist aber verschlossen und bietet bei einem Regenschauer nur noch etwas Schutz durch den Dachüberstand.

Am interessantesten ist die Aussicht nach Norden: Über Zainingen und Böhringen hinweg geht die Sicht zum 872 m hohen Römerstein und an ihm vorbei zum Albtrauf bei Gutenberg. Ganz weit links ist die Burg Teck mit ihrem Aussichtsturm zu erkennen. Links von der Teck sieht man in der Ferne den Stuttgarter Fernsehturm. Rechts vom Römerstein taucht möglicherweise die Ruine Reußenstein auf, die wir ja auch besucht haben.

Der Blick nach Osten gehrt über das Albhochland zur Blaubeurer und Ulmer Alb. Bei sehr klarem Wetter kann angeblich sogar der Turm des Ulmer Münsters ausgemacht werden, das konnten wir aber nicht erkennen.

Ganz alleine hier oben zu stehen war jedenfalls traumhaft, weit unten führen die beiden anderen winzigen Besucher gerade mit ihren E-Bikes davon. Nur die Sonne und die Hitze trieb uns wieder nach unten, beim Aufstieg waren wir jedenfalls ganz schön ins Schwitzen gekommen.

Die Türme Hursch, Waldgreut und Heroldstatt befinden sich in Besitz des Schwäbischen Albvereins sind täglich von 9:00-17:00 Uhr geöffnet und werden von diesem ehrenamtlich betreut. Da der Unterhalt dieser Türme mit hohen Kosten verbunden ist, wird unten am Eingang um einen Unkostenbeitrag von 1,00 € pro Person gebeten. Das zahlt man natürlich gerne für dieses Erlebnis. Und wenn man kein Kleingeld hat, gerne auch etwas mehr.








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