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LAGODEKHI

Folgt man von Tbilisi kommend der Straße N5 erreicht man das Städtchen Lagodekhi oder auch Lagodechi mit dem gleichnamigen National Reserve im Hintergrund. Dies ist der Hauptgrund, warum Touristen in diese Region kommen, denn der älteste Nationalpark im Kaukasus ist einzigartig. Er war lange unberührt, denn seit 1912 wird diese Region geschützt und so ihre urwüchsige Mannigfaltigkeit bewahrt. Tourismus ist erst seit der georgischen Unabhängigkeit im Jahr 1991 möglich, vorher war das Gebiet ein Totalreservat, in dem noch nicht einmal wissenschaftliche Forschung möglich war. Über mehrere Vegetationsstufen zieht sich der 178 km² große Nationalpark heute vom Gebirgsfuß bei 460 m bis in 3.428 m Höhe.

Der Wanderer trifft hier auf unberührte Urwälder, in denen heute kaum mehr bekanntere Baumarten wie Hainbuchen (Carpinus caucasica), Orientbuchen (Fagus sylvatica orientalis), Weißbuchen (Carpinus betulus), Linden (Tilia begoniifolia), Eschen (Fraxinus excelsior), Scholz's Eichen (Quercus pedunculifora) oder das seltene alte Walnussgewächs der Flügelnuss (Pterocarya pterocarpa) wachsen. Es gibt hier beinahe doppelt so Baumarten wie in Mitteleuropa, mit Baumriesen über 60 Metern. Hier findet sich die komplette Vegetation, die vor der Eiszeit in Mitteleuropa heimisch war und vor dem Eis auf der Südseite des Kaukasus Schutz fand. Ein Wunderland für Botaniker aus aller Welt.

Im Ort Lagodechi findet man mittlerweile eine Vielzahl an gastfreundlichen Familien, die eine Unterkunft für Gäste bieten. Inklusive Familienanschluss und wunderbares, selbstgekochtes Bio-Essen. Wir haben uns für das Gästehaus Gardenia entschieden, das sehr zentral zum Haupteingang vom Lagodechi Nationalpark liegt. Dort befindet sich eine Rangerstation, es gibt ein Waldhotel und viele Informationen auf Schautafeln. Wir trafen sogar auf einen Ranger, der hervorragend Deutsch spricht.

Um viele der seltenen Arten zu sehen muss man bis in die alpine Zone vordringen. Das ist aber mit einigem Aufwand verbunden. Zur richtigen Jahreszeit im Sommer kann man sich hier Führer und Pferde mieten und in drei Tagen hoch in den abgelegenen Teil des Kaukasus zum Black Rock Lake steigen, um die einmalige Natur zu genießen. 1.700 Höhenmeter sind nur für sehr gut trainierte Menschen an zwei Tagen zu bewältigen. Die Preise für die Touren sind moderat und übernachtet wird in einfachen Hütten. Da man sich hier sehr nah an der russischen Grenze befindet ist ein Mitführen des Reisepasses Pflicht. Tiere gibt es mit Glück auch einige zu sehen, die Region ist Rückzugsgebiet für Ostkaukasische Steinböcke, Birkhühner, Luchse, Wölfe, Bären etc. Die Anzahl der Tage kann auch verlängert werden, Infos gibt es im Tal bei den Rangern und Vorbuchen sollte man auch besser. Mehr zu der einmaligen Landschaft und Tierwelt im oberen Teil unten im eingebunden Video des BR "Europas wilder Osten - Der Nationalpark Lagodechi in Georgien".

Normale Besucher, die nur ein paar Tage vor Ort sind, sehen diese Orte leider nicht. Sie haben nur die Wahl zwischen drei Wanderwegen, die zum Teil sehr steil sind und über Felsen und durch Wasser führen. Obwohl recht kurz verlangen sie, wie so viele in Georgien, einiges an Kondition.





Wanderungen

Die Wanderung zum eher kleinen Black Grouse Waterfall beginnt direkt an der Rangerstation am Haupteingang in Lagodehi. Der Weg ist one-way 4,8 Kilometer lang, wobei man mehrmals den Bach namens Shromaiskhevi überqueren muss. Der Wasserfall liegt auf einer Höhe von 923 Metern, bis dahin haben wir es leider nicht geschafft bei dem Wetter. Je nach Kondition braucht man 3-5 Stunden für die Wanderung.

Der wesentlich höherere Ninoskhevi Wasserfall befindet sich in einem Nebental, der Weg dorthin führt auch durch eine andere Vegetation. Um den Ausgangspunkt am Gurgeniani Information Center ein paar Kilometer vor Lagodechi zu erreichen braucht man ein Auto oder Taxi. Entlang des Ninoskhevi River muss man einige schwierige Passagen überwinden und kann am Ende nach 4,3 Kilometern im Sommer am Wasserfall baden.

Schön ist auch der Weg zur mittelalterlichen Tamara-Festung, auch Machi Fortress genannt. Auch hier muss man erst mal von der Unterkunft zum Ausgangspunkt der Wanderung einige Kilometer hinter Logodechi gelangen. Vom kleinen Dorf Matsimi aus wandert man 5 Kilometer durch eine Schlucht des Bneli Kheoba River in Richtung Grenze nach Azerbaijan. Am Ende kann man die Ruinen des alten Fort erkunden. Hier wären wir gerne gelaufen, aber bei dem heftigen Regen war uns das zu glischig und nass und man hätte auch fast nichts gesehen.

Mehr zu den Trails findet ihr auf der Seitehttp://apa.gov.ge/. Links führen dort zu Galerien auf Facebook.




Unser Besuch

Am ersten Tag unseres Aufenthaltes hat es den ganzen Tag durchgehend geregnet wie aus Kübeln und die Wolken hingen bis auf die Spitzen der Bäume. Wir sind dann nach Vashlovani gefahren, in der Hoffnung auf besseres Wetter in der Ebene. Aber auch dieser Ausflug fiel leider komplett ins Wasser.

Trotzdem wollten wir die Region nicht ohne einen Spaziergang im Wald verlassen und fuhren nach dem Frühstück am nächsten Morgen noch einmal zur Rangerstation. Das Tagesziel, die Villa Kursa in Sighnaghi, war ja nur ein paar Dutzend Kilometer entfernt.

Wir parkten vor dem Eingang und liefen ein Stück in den Wald hinein, begleitet von einem der Hunde, der uns überall hin folgte. Der Regen hatte zeitweise aufgehört und alles war nass. Im September gab es überall Pilze und schönes Moos auf dem überall herumliegenden Totholz. Mehr als 1.000 Pilzarten besiedeln hier den Urwald.

Leider hörten wir beim Spaziergang immer wieder herabstürzende Äste und fanden auch frisches Holz auf dem Weg. Viele Bäume sind von Moosen und Flechten überzogen, die sich jetzt nach dem ersten Regen seit Monaten mit Wasser vollgesogen hatten. Somit stürzten alte und morsche Äste runter. Etwas weiter entfernt hörten wir einen länger anhaltenden Donner, das musste ein ganzer riesiger Baum gewesen sein, der dort zusammengebrochen war. Ziemlich gefährlich bei dieser Wetterlage im Wald, so machten wir nur ein paar Fotos und spazierten zurück zum Ausgang.

Tiere haben wir, bis auf ein paar weit entfernte Vögel, leider keine gesehen. Dabei leben hier 154 Vogelarten im Nationalpark, bis auf ein paar Meisen sind uns beim Regenwetter leider nicht viele davon begegnet.

Gerne wären wir noch weiter in den wunderschönen, grünen und wilden Wald gelaufen, aber dafür müssen wir wohl noch einmal wiederkommen.





Video zum Thema

Google Map zum Thema

Lagodekhi und Proteted Area

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