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DAS BÄDERVIERTEL

Jede Stadt hat ihre Überlieferung, hier in Tbilisi ging einstmals König Wachtang Gorgassali (446-502 nach Christus) auf die Jagd in die dichten Wälder auf dem heutigen Stadtgebiet. Dort erlegte er einen Fasan und ließ due Beute von einem einen Falken verfolgen. Die Tiere fielen in eine heiße Quelle und wurden vom sprudelnden Wasser angeblich sofort gar gekocht. Der König war durch die heißen Quellen so beeindruckt, dass er beschloss, eine Stadt in dieser Gegend anzulegen, die Tbilisi heißen sollte. Denn Tbili bedeutet "warm" auf Georgisch.

Das alte Bäderviertel in Tbilisi heisst Abanotubani. Das ist georgisch abano für "Bad" und ubani für den "Bezirk". Da es gleich um die Ecke von unserem Hotel, dem Citadel Narikala liegt, haben wir es direkt am ersten Tag erkundet, zusammen mit dem Botanischen Garten, der oberhalb direkt unter der Festung Narikala liegt.

Natürlich ist dieser Bezirk sehr touristisch, er wurde weitgehend renoviert und auch bei unserem Besuch waren die Handwerker noch an vielen Ecken beschäftigt. An den Straße und Plätzen sitzen überall Verkäufer, die gepressten Orangensaft und Granatapfelsaft anbieten. Hier sollte man unbedingt vorher den Preis aushandeln, sonst wird man schnell übers Ohr gehauen.

Auch Restaurants und zahlreiche Wechselstuben haben sich hier im Viertel angesiedelt und man kann gestrickte Socken und Schaffellmützen kaufen.

An den Nordosthängen des Mtabori-Berges sprudelt bis zu 46,5 °C heißes, kohlensäurehaltiges Schwefel-Quellwasser aus der Erde, das seit seit über 700 Jahren in Badehäusern gerne genutzt wird. Im 13. Jahrhundert gab es hier im Bäderviertel wohl rund 65 Schwefelbäder. Sie wurden bei den zahlreichen Eroberungen Tbilisis immer wieder zerstört und nur teilweise wieder aufgebaut. Berühmte Gäste schwärmten davon und verbreiteten den Ruf Tbilisis in alle Welt.

Heute sind leider nur noch weniger als 10 Bäder in Benutzung. Die ältesten davon datieren aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts und wurden nach ihren ehemaligen Besitzern benannt. Im Viertel wohnten auch viele nicht-georgische Volksgruppen, so erinnert das Sejdabad an eine aus Persien eingewanderte Gruppe der Sejiden, die sich im 17. Jahrhundert an den Schwefelquellen niederließen. Viele Bäder wurden im persischen Stil aus Backstein erbaut und haben halbkugelige Kuppeln. Oben auf den Dächern kann man herum laufen, was viele nutzen und dort Fotos machen.

Die Baderäume liegen unterhalb der Erde und erhalten Tageslicht aus den Kuppeln. Nach der Unabhängigkeit Georgiens wurden viele Bäder privatisiert und die Badetradition nahm einen neuen Aufschwung in der Stadt.

Wir waren leider in keinem der Bäder drin, denn es war sommerlich warm in Tbilisi, so dass wir keine Lust auf ein Bad mit Massage hatten. Außerdem bin ich kein Freund von Schwefelgeruch, auch wenn das zwischen 37 °C und 47 °C heisse Mineralwasser gut bei Knochenbeschwerden, neurologischen Störungen, urologischen Problemen und Hautkrankheiten wirken soll. Im Winter wäre ein Besuch sicher nett.




Spaziergang

In der Achundow-Straße befindet sich das Bebutow-Bad neben einem öffentlichen Badehaus aus dem 18. Jahrhundert. Das Irakli-Bad reicht bis dicht an die Mauern der Festung Narikala heran, es ist das älteste Bad von Tiblisi.

Durch das Viertel fließt malerisch der Fluss Zawkissis-zkali, den man auf Brücken mehrmals überqueren kann und Holzwege führen an den Ufern entlang. Auf seiner rechten Seite liegt das Sumbati-Bad. Eines der bekanntesten Bäder ist das Königsbad Samepo Abano, wo von 8:00 Uhr morgens bis 1:00 Uhr nachts auch private Baderäume gemietet werden können. Mit Schrubben und Massage dauert der Besuch ca. 1 Std und kostet um die 40 Lari. Früher waren die Bäder reich mit Steinmetzarbeiten, Mosaiken und Marmor ausgestattet, heute haben einige ein etwas trostloses Flair im Inneren.

Wie es im Jahr 1828 in den öffentlichen Bädern in Tiflis zuging beschreibt dieser Text von Juan van Halen. Die Bäder dienten früher als Treffpunkt für verschiedene Zwecke, hier wurden Geschäfte gemacht und Brautwerberinnen begutachteten potentielle Heiratskandidatinnen.

Am meisten fotografiert wird sicherlich das im Jahr 1893 erbaute Orbeliani-Bad dessen Fassade einer persischen Madrasa nachempfunden wurde, mit blauen Kacheln und zwei Ecktürmen. Es wird auch Tschrelio abano, Buntes Bad, genannt. Dies ist das einzige Bad, in dem die Räume oberirdisch liegen und das schon von Weitem aufällt. Leider fanden gerade hier Renovierungsarbeiten statt, das Bad war geschlossen und vorne war wegen Baurabeiten gesperrt. Wenn es wieder eröffnet wird, ist es bestimmt wunderschön. Hinter dem Bad befindet sich eine sunnitische Moschee.

Seit 2012 ist der Aussenbereich mit Zugang zum Fluss direkt zwischen den Badehäusern möglich. An einigen Stellen riecht es so stark nach faulen Eiern, dass man schon ein dickes Fell haben muss, um sich drinnen zu entspannen.

Wer sich weiter zum Thema informieren möchte, der findet hier einen interessanten Artikel: Puschkin und Tiflis: Kaukasische Spuren von Prof. Dr. Sebastian Kempgen.



Wasserfall

Geht man weiter in eine Schlucht mit steilen Felswänden, dann erwartet einen am Ende ein schöner Wasserfall. Ein natürlicher Wasserfall mitten in einer Millionenstadt, wo gibt es das schon? Hier lassen sich vor der maerischen Kulisse gerne Brautpaare fotografieren. Leider konnten wir nicht ganz heran, da der Zugang gerade wegen Steinschlag von oben abgesperrt war. Aufgrund langer Trockenheit war auch nicht viel Wasserfall vorhanden. Auf dem Weg dorthin passiert man ein paar runde Verkaufsstände.

Über eine Brücke voller Liebesschlösser und eine steile Wendeltreppe erreicht man auf der anderen Flusseite die teilweise schön renovierten Häuser und die engen Gassen weiter oben im Viertel.

Von einem Aussichtpunkte oben kann man den Wasserfall in der Schlucht sehen, wir sind dann weiter spaziert und haben den Botanischen Garten oberhalb des Bäderviertels besucht..




Google Map zum Thema

Bäderviertel

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