FESTUNG NARIKALA

Die Festung Narikala haben wir gleich am ersten Tag besucht, unser Hotel Citadel Narikala lag ja direkt unterhalb - das letzte Haus an der Zufahrt zum Parkplatz oben. Wie so oft in Georgien gibt es auch hier mehrere Schreibweisen: Nariqala oder Narikala, ich habe mit für Letzteres entschieden.

Nach dem Besuch des alten Bäderviertels und einem Spaziergang im Botanischen Garten verließen wir den Park durch den Haupteingang und stiegen über einen seitlichen Fußgängerzugang, eine relativ lange Treppenanlage, hinauf zur Festung Narikala. Das war bei der herrschenden Hitze eine Schweiß treibende Angelegenheit. Dazu ist der Weg hinter dem Eingangstor noch einmal extrem steil.

Die Festung wurde unter der Besetzung der persischen Sassaniden Ende des 3. Jahrhunderts erbaut. Ihr heutiger Name entstammt dem persischen Wort Nari-Qala und das bedeutet "uneinnehmbare Burg". Eine trügerische Illusion, denn die Festungsanlage wurde von Arabern zwischen dem 7. Jahrhundert und 10. Jahrhundert, den Mongolen im 13. Jahrhundert, den Türken im 16. Jahrhundert und den Persern im 17. Jahrhundert immer wieder belagert, zerstört und erneut aufgebaut.

Von der Burg aus führen unterirdische Gänge runter zum Fluss und es gab ein raffiniertes Pumpsystem, dass die Besatzung mit Wasser versorgte. Ihre strategisch günstige Lage erschließt sich weniger von der Stadt her, mehr von der rückwärtigen Landseite. Denn hier fallen die Felsen an drei Seiten fast senkrecht in ein kleines Nebental des Mtkvari ab.

Auch die russischen Besatzer nutzen die Gebäude für ihre Soldaten im Kaukasus. Seit 1827 befinden sich allerdings nur noch Ruinen auf dem Gipfel des Sololaki-Gebirgskamms über der Altstadt, denn die ein Blitz schlug in das Pulvermagazin in den Kasematten ein, das daraufhin explodierte. Weite Teile der Festung stürzten ein. Zu diesem Zeitpunkt war Georgien Teil des Russischen Reichs und die Burg ohne strategische Bedeutung. Sie wurde deshalb nicht mehr aufgebaut.

Die Festung besteht aus zwei Teilen: der oberen und der unteren Festung, zwei ummauerte Sektionen. Die obere Festung auf dem Bergrücken ist eine Zitadelle, auf die Zinnen sind wir nicht weiter hoch geklettert. Hier wurde gerade renoviert und einige Teile waren mit blauen Plastikfolien abgehängt, was nicht sehr fotogen war. Wer schwindelfrei ist, der kann die Treppe ohne Geländer an der Festungsmauer zum oberen Teil hochsteigen. Ein beliebter Punkt für Selfies. Unten auf der Runumsicht aus Google kann man schön den Ausblick sehen, der einen oben auf den Zinnen erwartet.

In der unteren Sektion der Festung steht die Nikolai-Kirche, die bei den Einheimischen als Hochzeitskirche populär ist und deren Neubau 1996 abgeschlossen wurde. Errichtet auf den Fundamenten einer Kirche die hier schon im 12./13. Jahrhundert stand.

Von der Narikala-Festung genießt man einen hervorragenden Blick über die Stadt, aber den hatten wir ja auch direkt von unserem Zimmer im Hotel.

Nachtbesuch

Die Mauern der Festung Narikala werden abends mit Scheinwerfern stimmungsvoll angestrahlt. Den besten Überblick hat man vom gegenüber liegenden Mtkvari-Ufer, vor allem am Morgen, wenn die Festung von der Sonne angeleuchtet wird und bei Sonnenuntergang, wenn die hinter Narikala versinkende Sonne die Silhouette scharf hervortreten lässt.

Am warmen Spätsommerabend waren wir nach dem üppigen Abendessen im Rike-Park spazieren und beschlossen, einmal mit der der im Juni 2012 eröffneten Seilbahn hoch zur Festung zu fahren. Von dort oben konnten wir dann leicht bergab zurück ins Hotel laufen. Man kauft sich eine Karte an der Seilbahnstation, die mit 2,5 Lari pro Person one-way aufgeladen war. Die Karte kostet einmalig 2 Lari, funktioniert berührungslos und kann jederzeit für Seilbahn oder Metrofahrten wieder neu aufgeladen werden.

Danach schwebten wir in der abgedunkelten Gondel über der Altstadt. Die Fahrt dauert nur ein paar Minuten, dann ist man an der Bergstation angekommen.

Von der Festung verläuft ein Panoramaweg zur Seilbahnstation und auch weiter zur 20 Meter hohen Statue Kartlis Deda, der Mutter Georgiens (Kartli). Deda heißt im georgischen Mutter, während man zum Vater Mama sagt.

Sie verkörpert das Selbstverständnis der Georgier dort hoch auf einem Bergkamm über Tiblisi in georgischer Nationaltracht stehend: eine Schale Wein für die Freunde in der linken Hand und ein Schwert gegen die Feinde in der rechten Hand haltend. Im Jahr 1958 wurde sie zum 1.500-jährigen Stadtjubiläum aus Aluminium errichtet, entworfen von einem bekannten georgischen Bildhauer namens Elguja Amashukeli.

In der Nacht wird die Statue von Scheinwerfern angestrahlt. Sie blickt auf das pulsierende Leben der Großstadt, im Rücken das stille Tal des Botanischen Gartens. Viele Menschen flanieren auch bei Dunkelheit auf diesem Weg und genießen den Ausblick über die erleuchtete Stadt. Extra in den Fels betonierte Plattformen erlauben einen guten Panoramablick.

Den Weg waren wir tagsüber in der Hitze nicht gelaufen und holten das nun in der lauen Nacht nach, danach waren es nur noch wenige Schritte bergab bis zu unserem Hotel, wo wir auf dem Balkon sitzend noch den weiter den Ausblick genießen konnten.