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PIRSCHFAHRT

Wir haben zwei Pirschfahrten im Rajaji National Park unternommen, zweimal auf der einzigen Route durch den Park. Dazu fährt man zuerst zum Chilla Gate, dem Haupteingang. Hier muss man sich bei den Rangern anmelden, die Fahrt dorthin dauerte knapp eine Stunde von unserer Unterkunft, dem Wild Brook Retreat. Da heißt, für die Morgensafari mussten wir sehr früh aufstehen und die Nachmittagssafari endete so spät, dass wir erst nach Einbruch der Dunkelheit zurückfahren konnten. Das ist eigentlich verboten, da der Weg zum Nalani Valley und somit zum Hotel durch Teile des Nationalparks führt. Und dort darf man sich nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr aufhalten, wer am Abend zu spät zum Tor kommt der riskiert hohe Geldstrafen.

Der Nationalpark ist besonders für seine wilden Elefanten berühmt, über 500 Tiere sollen hier leben. Um es gleich vorweg zu nehmen: wir haben kaum welche gesehen. Einmal waren eindeutig Elefanten im dichten Wald zu hören und als wir auf das Dach des Jeeps kletterten, konnten wir ein Ohr und einen Rücken im dichten Busch ausmachen. Einmal sahen wir ein Tier, ganz weit entfernt am Waldrand und nur mit dem Fernglas als Elefant zu identifizieren. Trampelpfade und Elfantendung gibt es in Massen, aber die Bewohner ließen sich leider nicht blicken.

Dafür sahen wir viele andere Tiere, vor allem natürlich die diversen Rehe und Hirsche. Aber auch Schakale, Wildschweine und natürlich Vögel. Unser Begleiter Manoj, der Besitzer des Wild Brook Retreat, ist ein anerkannter Vogelexperte und sichtete viele der gefiederten Bewohner lange vor uns. Kleine Eulen im Baum hätten wir glatt übersehen. Besonders am Morgen sind im Rajaji unzählige Red Jungle Fowls (Gallus Gallus oder auf Deutsch auch Bankivahuhn) unterwegs. Alle Haushühner dieser Welt (Gallus Gallus domesticus) sind höchstwahrscheinlich durch Zucht aus dieser Art entstanden. Diese Wildhuhnart wurde schon vor über 4.000 Jahren in Indien gezähmt und gehalten, hier sieht man sie noch frei durch das Grasland und auf dem Waldboden herumlaufen.

Da der Jeep des Hotels defekt war hatte Manoj von einem Nachbarn einen Jeep mit Fahrer gemietet, der uns durch den Park fuhr. Der Fahrtwind war auch früh am Morgen schon erträglich, einen warme Jacke reichte, die dann aber mit Erscheinen der Sonne schnell ausgezogen wurde. Problem für die Optik waren die Staubfahnen, die bei jedem Halt nach hinten auf die offenen Ladefläche waberte. Oft konnte man gar nicht fotografieren und musste erst einmal eine halbe Minute warten, bis sich der Staub gelegt hatte. Inzwischen waren die meisten Tiere dann schon verschwunden.



Wilde Welt

Der Rundweg ist Einbahnstraße, deshalb sieht man auch kaum andere Autos. Die Landschaft ist abwechslungsreich, es gibt dichte Wälder, Grasebenen wie afrikanische Savannen und Flussbetten. Leider ist alles sehr trocken und wir haben am Weg eine große Wasserstelle vermisst, an der die Tiere trinken kommen. Es gibt zwar Wasserstellen für die Elefanten im Park, aber dort führt der Fahrweg nicht vorbei. Kleinere Wasserstellen gab es in diversen Ecken der Flußschleifen eine ganze Menge, so daß sich dort auch keine Ansammlungen von Tieren bildeten.

Am Morgen machten wir zwischendurch eine Rast an einem Aussichtsturm. An dieser Stelle befindet sich auch eine Rangerstation und wir kletterten auf das bedenklich wackelnde Gerüst und nahmen oben das mitgebrachte Frühstück ein. Wenn noch ein paar Tiere vorbeigekommen wären, dann hätte sich der Ausblick wenigstens gelohnt.

Auf beiden Rundfahrten sahen wir hauptsächlich Vögel. So wie die hübschen Racken, die wenig scheu auf Ästen in der Nähe des Fahrwegs sitzen. Wesentlich scheuer sind da schon die diversen Hühner und Wachtelvögel. Auch Pfaue haben die Ruhe weg und stolzieren gar nicht eilig zur Seite. Ein rennendes Pfauenmännchen sieht lustig aus, weil der Schwanz dann wunderbar wippt. Oft sieht man die grauen Hornvögel, doch wir hatten auch viel Glück und haben ein paar Doppelhornvögel gesehen. Da war selbst Manoj aufgeregt, denn die sieht man eher selten. Dafür sitzen sie meist auf den höchsten Ästen und sind sehr schwer zu fotografieren, in unserem Fall sogar noch gegen das Licht.

Ein weitere Vogel, den an in drei unterschiedlichen Arten oft im Park sieht, ist der schillernde Eisvogel. Kurz vor Sonneuntergang kommen die meisten Tiere aus dem Wald heraus, leider muss man dann den Park schon wieder verlassen.

Als Fazit können wir sagen, dass sich der Besuch auf jeden fall gelohnt hat und man hier ein kleines Stück des unbekannten, wilden Indien sieht. Auch wenn wir auf mehr Tiersichtungen gehofft hatten, ein Besuch im Nationalpark ist eben kein Zoobesuch. Zum Fotografieren günstiger ist das Licht ab Abend im ersten Teil des Rundwegs, weil man dort in Richtung Osten fährt. Der zweite Teil der Strecke ist am Morgen besser, weil er bergiger und stärker bewaldet ist, da wird es am Abend schnell zu dunkel.



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