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| Geschichte |
Der Ort Mandu hatte einst den Beinamen Shadiabad, das bedeutet ins Deutsche übersetzt er so viel wie "Stadt der Freuden" oder "Stadt der Wonnen". Der Begriff Stadt ist heute allerdings für das kleine Dorf im südwestlichen Madhya Pradesh nicht mehr angebracht. Es liegt im Vindhya-Gebirge auf einem fast 700 Meter hohen Felsplateau, das nach drei Seiten hin steil in die Ebene abfällt. Der 45 km lange Mauerwall, der Mandu umgibt, wird von 12 Toren unterbrochen. Einige davon sind noch sehr gut erhalten und man fährt durch das Haupttor hindurch auf dem Weg zu den Sehenswürdigkeiten. Einen Eindruck von den räumlichen Verhältnissen liefert diese Karte, vom Haupttor im Norden bis zu Roopmati's Pavilion im Süden sind es etwa 6 Kilometer.
Rund um die Ruine der Jami Masjid Moschee im Zentrum führt eine Ringstraße, an der man alles Wesentliche findet und an der einmal in der Woche ein Markt stattfindet. Nur wenige Straßen führen von hier aus in verschiedene Richtungen, nach wenigen Metern steht man schon in den grünen Feldern der Bauern. Kein Besucher würde in diesen kleinen Ort kommen, wären da nicht die vielen prächtigen Überreste einer einst wichtigen und wohlhabenden Stadt. Sehr gut erhaltene Mausoleen, Paläste und Tempel und die Schönheit der umliegenden Landschaft machen den Aufenthalt in dieser Stadt der Freude zu einem besonderen Erlebnis. Ein Besuch sollte fester Bestandteile einer Rundreise sein, wenn man hier in der Region unterwegs ist.
Zu besichtigen sind hier im wesentlichen drei recht weit voneinander entfernte Gruppen von Bauwerken, die jeweils für Inder 5 Rupien und für Ausländer 100 Rupien Eintritt kosten. Kinder unter 15 Jahren haben freien Eintritt, eine Videokamera kostet 25 Rupien extra. Ich habe den verschiedenen Sehenswürdigkeiten jeweils eine eigene Seite gewidmet, da ich sonst viel zu viel Bildmaterial hätte. Denn zu sehen und zu fotografieren gibt es hier eine ganze Menge.
In der Mitte des Ortes beeindrucken die große Freitagsmoschee, das Grabmal von Hoshang Shah und die Reste der Koranschule Ashrafi Mahal.
Im Norden liegt die königliche Enklave mit einer wundervoll gestalteten Gartenanlage mit Seen, darin die beiden Prachtbauten Jahaz Mahal (Schiffspalast) und Hindola Mahal (schwingender Palast).
Als letztes folgt dann noch ein Besuch im Roopmati's Pavilion und dem Palast ihres geliebten Prinzen Baz Bahadur gleich nebenan.
Abgesehen von diesen drei Hauptattraktionen, die Eintritt kosten, gibt es in dem etwa 40 Quadratkilometer großen Bereich noch einige kleinere Gebäude innerhalb und außerhalb der Stadtmauern zu sehen. Unter anderem einige Herrschermausoleen mit den typischen Zwiebelhauben, die 45 Kilometer langen Festungsmauern selbst mit mächtigen gut erhaltenen Toren und den Hindutempel Nilkantha Mandir. In größerer Entfernung vom Dorf Mandu findet man noch weitere Gruppen interessanter Monumente in allen möglichen Stufen des Verfalls, weitere Grabmale und eine Karawanserei.
Wir haben im ca. 32 Kilometer entfernten Dhar im Hotel Jhira Bagh Palace gewohnt und einen Tagesausflug nach Mandu gemacht.
Auch von Maheswar aus wäre ein Ausflug hierher möglich. Alles an einem Tag zu besichtigen ist anstrengend in der Hitze, aber durchaus machbar. Schöner wäre es allerdings, direkt vor Ort zu wohnen. Dann könnte man die Besichtigung auf zwei Tage aufteilen, die glühende Mittagszeit meiden und unter Umständen bei schönerem Licht fotografieren. Innerhalb der Mauern stehen aber nur einfachere Unterkünfte zur Verfügung. Wir hatten am nächsten Vormittag auch genug Zeit für einen zweiten Besuch, haben uns dann aber für eine Besichtigung des Forts in Dhar entschieden, weil wir das wichtigste in Mandu schon besichtigt hatten.
Gegründet wurde Mandu schon im 11. Jahrhundert als Festung von König Bhoja (ca.: 1010-1060). Auf Bhoja geht ebenfalls die Gründung der Stadt Bhopal zurück, die den östlichen Teil seines Königreiches sichern sollte und der Bau des Tempels bei Bhojpur. Seine Nachfolger regierten bis etwa 1200, als Malwa durch das Sultanat von Delhi erobert wurde. 1304 fiel das Fort dann den moslemischen Herrschern in die Hände. Im Jahr 1401 wiederum nahmen die Mongolen Delhi ein und die Streitkräfte wurden dort gebraucht. Da rief der Afghane Dilawar Khan Gori, ehemals Statthalter von Malwa unter der Herrschaft des Sultanats von Delhi, hier sein eigenes Königreich aus und erklärte sich zum Sultan von Malwa. Damit begann ein goldenes Zeitalter für Mandu. Bevor Mandu 1405 Hauptstadt Malwas wurde, hatte Dhar diese Funktion inne. Von der dortigen Festung existieren nur noch Ruinen, jedoch bieten sie einen guten Ausblick.
Dilawar Khan Goris Sohn Hoshang Shah baute Mandu weiter als Residenz- und Hauptstadt aus und bis zum Jahr 1561 wurde sie unabhängig regiert. Da die Herrscherfamilie afghanische Wurzeln hatte findet man hier eine Anzahl Monumente in einem eher zentral-asiatischen als typisch Indio-islamischen Stil. Die Sultane von Malwa benannten die Stadt um in Shadiabad: "Stadt der Freude".
Im Jahr 1469 bestieg Ghiyas-ud-Din den Thron. In den 31 Jahren seiner Herrschaft verschrieb er sich ganz den Frauen und Gesängen. Die Stimmung war von Heiterkeit geprägt und man baute erlesene Paläste, es gab Zierkanäle, Bäder und Pavillons, die mit ihrer Eleganz und Raffinesse von dieser Zeit des Friedens und Überflusses zeugten. Es wurden 12 künstliche Seen angelegt und tiefe Zisternen in den Boden gegraben, um das Regenwasser zu sammeln. Auf den Dächern der Häuser gab es eine Kühlung aus Wasser.
Der letzte Herrscher dieser Dynastie war der Poet und Prinz Baz Bahadur. Bereits 1561 floh er vor den nahenden Truppen von Akbar und die Zeit der Unabhängigkeit Mandus war zu Ende. Akbar eroberte Malwa 1563 und gestaltete es in eine Provinz seines Reiches um. Die Moguln erhielten zwar das Fort für eine Weile und fügten sogar noch einige kleine Gebäude hinzu, aber die Pracht des alten Mandu war endgültig vorüber. Beim Plan für das Taj Mahal ließ sich Shah Jahan von den prachtvollen Bauten inspirieren, besonders was die Verwendung von Marmor betrifft. Die Stadt Mandu wurde im 17. Jahrhundert schließlich aufgegeben. Zu diesem Zeitpunkt verlegte man die Hauptstadt von Malwa wieder nach Dhar zurück. Mandu wurde daraufhin zur Geisterstadt. Der Fürstenstaat hatte jedoch bis zur Unabhängigkeit Indiens Bestand.
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