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| Rundgang |
Wer das ursprüngliche ländliche Rajasthan sucht, der sollte auf jeden Fall einen Spaziergang durch die engen Gassen der kleinen Stadt Roopangarh im Nagaur District machen. Um den Aufenthalt zu genießen, wohnt man im mächtigen Roopangarh Fort, welches den 17.000 Einwohner zählenden Ort beherrscht und 1648 von den Herrschern aus dem nahen Kishangarh als Kriegsfort erbaut wurde. Maharaja Roop Singh gab nicht nur dem Fort, sondern auch dem Ort seinen Namen.
Die Straße von Kishangarh nach Roopangarh war im November 2007 gerade frisch geteert und so war die Anfahrt ein Vergnügen. Man fährt vorbei an zahlreichen Marmorfabriken, in denen die riesigen Platten geschliffen und verladen werden. Die ganze Region ist mit weißem Marmorstaub gepudert. Mehr dazu auf der Seite zum Thema Kishangarh.
Schon von weitem sieht man das Fort und bei der Fahrt zum Tor bekommt man schon einen ersten Eindruck vom Ort. In der weiteren Umgebung von Roopangarh befindet sich die ebenfalls sehr empfehlenswerte Stadt Kuchaman mit dem Kuchaman Fort, einem Heritage Hotel welches wir ein Jahr zuvor besucht haben. Der nahe Sambar Lake ist ein Salzsee und leider in den letzten Jahren ausgetrocknet. Einst war er berühmt für sein Vogelleben, aber wie im Keoladeo National Park leidet das Land auch hier am Rande der Wüste hart unter langer Dürre.
Wir blieben hier zwei Nächte im Roopangarh Fort und der Ort und seine Menschen sind uns in sehr angenehmer Erinnerung geblieben. Wer das ländliche Rajasthan ohne Touristengruppen, Bettelei oder überteuerte Preise kennelernen möchte, der sollte einen Besuch in Roopangarh in sein Programm einplanen.
Bei einem Rundgang durch Roopangarh kann man sich eigentlich nicht verlaufen, denn das Fort ist immer sichtbar und man läuft einfach einmal herum. An unserem Ankunftstag spazierte eine Gruppe von knapp 20 Hotelgästen zusammen durch die Gassen, da haben wir uns nicht angeschlossen und auf den nächsten Tag gewartet. Nachdem alle anderen Gäste abgereist waren und wir die einzigen weißen Nasen im Ort schlossen wir uns dem Manager Mr. Jasveer Singh an, er ist rechts auf dem Bild zu sehen. Dieser hatte am Nachmittag frei und war noch unterwegs auf Einkaufstour im Ort, also nahm er uns gegen Mittag dann gleich mit. Die Menschen in Roopangarh haben uns offen empfangen, schnell waren wir die Attraktion in den engen Gassen. Kinder, die nicht in der Schule waren oder gerade Pause hatten wollten natürlich alle fotografiert werden. Aber anders als im von Tourismus versauten Orten wie Mandawa gab es hier kein Gebettel um Kulis oder gar Geld - auch wenn die Gelegenheit, uns etwas zum Kauf anzubieten, immer genutzt wurde.
Immer wieder faszinierend sind die Frauen von Rajasthan, die in farbenprächtiger Kleidung, mit Gold oder Silber geschmückt, ihr Tagewerk vollbringen. Wir konnten ihnen beim Mahlen der Gewürze, beim Einkaufen oder beim Kochen zusehen. In viele Häuser wurden wir hereingebeten und waren erstaunt, was sich hinter den schlichten Mauern alles verbirgt. Einen Töpfer, eine Ölmühle oder einen Schreiner hatten wir ja erwartet. Aber in einem Haus überraschte uns in einem schmalen Raum eine große Maschine, auf der gleichzeitig dutzende goldene Borten für Saristoff gewebt wurden. Im Raum daneben saß eine junge Frau, die in winzige Steinchen noch winzigere Löcher bohrte. Diese wurden dann aufgefädelt und als Kette verkauft. Bei einem roten Exemplar konnte ich nicht widerstehen, vor allem bei einem Preis von 350 Rupien für diese Handarbeit.
Ein paar Häuser weiter konnten wir einer Zigarettendreherin bei der Arbeit zusehen und ich machte Fotos ihrer sehr hübschen Töchter. Natürlich werde ich die Bilder nach Roopangarh schicken, damit alle etwas davon haben. Die schönsten Portraits habe ich in der Fotowelt in einer eigenen Galerie: Portraits aus Roopangarh.
Bei einem anderen Weber durften wir ihm am handbetriebenen Webstuhl über die Schulter schauen, während unser Begleiter Webteppiche für sein Heim kaufte. Dann sahen wir noch wie Armreifen aus Wachs hergestellt werden und besuchten die örtliche Basarstraße. Überall wurde zurückgelächelt, die Leute waren meist offen und freundlich. An einem grünen Haus wurden wir hereingebeten. Der Besitzer war lokaler Beamter gewesen und gerade mit Abfindung in den Ruhestand getreten. Er hatte als Moslem zwei Frauen und einen kleinen Laden vor der Tür, der sehr beliebt ist in der Nachbarschaft. Stolz zeigte er uns sein sehr gut ausgestattetes, ordentliches und aufgeräumtes Haus vom Hof bis zum Dach und bot uns Tee an.
Nach gut 2,5 Stunden war der Rundgang dann beendet und wir kamen wieder zurück ins Hotel. Die Jungs auf der Straße waren sehr aufgeregt und ließen sich von mir gerne mit Kricketschläger fotografieren, denn am Abend wurde ein wichtiges Länderspiel aus Jaipur im Fernsehen übertragen. Die Hitze hatte uns ganz schön zu schaffen gemacht, so ruhten wir uns erst einmal ein wenig aus.
Am Nachmittag genossen wir dann den Ort noch einmal von der höchsten Stelle: der Zinne der Festung. Sofort wurden wir von den Kindern im Dorf entdeckt, die alle "Hello" riefen und winkten. Natürlich freuten sie sich, wenn wir zurück gewunken haben, aber nach einer Weile werden die Arme lahm. Also sassen wir einfach auf der Mauer, schauten auf das Dort und genossen die Geräusche und das Leben in den Gassen und auf den Dachterrassen. Unsere Lieblingsbeschäftigung im ländlichen Rajasthan...
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