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| Tierisch nah |
Die letzten Tage in Namibia verbrachten wir auf dem Gelände der privaten Waterberg Wilderness in der Waterberg Plateau Lodge. Am einem der beiden freien Tage unternahmen wir am Morgen nach dem Frühstück einen netten Spaziergang über den Fountain Trail zur Quelle, die im ganzen Tal für üppiges Grün sorgt. Dann ruhten wir ein wenig aus, genossen einen kurzen Dipp im eiskalten Mini-Pool auf unserer Terrasse und trafen uns mit anderen Gästen am Nachmittag im Restaurant zu Kaffee und Kuchen. Um 16:00 Uhr wurden wir dann oben vor dem Restaurant der Plateau Lodge von einem offenen Fahrzeug zum gebuchten Game Drive abgeholt. Dieser kostet 240 N$ pro Person und führt hinunter auf das Farmgelände in der Ebene. Die Safari findet für Gäste der Wilderness Lodge und der Plateau Lodge zusammen statt und der Platz im Landrover ist begrenzt, daher sollte man sich vorher anmelden.
Auf dem offenen Landy fuhren wir im milden Licht des späten Nachmittags hinaus in die weite Ebene der Kalahari. Zu Füßen des großen Waterberg erstreckt sich die endlose, staubige und trockene Dornbuschsteppe. Sie ist aus dem Hererokrieg berüchtigt, eine wasserlose Wüste, von den Hereros "Omaheke" genannt. Von hier aus erstreckt sie sich in Richtung Osten, bis nach Botswana.
Im Bereich der Waterberg Wilderness kann man mit ein bisschen Glück diverse Tiere sehen. Unser Fahrer an diesem Tag war der neue Manager der Farm, Ralph Hornung, der von einem Tracker begleitet wurde, der nach den Spuren der Nashörner Ausschau hält. Denn diese beiden Tiere sind der ganze Stolz der Waterberg Wilderness und die Haupt-Attraktion der Rundfahrt.
Das Gelände wird seit wird seit dem Jahr 2000 Schritt für Schritt in einen Naturpark umgestaltet. Die Viehwirtschaft wurde erst Wochen vor unserer Ankunft komplett verkauft, die Zäune auf dem Gelände abgebaut und gerade war man dabei, invasive Büsche zu entfernen, die hier nicht endemisch sind. Vor allem handelt es sich dabei um Akazienbüsche. Das Land leidet nämlich nach anfänglicher Überweidung unter der Verbuschung, weil diese fremden Arten, im Gegenteil zu heimischen, unter der Bodenoberfläche breit wurzeln und so dem Gras das Oberflächenwasser entziehen. Herr Hornung zeigte uns die Arbeiten, auch Wasserstellen und Salzlecken die man auf dem Gelände angelegt hatte. So schafft man ganz nebenbei noch Arbeitsplätze für die einheimische Bevölkerung und sensibilisiert diese für den Naturschutz.
Das Gelände ist mit einem 2,20 m hohen und 20 km langen Wildzaun umgeben, zum einen um das Wild vor Wilderern zu schützen und natürlich sollen die auf Wildauktionen teuer gekauften Tiere nicht abwandern. Die Höhe der Zäune wird auch gesetzlich verlangt bei Haltung bestimmter Spezies.
An der Durchgangsstraße gibt es Tore und ein offener Wasserkanal durchzieht das Gelände. Dieses Wasser stammt aus den Minen im Norden, dort wird es abgepumpt und fließt nach Okahandja und Windhoek in Staudämme, wo es nach entsprechender Reinigung in die Trinkwasserversorgung eingespeist wird. Unterwegs wird es von der Regierung auch teuer an die Anlieger verkauft, die nicht über eigene Quellen auf ihrem Grundstück verfügen. Der Kanal ist Gefahr für das Wild, denn die steilen Wände sind betoniert und viele Tiere ertrinken hier. Da in dem heißen Klima ein offener Kanal Unfug ist, da ein Drittel des Wassers verdunstet, wird hinter dem Bauauftrag auch ein Korruptionsskandal vermutet. Die Wasserverluste durch punkutelle Risse im Kanal sind inzwischen auch so groß, dass man plant, im Kanal eine Pipeline zu verlegen und den Graben dann zuschütten will.
Sehr viele Tiere waren an diesem Nachmittag leider nicht zu sehen, aber wir kamen ja auch gerade aus dem Etosha Nationalpark und waren dem entsprechend sehr verwöhnt. Auf einem Ast landete ein Tokko mit riesiger Beute im Schnabel und mir gelang noch beim Anfahren ein gutes Bild. Für Vögel wird auf Rundfahrten eher selten gehalten, da sie meist nicht von allgemeinem Interesse sind. Wir sahen ein par Kudus, einen Schakal und hauptsächlich Vögel und Insekten. Auch die in einer Auktion erworbenen Giraffen ließen sich nicht blicken.
Es leben zwei Breitmaulnashörner auf dem Gelände und sie sind wohl ziemlich leicht aufzuspüren. Es dauerte nicht lange und der Tracker hatte sie gefunden. Das Weibchen stammt aus dem Krügerpark und wurde mal am Hinterbein durch eine Drahtschlinge verletzt. Daher war sie mehrere Jahre in ärztlicher Obhut und so ein wenig an menschliche Nähe gewöhnt. Bei unserem Besuch war sie sogar trächtig, der Nachwuchs sollte im August 2009 das Licht der Welt erblicken.
Wir durften alle aus dem Wagen aussteigen und trauten unseren Augen kaum: da kam der Tracker den Grasweg mit Fahrspuren entlang und die beiden Nashörner liefen wie Kühe hinter ihm her, direkt auf unsere Gruppe und das Auto zu. Die kurzsichtigen Tiere wurden ziemlich nervös, als sie sich bis auf wenige Meter genähert hatten. Vor allem der Bulle zeigte sich nach einer Weile irritiert und wir zogen uns auf Anweisung des Trackers hinter das Auto zurück.
Die beiden Tiere passierten dann den Wagen und wir konnten sie noch ausgiebig von hinten fotografieren. So nah haben wir noch nie ohne Schutz vor wilden Nashörnern gestanden und fragten uns, ob dies nicht ein wenig leichtsinnig war.
Dass es noch ein wenig anders geht zeigte die Fahrt am nächsten Tag unter Leitung von Herrn Rust. Der führte die Gruppe nach langer Suche in der Dämmerung hinter den endlich entdeckten Nashörnern her, mehrere dutzend Meter vom Auto entfernt. Dann wurde der Bulle nervös und wollte seinen Nachwuchs verteidigen und alle liefen etwas panisch und unorganisiert zum Auto zurück. Einer der Gäste kam an diesem Abend viel zu spät zum Essen, weil seine Frau die zahlreichen Dornen aus der Haut ziehen musst, denn er war bei seiner Flucht voll in einen Akazienbusch gelaufen.
Unsere Begegnung verlief harmlos und kurz danach saßen wir alle wieder im Auto und fuhren zu einem Wasserloch zum obligatorischen Sundowner. Hier war leider kaum kein Tier zu sehen, aber die Sonne ging wie immer blutrot unter und der Drink schmeckte. Danach ging es wieder zurück, hoch zur Plateau Lodge wo wir die anderen Gäste verließen und uns auf das Abendessen freuten.
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Farmgelände
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