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PANAMA LA VIEJA

Wenn man in Panama City ist dann sollte man auf keinen Fall einen Besuch bei den Wurzeln der Stadt verpassen: Das alte Stadtgebiet wird Panama la Vieja oder Panamá Viejo genannt und ist als Ruinengelände erhalten.

Man fährt auf dem Weg vom Flughafen in die City schon daran vorbei, auf einer auf Stelzen gebauten Umgehungsstrasse namens Corredor Sur - durch den Mangrovenwald davor kann man von der zerfallenden Stätte aber nur den alten Kirchturm sehen. Rund 8.000 Menschen leben in unmittelbarer Nähe der einzigartigen historischen Stätten in Vierteln mit Namen Panama Viejo und Puente del Mar in Hochhäusern, die sich direkt über dem Dschungel rund um die Ruinen erheben.

Wir fuhren mit einem alten, klapprigen Taxi ohne Klimaanlage, das wir an der Straße vor der Alstadt Casco Viejo angehalten hatten, hier hin, das kostete nur 7 Dollar. Der Fahrer setzte und direkt vor dem Eingang ab, wo wir an einer Kasse den Eintritt von 15 Dollar pro Person bezahlten. Dafür hat man Zugang zum Ruinengelände und auch zu dem darauf stehenden Museum. Also Eintrittskarte nicht wegwerfen! Montags ist hier geschlossen, an den anderen Tagen zwischen 8:30 und 16:45 Uhr geöffnet. Man bekommt an der Kasse auch eine kleine Landkarte, auf der die 20 unterschiedlichen Stationen eingezeichnet sind, die man sich hier ansehen kann. Online gibt es auch eine Karte hier.

Ein an den Seiten offener Bus mit Schattendach fährt die Stationen ab, man kann an den ausgeschilderten Haltestellen jederzeit ein- und aussteigen. Die erste Haltestelle befindet sich gleich kurz hinter dem Eingang, hier hat man einen schönen Blick über das Meer und auf die Hochhäuser der Innenstadt im Hintergrund. Unten im Wasser tummelten sich Watvögel und allerlei Krebse, es war gerade Ebbe bei unserer Ankunft. Im Hintergrund flogen Gruppen von Pelikanen und Sturmvögeln vorbei.

Wir waren ganz froh über diese Transportmöglichkeit, denn das Gelände ist zwar nicht besonders groß, aber bei der schwülen Hitze schwitzt man schnell und an der Via Cincuentenario gibt es wenig Schatten. Bis zum Museum am Ende läuft man ohne Stopps ungefähr eine halbe Stunde.

Das Ruinengelände wurde schon früh von US-amerikanischer Forschern erkundet. Im Mittelpunkt standen zunächst jedoch nur die präkolumbischen Phasen der Besiedlung. Manchmal haben auch in der Kanalzone stationierte US-Soldaten Grabungen durchgefüht, zahlreiche Grabungsschnitte sind heute im Gelände zu erkennen. Die Ruinen wurden von tropischen Pflanzen überwuchert und überdauerten so die Zeit. Im Jahr 2003 wurde das Gelände zum UNESCO-Welterbe erklärt.

Die denkmalpflegerische Betreuung und Erforschung der Ruinenstadt liegt in den Händen der 1995 gegründeten Stiftung "Patronato Panamá viejo", die vor Ort das Museum unterhält und über eine architekturgeschichtliche sowie eine archäologische Abteilung mit Arbeitsräumen und Restaurierungswerkstätten verfügt. Hier ist der Link zur offiziellen Webseite www.patronatopanamaviejo.org. Auch deutsche Archäologen der Eberhard Karls Universität Tübingen nahmen durch Grabungen 2003 an der Erforschung von Alt-Panama teil.




Geschichte

Im Jahr 1513 durchquerte Vasco Nuñez de Balboa mit 190 spanischen Soldaten Panama von Ost nach West. Hunderte von Indios dienten als Lastenträger. Gerüchte über ein weiteres Meer im Westn hatten sich verbreitet und unendliche Reichtümer an Gold soll es dort geben. Balboa sah zwar den Pazifik als erster Europäer, aber bei dem Marsch hatte er fast zwei drittel seiner Soldaten verloren. Heute hat man nach Balboa Straßen, Plätze, einen Hafen, die Währung und ein Bier benannt.

Die Stadt Panama wurde am 15. August 1519 von Pedrarias Dávila gegründet. Francisco Pizzarro machte die neue Stadt Panamá zum Ausgangspunkt seiner Expeditionen in den Süden. Ihre verkehrstopographische Situation an der nur 70 Kilometer breiten Engstelle zwischen der Karibik und dem Pazifischen Raum war schon damals von einer einzigartigen Bedeutung für den Transport von Gütern aller Art.

Mit der Eroberung von Peru, dem Reich der Inkas, seit 1531 wurde Panamá dank dieser Lage zum Umschlagplatz von Goldtransporten. In der Festung der Stadt wurde das Gold gelagert, ehe es über den Isthmus nach Nombre de Dios weitertransportiert und von dort aus nach Spanien verschifft wurde.

So entwickelte sich die Stadt zu einem Verwaltungszentrum mit Bischhofssitz und geschätzten 10.000 Einwohnern. Im Museum kann man an einem Modell schön den Aufbau der Stadt sehen: Entlang der Hauptstraße parallel zur Küste befanden sich mehrere Klöster. In den Randbereichen lebten die Angehörigen der sozialen Unterschichten in eher kleinen Hütten. Wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Mittelpunkt der Stadt war die Plaza Mayor mit einer Kathedrale, der Residenz des Bischofs sowie repräsentativen Bürgerhäusern.

Die Stadt galt als uneinnehmbar. Dabei verfügte man hier nur über eine Festung aus Holz und Erde und eine kleinere Bastion an der Westseite der Stadt als einzige militärische Sicherung.

Der Wohlstand von Panama sprach sich auch zu Henry Morgan herum, der als legitimierter englischer Freibeuter bereits gute Beute in Portobello und im heutigen Venezuela gemacht hatte. Im Jahr 1671 kam es zu einem Angriff von der Landseite, mit 1.200 Piraten navigierte er den Rio Chagres, dem heutigen aufgestauten Gatun See, flussaufwärts. Nach der Hälfte der Strecke mussten die Piraten ihre Schiffe verlassen und zum größten Beutezüge in der Karriere Henry Morgans zu Fuß aufbrechen.

Der geplante Überraschungs-Überfall ging jedoch schief, denn die Ankunft der Piraten wurde frühzeitig entdeckt. Entlang des Flusses und auch an der normalen Transportroute über Land wurden die dortigen kleinen spanischen Siedlungen evakuiert. Am 28. Januar 1671 stellte sich der militärisch nicht besonders geschulte Gouverneur den Piraten kurz vor der Stadt an einer ziemlich ungünstigen Stelle für ein Gefecht entgegen. Sowohl die spanische Infanterie als auch die Kavallerie konnten - in der Überzahl nur mit Hellebarden und Schwertern bewaffnet - den fast vollständig mit Feuerwaffen ausgerüsteten Piraten nicht standhalten und wurden in die Flucht geschlagen. So wurde die reichste der spanischen Niederlassungen in der Neuen Welt eingenommen.

Doch die erhoffte Beute fiel weit kleiner aus als erwartet, denn vieles an Schätzen und Besitz hatten die Einwohner vorher in Sicherheit bringen können. Unter anderem einen goldenen Altar, der von den Jesuitenpriestern des Augustinerordens schwarz angestrichen worden war um das Gold vor den Piraten zu verbergen. Heute schmückt er die Kirche La Inglesia de San Jose in Casco Viejo. Noch dazu legte eine Feuersbrunst am Tag des Angriffs die Stadt in Schutt und Asche - von den Einwohnern selbst angezündet, um den Piraten keine Behausung zu bieten.

Der Überfall auf Panama verletzte auch noch einen gerade zwischen England und Spanien geschlossenen Friedensvertrag. Morgan wurde verhaftet und nach England gebracht, er konnte aber die Richter davon überzeugen, dass er von dem Vertrag nichts wusste. König Charles II. brauchte den in der Karibik erfahrenen Seestrategen noch im Krieg gegen Holland. So ließ der König Henry Morgan frei, erhob den Freibeuter 1674 sogar in den Ritterstand und ernannte ihn schließlich zum Vizegouverneur von Jamaika. Morgan starb mit 53 Jahren am 25.8.1688 an den Folgen seines übermäßigen Alkoholkonsum. Die Stadt Panama aber blieb zerstört und niedergebrannt.

Ein Wiederaufbau erfolgte 2 Jahre etwa 10km weiter westlich an einer besser zu sichernder Stelle auf einer felsigen Halbinsel, diese Ansiedlung bildet heute den Altstadtkern Casco Viejo der heutigen Metropole Panama City.

Das Ruinengelände, das vor hundert Jahren noch weitgehend von Urwald bedeckt war, geriet seit den 1960er Jahren in die Wachstumszone des modernen Panama City und ist heute von Stadtvierteln umgeben.






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