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Von Chos Malal über Andocollo fuhren wir bei schönstem Frühlingswetter durch den Corredor Neuquén Norte in der Bergwelt der Anden und erreichten nach knapp 100 Kilometern Fahrt durch eine malerische Landschaft den kleinen Ort Las Ovejas. Er liegt an der Ruta Provincial No. 43 und 491 Kilometer von der Hauptstadt der Provinz Neuquen entfernt. Wenn man in den Ort fährt, dann stehen lebensgroße Figuren von Schafen und ein reitender Hirte zur Begrüßung am Ortseingang. Schließlich bedeutet der Ortsname "Die Schafe". Aber Vorsicht: Das Besteigen der Figuren ist verboten!
Die ersten Einwohner waren die Pehuenche, die den Ort als Überwinterungsquartier für ihre Tiere verwendeten. Später begann man mit der Schafzucht und ab dem Jahr 1880 ließen sich die ersten Hirten dort dauerhaft nieder. Zwischen 1800 und 1830 gab es eine Familie von Banditen in der Region, die berüchtigten Pincheira-Brüder. Sie stahlen Tiere an der Grenze nach Chile und waren bekannt für ihre Abenteuer und Heldentaten.
1907 wurde die erste Grundschule No. 30 und der Ortskern gebaut. Und im Jahr 1945, mit dem Bau der Kapelle von San Sebastián, begann die Bedeutung von Las Ovjejas als Zentrum des religiösen Tourismus. Das wichtigste Ereignis der Region ist das Fest von San Sebastián, zu dem jedes Jahr im Monat Januar etwa 8.000 Menschen aus Argentinien und Chile in den kleinen Ort pilgern.
La Ovejas als Ort hat heute etwas über 2.000 Einwohner und ist ein idealer Ausgangspunkt um die Naturschönheiten der Umgebung zu erkunden. 51 Betten stehen in diversen einfachen Cabanas und Touristenunterkünften für Besucher zur Verfügung, dazu gibt es noch fünf Campingplätze für rund 200 Leute. In der Saison hat auch ein Restaurant geöffnet das Spezialitäten der Region wie z.B. Regenbogenforellen anbietet.
Flüsse und Bäche mit klarem Wasser schlängeln sich hier durch die Anden: Nahueve, Neuquén, Buraleo, Butalón und Ranquileo, sie ziehen Angler an, die hier Regenbogenforellen oder Flussbarsche finden. Vogelliebhaber kommen wegen einer hier lebenden endemischen Art, dem Braunkehl-Huethuet (Pteroptochos castaneus).
So trägt der Tourismus, neben der Viehzucht und der Verwaltung, zum Lebensunterhalt der Menschen hier bei.
An dem kleinen Shop gegenüber des Schafe-Denkmals haben wir erst einmal angehalten und etwas zu Trinken gekauft, schräg gegenüber liegt die örtliche Touristen-Information. Wir haben nur mal durch die geschlossene Türe geschaut, da kam aufgeregt eine Frau gelaufen, die gerade vor Michael mit ihren Einkäufen den Laden verlassen hatte und schickte ihren Sohn den Schlüssel holen. Dann stattete Sie uns mit allen möglichen Informationen und Prospekten über die Region aus, wir mussten uns sehr konzentrieren, um von ihrem schnellen Spanisch wenigstens die Hälfte zu verstehen. Aber sie war so froh Touristen zu sehen, dass wir am Ende noch Aufkleber von Las Ovejas für unser Auto bekamen.
Die Weiterfahrt nach Aguas Calientes war wunderschön und wir konnten uns an der Landschaft gar nicht satt sehen. Überall gab es Nachwuchs: Bei den Schafen, den Kühen, den Ziegen und auch bei einigen Vögeln. Nach einer Weile erreicht man den Ort Varvarco, wo uns am Begin der auch für kleine Dörfer typischen, hier ungepflasterten Prachtstrasse die Polizei anhielt. Jenseits des Ortes ist ein Mountain-Bike-Rennen im Gang. Wir dürfen aber weiterfahren, nachdem wir versichern, wir würden nach Anweisung des Polizisten sehr langsam und besonders aufmerksam fahren - con precaucion - und uns immer schön rechts halten - conserve a la derecha. Ein Glück, dass wir hier halten mussten, denn der Anfang der Prachtstrasse wurde von einer querlaufenden Wasserrinne gebildet, bei der unser Renault Duster sogar im Schrittempo aufgesetzt hat.
Etwa in der Mitte der Prachtstrasse war die Zieldurchfahrt für die Biker aufgebaut, beim Verlassen des Ortes wurden wir von einem zweiten Polizisten noch einmal skeptisch beobachet. Einige Kurven sahen wir ersten keuchenden Radfahrer. Das Mountainbike-Rennen lief sowohl auf der Hauptstrasse als auch auf schmalen Pfaden quasi querfeldein und mit heftigen Steigungen.
Ganz vorsichtig mussten wir fahren, denn ab und zu kamen uns bunt gekleidete und sichtlich angestrengte Fahrer auf ihren Rädern in kleinen Gruppen oder einzeln entgegen. Mit Verkehr hatte man hinter dem Ort zu dieser Zeit wohl nicht gerechnet. Ganz zum Schluß kamen noch der Besenwagen und die Ambulanz, das war das Zeichen für den Abschluss des Renngeschäfts. Wir waren jedenfalls froh, als wir die Fahrradstrecke hinter uns hatten, das Ganze hatte einiges an Zeit gekostet.
Malerisch ist vor allem der folgende Teil der Strecke, denn hier schiebt sich der höchste Vulkan von Patagonien ins Bild: der mächtige und mit Schnee bedeckte 4.709 Meter hohe Domuyo. Unterwegs überquert man auf einer Brücke dann den Rio Neuquen und passiert die Abzweigung zur Ruta Provincial No. 54. Wir blieben auf der Ruta Provincial No. 43 und fuhren auf kurviger Strecke, vorbei an Abgründen, Bächen, kleinen Wasserfällen und zahlreichen Viehherden mit Jungtieren. Überall blühten Blumen und summten Insekten, der Weitblick in die Landschaft war atemberaubend. An manchen Stellen hatte man einen Ausblick wie aus einem Flugzeug und stets als Kulisse die schneebedeckten Berge rundum.
15 Kilometer hinter dem Ort hatte uns die freundliche Dame vom Touristenbüro noch ein paar hübsche Felsformationen eingezeichnet, die man Los Bolillos genannt hatte. Leider hat sie uns nicht gesagt, das die Zufahrt nicht passierbar war. Aber die Anfahrt war schön, vorbei an einer Farm mit vielen, gerade geborenen Kälbchen auf einer Weide. Trächtige Kühe und noch feuchte Jungtiere waren hier im warmen, geschützten Tal neben dem Fluss auf einer saftigen Wiese zusammengetrieben worden und bildeten einen regelrechten Kindergarten.
Dahinter näherten wir uns zwar den Bolillos noch ein Stück, konnten sie aber nicht erreichen. Wir konnten in der Ferne zwar Felsen sehen, leider endetet die Fahrt an einem Gehöft vor einer Flussdurchfahrt.
Von der anderen Seite kamen gerade zwei mit Schlamm bespritze Männer in einem offenen Gelände-Buggy mit Überroll-Bügel an, die diese Stelle nur mit Mühe pasiert hatten. Sie lachten, zeigen mit den Händen, wie hoch das Wasser sei und rieten uns von einer Durchquerung mit unserem Duster ab. Angesichts der triefenden Gestalten war das ziemlich überzeugend, wir wollten so fern von allem sowieso nichts riskieren und fuhren die Zufahrt wieder zurück.
Dann eben keine knubbeligen Felsen, die weite Landschaft rundum war auch schon so beeindruckend genug. Den weiteren Weg bis zum Tagesziel beschreibe ich dann auf der Seite Aguas Calientes.
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Las Ovejas
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