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Im südlichen Patagonien nicht auf die neugierigen und tagaktiven Guanacos (Lama guanicoe) zu stoßen ist eigentlich so gut wie unmöglich. Es gibt allerdings einige Stellen, wo sie sich besonders wohl fühlen, geschützt werden und daher dort vermehrt anzutreffen sind. So zum Beispiel im Perito Moreno Nationalpark, im Naturreservat Cabo Dos Bahias, im Naturreservat Monte Leon, in der Nähe der versteinerten Wälder von Sarmiento oder auf der Halbinsel Valdés. Dort haben wir die schönsten Fotos geschossen. Aber auch mitten in der Pampa oder auf Weideland trifft man auf die hübschen Tiere mit den großen Augen.
Es gibt 4 Arten von Lamas in Südamerika: zwei domestizierte Arten, das Llama und das Alpaca. Und die beiden wilden Arten Guanaco und Vicuna. (alle werden mal mit k und mal mit c geschrieben, ich habe mich für die spanische Schreibweise mit c entschieden)
Sie alle gehören zur Familie der Kamele, werden oft auch als Neuweltkamele bezeichnet, haben aber keine Höcker. Ein ausgewachsenes Tier erreicht eine Schulterhöhe von 90 - 125 cm und ein Gewicht: von 80 - 120 kg. Das Fell ist rotbraun und weiß, kameltypisch ist der Paßgang, eine energiesparende Art der Fortbewegung.
Während die Vicunjas ausgesprochene Hochgebirgstiere sind und die Hochflächen der Anden in großen Höhen zwischen 3.700 und 4.600 Metern bewohnen leben die flexibleren Guanacos weit verstreut in den verschiedensten Lebensräumen. Man findet sie in den weiten Halbwüsten ebenso wie in den endlosen Buschsteppen der Meseta und in Waldgebieten am Andenrand. Ihr Verbreitungsgebiet reicht von Ecuador im Norden bis hinunter ins kalte und windige Patagonien.
Ausser dem Menschen, der ja leider für die Ausrottung so mancher Art bekannt ist, hat sich ein Guanaco in Patagonien hauptsächlich vor den wilden Pumas und dem rauen Klima zu fürchten.
Das Überleben der frühen Indianer in der Andenregion hing einmal weitgehend von diesen Tieren ab. Archäologische Ausgrabungen haben bewiesen, dass Vicunjas und Guanacos den Menschen schon vor langer Zeit Wolle, Leder und Fleisch lieferten und ihr Dung als Brennstoff verwertet wurde. Auch als Tragtiere für Lasten wurden sie verwendet.
An den Rand der Ausrottung brachten die Naturvölker die Tiere allerdings nicht, das schaffte erst das Vordringen der Spanier nach Südamerika im 16. Jahrhundert. Ihre mitgebrachten Rinder und Schafe verdrängten die Tiere mehr und mehr aus ihren angestammten Weidegebieten, dazu kamen unkontrollierte Bejagung, der Verlust der alten Wertvorstellungen der einheimischen Bevölkerung und der Ausbau der Nutz- und Ackerflächen. So wurden die einst sehr häufig anzutreffenden Tiere nach und nach drastisch in ihrem Bestand reduziert.
Die Gesamtpopulation aller Guanacos wird heute auf ca. 600.000 Tiere geschätzt, davon leben über 95 % im Süden von Argentinien. Die meisten davon findet man in den Provinzen Chubut und Santa Cruz. Vom Aussterben ist die Art im Augenblick nicht mehr bedroht, trotzdem stehen die Guanacos in der Provinz Chubut komplett unter Naturschutz.
An anderen Orten dürfen sie legal gejagt werden, denn leider sind die wildlebenden Pflanzenfresser Nahrungskonkurrenten von Schafen und somit bei den Farmern sehr unbeliebt. Es gibt aber auch immer zahlreichere Naturschutzgebiete wie Monte Leon oder Cabo Dos Bahias, die als Rückzuggebiet dienen und in denen sich die Tiere wohl und sicher fühlen. Auch dort wo statt Schafen neuerdings Pferde gehalten werden gibt es Platz für Guanacos.
Am Andenrand mit seinen ständig wechselnden Wetterbedingungen leben die Guanacos wie Normaden und wandern jahreszeitlich gebunden, also je nach Saison und Nahrungsangebot, in den verschiedenen Höhenlagen umher.
An der Küste und auf der flachen Meseta sind die Tiere hingegen sesshafter, da das Nahrungsangebot in der Umgebung über den Jahresverlauf gleich bleibend ist.
Eine Gruppe besteht meist aus ca. 20 Tieren, geführt von einem einem kräftigen älteren Hengst und ein paar Stuten mit ihren Jungen. Heranwachsende werden vertrieben und schließsen sich anderen Familien an. Oft trifft man auch auf größere Junggesellenhorden oder mehrere Gruppen rotten sich vor allem im Winter zum Schutz zusammen. Im Perito Moreno Nationalpark zählten wir einmal auf einer kleinen Grassebene zwischen den Bergen 40 weidende Tiere.
Da wir im November unterwegs waren, die Paarungszeit ist im August/September, hatten wir auch ab und zu das Glück auf eine Gruppe mit Jungtieren zu stoßen. Pro Jahr bringen die Weibchen ein Junges zur Welt.
Wenn man sich mit dem Wagen nähert oder die Tiere erschreckt, dann fliehen die Guanacos meist nur ein kleines Stück, um dann einige Meter entfernt neugierig stehen zu bleiben. Sie wenden kurze Zeit den Kopf, um den Eindringling mit großen, glänzenden Augen anzustarren. Schnell wird der Eindringling aber uninteressant und sie kümmern sich dann aber wieder um ihrer Lieblingsbeschäftigung: das Fressen.
Gräser und Kräuter gehören zu ihrer Lieblingsnahrung, aber auch Blätter und junge Triebe von Sträuchern und Bäumen werden nicht verschmäht. Sogar Flechten und Pilze frisst ein Guanaco ab und zu. Dazu kommen sie tagelang ohne Wasser aus und trinken zur Not sogar auch mal Salzwasser.
Möchte man die Tiere fotogen guckend haben, so muss man nur ein wenig Krach machen. Lautes Singen lässt sie sofort aufmerksam und neugierig in die Richtung der Lärmquelle schauen und man hat einige Sekunden um ein gutes Bild zu machen, bevor die Köpfe wieder nach unten gehen. Haben sie verstanden, das keine Gefahr droht, dann lassen sie sich gut beobachten.
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