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"In meinem nächsten Leben möchte ich auf keinen Fall ein Vogel im südlichen Patagonien sein".
Das haben wir uns oft gedacht, wenn wir dort die kleinen Federbällchen herumfliegen sahen. Wegen des ständig wehenden starken Windes brauchen sie enorme Kräfte und geschickte Flugmanöver, um zu ihrem Ziel zu kommen. Oft fliegen sie in energiesparenden Wellen nur ganz knapp über dem Boden, um jede mögliche Turbulenz zu ihren Gunsten auszunutzen.
Trotz eigentlich eher vogelfeindlicher Wetterbedingungen gibt es eine Menge große und kleine Vögel in Patagonien zu sehen. Ob in der flachen Pampa, an der Atlantikküste oder in den grünen Tälern in den Anden: Überall zwitschert und schwirrt es. Die Vogelwelt Patagoniens umfasst über 160 Arten, darunter Zugvögel und Tiere die das ganze Jahr über bleiben.
80 Vogelfamilien findet man in Argentinien, einschließlich 20, die im neutropischen Südamerika endemisch sind. Hier kann man in zwei Wochen 300 bis 400 verschiedene Vögel beobachten und das Land ist für Vogelliebhaber ein El Dorado.
Schwierig ist es, die Arten zu bestimmen, denn man erfährt meist nur die spanischen oder lateinischen Namen, eventuell auch noch den englischen Begriff, der dann mühsam in Deutsche übersetzt wird. Auch ein vor Ort gekauftes Vogelbestimmungsbuch hilft manchmal nicht wirklich weiter.
Welcher Laie kennt schon auf Anhieb die Übersetzung für den Bandurria Baya? Wer kennt Patagonian tyrant, Eudromia elegans oder Phoenicopterus chilensis? Ich liefere sie hier gleich mal in Deutsch nach, es sei mir aber verziehen wenn ich bei der Vogel-Namensnennung auf meinen Seiten oft zwischen allen Sprachen schwanke.
Ein Bandurria Baya ist der Ausdruck in Kastellan für einen Buff-necked Ibis oder wissenschaftlich für einen Theristicus caudatus. Auf Deutsch heißt das Tierchen Weißhalsibis. Auf der Seite Ruta 15 auf dem letzten Bild sind diese Vögel zu sehen.
Patagonian tyrant ist wissenschaftlich ein Colorhamphus parvirostris - also ein Darwintyrann. Immer noch nicht schlauer? Macht nix, es ist ein kleines Vögelchen mit braunen Flügeln und beigem Bauch.
Ein Eudromia elegans oder Elegant Crested Tinamou sieht man häufig am Straßenrand - in sofortiger Flucht begriffen und oft in Dreiergruppen unterwegs: Ein Tinamou ist ein Perlsteißhuhn, hier zu sehen.
Phoenicopterus chilensis ist der wissenschaftliche Name für die hübschen chilenischen Flamingos, die man an vielen Tümpeln und Seen der gesamten halbtrockenen Gegenden finden kann.
Wer mehr über Vögel wissen möchte und die Namen mit Übersetzung sucht, der wird auf der hervorragenden Webseite Avibase mit Sicherheit fündig...
Auf diesen zwei Seiten möchte ich ein wenig auf einzelne Arten eingehen, die man bei einer Reise durch Argentinien am häufigsten sehen kann.
Überall findet man im November Gänse in Gruppen oder als Paar. Besonders auffällig und sehr häufig vertreten sind die Magellangänse (Upland Goose, Chloephaga picta). Besonders zahlreich brüten sie in der trockenen Meseta, meist nahe von Senken mit flachen Pfützen, Tümpeln oder kleinen Seen mit angrenzendem Grün. Obwohl sie meist in der Nähe von Gewässern leben, suchen die Magellangänse nur selten das Wasser auf.
Auffallend sind die leuchtend weißen Männchen, die man aus großer Entfernung sieht. Meist dauert es dann auch nicht lange, bis man das gut getarnte braune Weibchen in der Nähe entdeckt. Sie hat hübsche, orange Beine die aber fast immer im Gras verschwinden. Ein Räuber wird sich aber wohl immer auf das auffällige Männchen konzentrieren und das Weibchen gar nicht bemerken.
Die Brutzeit liegt auf in Patagonien und Chile im November und Dezember, also genau zu unserer Reisezeit. Während dieser Zeit halten die sich sonst in Schwärmen lebenden Magellangänse in Paaren getrennt voneinander auf, daher hatte wir in feuchten Gegenden den Eindruck, auf jedem Hektar befindet sich ein Pärchen.
Das Fehlen der von Pelzjägern fast völlig ausgerotteten Füchse und die ständige Erschließung weiterer Grasländereien für die Viehwirtschaft dürften die Ursachen für ihre ungeheure Vermehrung sein.
Bereits in den Sommermonaten Januar und Februar scharen sich die Gänse zu kleinen Mausertrupps, zum März hin schließlich zu großen Scharen zusammen. Dann ziehen sie in nördlichere Gebiete ab. Nur ein kleiner Teil überwintert auch in der Brutheimat.
Neben den Magellangänsen sahen wir häufig auch Rotkopfgänse (Ruddy-headed Goose, Chloephaga rubidiceps) in kleinen Gruppen oder etwas seltener die weiße kleine Kelpgans (Patagonian Kelp Goose, Chloephaga hybrida hybrida) oder die Graukopfgans (Ashy-headed Goose, Chloephaga poliocephala).
An den Tümpeln, Flüssen und Seen im Binnenland kann man zahlreiche Wasservögel beobachten. Besonders schön anzusehen sind die grazilien Flamingos (Phoenicopterus chilensis), die als Farbtupfer überall im Land in den Lagunen gründeln, oder die hübschen Reiher.
Auch die Entenfamilie ist sehr zahlreich in Patagonien vetreten, alle Arten aufzuzählen würde wohl den Rahmen der Webseite sprengen.
Häufig sieht man Schwäne, weiße und auch Schwarzhalsschwäne (Black-necked Swan, Cygnus melanocorypha). An der Atlantikküste sieht man neben Pinguinen in großen Kolonien und der üblichen Artenvielfalt an Möwen auch andere geschickte Flieger. Verschiede Arten von Cormoranen, Austernfischern, Albatrossen, Sturmvögeln, Strandläufern und Seeschwalben sind zu beobachten.
Südamerikanische Felsensittiche (Loro Barranquero Patagónico (Cyanoliseus patagonus)) leben auf beiden Seiten der Anden und wir haben sie auch schon in kleinen Kolonien in den Bergen beobachtet. Die bunten Vögel verdanken ihre Verbreitung bis an die Küste mutigen Artgenossen. Diese überquerten vor 120.000 Jahren die Berge, dabei flogen die Tiere vermutlich über einen mehr als 3.000 Meter hohen Pass unweit des Aconcagua, des höchsten Berges in den Anden.
Felsensittiche brüten gerne in Kolonien in Sandstein- und Kalkfelsen. Geeignete Nistplätze sind daher selten und existieren vor allem in der Nähe von Wasser, z.B. an Flüssen, Seeufern oder Meeresküsten. Als Nahrungsquelle benötigen die Vögel im Umkreis von bis zu 60 Kilometern relativ große Flächen wenig gestörter natürlicher Vegetation. Dort finden sie Samen, Knospen, Beeren und Früchte der Büsche der Monte-Vegetation als Nahrung.
Felsensittiche wurden zwar von Landwirten wiederholt als Schädlinge von Nutzpflanzen bezeichnet, aber in den bisherigen Studien konnte kein intensiver Schaden festgestellt werden, der eine solche Behauptung rechtfertigen würde. Die Vögel sind auf die natürlichen Ressourcen angewiesen und nehmen dafür weite Wege in Kauf.
In El Cóndor an der Atlantikküste findet man die weltweit größte Vogelkolonie aller Papageienvögel mit mehr als 35.000 Paaren. So sagen die Forscher, die sie gezählt haben. Die Kolonie erstreckt sich über neun Kilometer Steilküste aus Sandstein und ist unter Touristen noch weitgehend unbekannt. Selbst wenn so wird sie in vielen Reiseführern höchstens in einem Nebensatz erwähnt.
Der Maximilianpapagei (Pionus maximiliani) bewohnt das Gebiet von Nord-Argentinien. Die Vögel werden gewöhnlich paarweise, einzeln oder in kleinen Gruppen gesehen. In den Bäumen bemerkt man sie kaum, da sich das grüne Gefieder in den Baumkronen kaum von der Umgebung abhebt. Dann gibt es noch die hübschen olivgrün-roten Sittiche namens Cachaña (Enicognathus ferrugineus), auf deutsch heißen sie Smaragdsittiche.
Ein weit verbreiteter Vogel in der patagonischen Steppe ist der Nandu. Im Süden trifft man eher die kleinere Art, die hier Choique oder auch ñandú petiso genannt wird.
Die Nandus gehören zur Familie der Rheidae und zur Ordnung der Laufvögel (Struthioniformes). Es sind grau-braune, straußenähnliche Tiere, die sehr schnell laufen können und die man oft nur von hinten sieht, weil sie mit wippenden weißen Schwanzfedern fluchtartig das Weite suchen, wenn man sich mit einem Auto oder zu Fuß nähert. Mit einer Scheitelhöhe von 130 - 150 cm, einer Rückenhöhe von ca. 100 cm und einem Gewicht von 20 - 25 kg ist er der größte Vogel der Neuen Welt. Nandus haben lange kräftige Füße, ein weiches Federkleid und überraschend lange Flügel für einen flugunfähigen Vogel von etwa 250 cm Länge.
Dank dieser Eigenschaften kann er bei der Flucht Geschwindigkeiten von 50 km/h erreichen und schnell und unerwartet die Richtung wechseln, indem er abwechselnd den rechten oder den linken Flügel aufstellt.
Einmal rannte ein verschrecktes Tier parallel zu unserem Fahrweg. Er wurde in seiner Panik immer schneller und erreichte locker 55 Kilometer pro Stunde, kleine Staubwolken aufwirbelnd, bevor die Straße sich in einer Kurve von seiner Laufrichtung entfernte. Auf der Flucht rennen die Viecher nämlich immer nur geradeaus, weil sie bei dem Tempo natürlich keine Haken schlagen können. Führt die Kurve die Straße in die falsche Richtung, so rennen sie auch direkt vor dem Auto quer über die Fahrbahn.
Wie die Strauße in Südafrika sind auch die Nandus Allesfresser: Sie ernähren sich hautsächlich von Pflanzen, fressen aber auch Früchte, Wurzeln, Insekten und kleinere Wirbeltiere.
Nandumännchen paaren sich mit mehreren Weibchen und danach kümmert er sich dann alleine um das Brutgeschäft und die Aufzucht der Jungen. Da wir im November, also im Frühling unterwegs waren, sahen wir öfters Männchen mit einer ganzen Horde von 10-15 Jungtieren. Die Weibchen ziehen dann meist alleine weiter und paaren sich noch mit weiteren Männchen, ihr Nachwuchs ist ihnen egal.
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