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Der Tag, an dem wir von Neuquén aus in Richtung Norden nach Chos Malal gefahren sind stand unter keinem guten Stern. Dabei hatten wir uns extra die Nebenstrecke der Ruta 7 ausgesucht und wollten auf dem Weg noch ein paar sehenswerte Landschaften am Rande der Strecke erkunden, die ich mühsam vorab ausgekundschaftet hatte.
Am Morgen nach dem Frühstück starteten wir in unserem Hotel Dulce Limay, das ja schon direkt nördlich von Neuquén an der Ruta 7 liegt. Das hatten wir extra gewählt, damit wir nach dem Start nicht schon am frühen Morgen zuerst durch den Stadtverkehr fahren mussten.
Direkt hinter der kleinen Stadt Cenentario beginnt das Weinanbaugebiet, auch der Obstanbau hat hier dank Bewässerung durch den Fluss Neuquén günstige Bedingungen.
Nach einigen Kilometern Fahrt überquert man den Fluss auf einer Brücke direkt neben dem Dique Ballister. Ab dem Jahr 1884 wurden in der kargen Region die ersten rudimetären Bewässerungsanlagen angelegt, wegen Wassermangel während der ständigen Dürren. Dadurch konnte man zunächst Luzerne, Mais, Weizen und Gerste anbauen. Doch die ineffektiven Bewässerungsnetze wurden durch regelmäßige Überflutung des Río Neuquén zerstört, ebenso Dörfer und Felder.
Angesichts dieser Probleme begann man mit der Planung eines riesigen Bewässerungssystems namens Cerros Colorados Complex, um die Bodenproduktivität zu verbessern. Das dafür nötige Stauwehr wurde von Ingenieur Severini aus Italien geplant und nach dessen Tod unter der Leitung von Ingenieur Rodolfo Ballester erbaut und er ist nur einer von mehreren am Flussystem. Die Brücke über dem Wehr ist 400 Meter lang und 5 Meter breit. Da aber die Hälfte der Breite von der Mechanik der verstellbaren Stauwehre benötigt wird ist die Straße hier nur einspurig und wirdd mit einer Ampel geregelt. Die Gesamtlänge der Staumauer beträgt 420 Meter ohne Rampen.
Der Bau wurde im Jahr 1916 abgeschlossen, der Damm dient dazu einen Teil der Wassermassen des Flusses Neuquén in einen etwas höher gelegenen Bewässerungskanal zu leiten. Dieser fließt dann 130 Kilometer lang südöstlich vorbei an den Städten Barda del Medio, Cinco Saltos, Cipolletti, Allen, General Roca, Ingeniero Luis A. Huergo und Villa Regina, um dann im Überschwemmungsgebiet des Río Negro zu enden. Eine zweite Ableitung stromabwärts des Damms leitet Wasser in das Reservoir des Pellegrini-Sees bei Neuquén. Das Bewässerungssystem ist von Anfang September bis ungefähr Mai in Betrieb. In den übrigen Monaten werden die Kanäle und Schleusen gewartet.
Hinter dem Damm kann man in einem Wäldchen eine kleine Abfahrt runter zum Flussufer nehmen. Hier befindet sich mitten im Grünen das Museo de Riego mit alten Exponaten, blühenden Blumenbeeten, Kinderspielplatz und einigen streunden Hunden. Direkt daneben ein Campinplatz, ein Grillplatz und ein schöner Blick auf den Damm und den Fluss unterhalb der Brücke. Hier kann man schwimmen und Vögel beobachten. Ein Fußweg führt über das zweite Stauwehr vor dem Bewässerungskanal in eine große grüne Parkanlage. Die kleine Ausstellung zeigt bei dem Bauprojekt eingesetzte modernste Technik des frühen 20. Jahrhunderts: Die verstellbaren Stauwehre auf der Brücke wurden 1912 in Ipswich, England, produziert, Strom lieferte ein Generatorwagen mit Deutz-Gasmotor und Siemens-Dynamo mit drei Phasen, leider ziemlich zerschlissen.
Auf dem Weg in Richtung Norden folgen nach der Brücke dann berühmte und topmoderne Weingüter wie Familia Schröder oder Fin del Mundo, sie liegen fast direkt am Weg und bieten Weinproben und hochwertige Restaurants wie das Saurus oder das Malma in schöner Umgebung. Leider waren wir am Abend zuvor von der langen Fahrt von Balenario El Cóndor an der Küste bis nach Neuquén viel zu platt, um noch einmal eine halbe Stunde bis zum nächsten Restaurant zu fahren. Das sollte dann auch in Anbetracht der hervorragenden Weine, die hier angebaut und serviert werden, dann auch besser mit einem Taxi tun.
Die Straße folgt weiter dem grünen Flusstal, wir hatten jedoch vorab auf der Karte eine Abzweigung entdeckt, die vorbei einer weiteren Staumauer - Loma de la Lata am Rio Neuquén erst zu an einem kleineren Stausee und danach zu einem riesigen Stausee namens Embalse Mari Menuco führt. Einer von fünf Stauseen in der Region. Verschiedene kleinere Abzweigungen erweckten die Hoffnung, dort Vögel in Feuchtgebieten beobachten zu können.
Über die Ruta 8 erreicht man die Ruta Provincial Nummer 50, die durch karge Landschaft am blauen Stausee vorbei führt. Dieser wurde mit dem Bau des Wasserkraftwerks Cerros Colorados gebildet. Von dort gibt es eine kleine Straße, die zurück zur Ruta 7 führt.
Vorbei am kleinen Stausee Marí Menuco mit tausenden Schwarzhalsschwänen erreichten wir auf hervorragend geteerter Straße schließlich die ebenso hervorragende Parallelstraße zur Ruta 7. Von der Küste des großen Stausees war aber nichts zu sehen, das Ganze war aber ein Reinfall: es gab nur Abzweigungen zu Fischerclubs und Bootsrampen. Dann folgte karges Land und viel LKW-Verkehr, denn hier wird Erdgas gefördert. Vor der Abfahrt der kleinen Straße zum Seeufer stauten sich einige Pickups, die Straße selbst war mit einem Tor versperrt und einige Männer mit heftigen Diskussionen beschäftigt. Aus Plaketen, auf denen wir nur die Aufschrift "Mapuche" lesen konnten, folgerten wir, dass es hier eine Auseinandersetzung der Landbesitzer mit den Ingenieuren und Prospektoren gab. Da wollten wir uns lieber nicht einmischen.
Wir fanden hinter der Gasraffinerie die Abzweigung zurück zur Ruta 7 und konnten auch um die Ecke bis zum Hintereingang der Raffinerie fahren. Dort wurden wir von einem ganz offiziellen Wachposten gestoppt, der uns zurück schickte. Die Quer-Verbindung von wenigen Kilometern durfte nur von einheimischen Mapuche-Indianern befahren werden. Oder gegen Gebühr mit Sondergenehmigung der Mapuche. So mussten wir die 30 Kilometer zurück zur Ruta 7 fahren, die wir gekommen waren, die 60 Kilometer hätten wir uns sparen können.
Die Pechsträhne ging weiter, denn vorab hatte ich schöne Aufnahmen von spitzen, hohen Felsnadeln im Internet gefunden. Der Ort nennt sich Tratayen und die Aufnahmen sind durchaus beeindruckend.
Ich hatte mir die genaue Stelle aufgeschrieben, an der man von der Ruta 7 abbiegen muss, kurz vor dem Ort Anelo. Auf der Straße war viel Verkehr, aber jede Abzweigung führte nur zu einem umzäunten Gasfeld. Vergeblich hielten wir nach Schildern Ausschau. Ohne einheimischen Führer hatten wir keine Chance. Zwar sahen wir ein paar rote Felsspitzen rechts neben der Straße über einen Hügel ragen, aber Anhalten gestaltete sich schwierig auf Grund der vielen LKW´s und dann waren wir auch schon in Anelo.
Dort gab es einen Stau: wegen eines Schwertransports war die Ruta 7 gerade gesperrt - Umleitung gab es keine. Wir bogen am Verteilerkreisel erstmal in die dritte mögliche Richtung ab in der Hoffnung, den Stau damit etwas austricksen zu können. Kaum hatten wir gewendet war aber von der anderen Seite der Schwertransport mit riesigen Metallteilen für Gas- oder Wassertanks gerade am Kreisel durch und unsere Strecke nach Norden wieder frei. Die Idee, ein paar Kilometer zurück zu den Felsen zu fahren war damit erstmal gestorben - mehr als Schritttempo war in der Richtung nicht mehr möglich.
Hinter Anelo gibt es noch etwas Verkehr in Richtung Rincón de Los Sauces hinab in eine weite Ebene. Doch die Ruta 7 biegt dann nach links ab und hier auf der Schotterpiste waren wir in einsamer, felsiger Landschaft fast alleine unterwegs. Zuerst gibt es noch ein paar vereinzelte Öl- und Gasfelder, dann schiebt sich immer mehr der mächtige Vulkan Tromen in die Landschaft, je näher man dem Ziel unserer Reise: Chos Malal kommt.
An einigen malerischen Stellen sind wir ausgestiegen und haben im Sand zwischen den Felsen nach Tierspuren gesucht. Käfer, Schlangen, Echsen, dann noch ein Pferd oder ein Esel waren hier unterwegs. Die einzigen sichtbaren Lebewesen waren einige kleine Ziegenherden, dann begegneten uns noch mehrmals Gauchos mit Pickups auf dem Weg zu einem Treffen.
Auf dem letzten Teil der Strecke endet die Ruta 7 dann auf der asphaltierten Ruta 40, der wir bis zu unserem Hotel Terra Malal folgten. Vorher haben wir natürlich noch eine Schleife, die etwas länger durch die einsame Gegend führt, ausgenutzt. Diese Mühe wurde belohnt, denn an einer dieser einsamen Straßen hoppelten schon am späten Nachmittag einige Zwergmeerschweinchen direkt vor dem Auto über die Fahrbahn.
Google Map zum Thema
Stauseen nördlich von Neuqén
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