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Wir haben insgesamt drei von den vielen Höhlen in der Margaret River Region besucht: die Mammoth Cave, die Lake Cave und die Jewel Cave. Diese werden nicht von der Naturschutzbehörde CALM verwaltet, sondern vom Tourismusverband von Margaret River und sind daher teurer zu besuchen. Alle drei Höhlen sind sehr unterschiedlich und jede lohnt einen Besuch. Da sie unter der gleichen Verwaltung stehen, gibt es einen verbilligten Höhlen-Pass für 42 AU$ (Grand Tour Pass), der sieben Tage lang gültig ist.
Die Jewel Cave ist, wie der Name schon sagt, wirklich ein Juwel. Sie befindet sich fünf Kilometer nördlich von Augusta, wie die anderen Höhlen ebenfalls an der Caves Road. Auch wenn der Eingang hier recht unspektakulär ist, im Gegensatz zur Lake Cave, überzeugt das Innere der Erde hier mit Highlights vom Feinsten. Vor dem Gang in die Höhle kann man sich am kleinen Kiosk noch mit einem Eis oder Getränk erfrischen und auf die nächste Führung warten.
Durch die Jewel Cave führte ein wirklich guter Guide, selber Höhlenforscher, der mit viel Liebe und Engagement bei der Sache war. Hier hörten sich die bestimmt schon unzähligen Male vorgetragene Texte trotz aller Wiederholungen nicht auswendig gelernt an, er konnte spannend und informativ erzählen.
Die Höhle selbst ist riesengroß und oft überraschend, manchmal meint man es ginge nicht weiter, und dann führt ein schmaler Steg um die Ecke in einen weiteren, wunderschönen Raum.
Entdeckt wurde die Höhle erst im Jahr 1957 und schon 1959 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Beim Rundgang muss man öfters mal den Kopf einziehen, es geht um Ecken und über steile Treppen von einer Kammer zur nächsten. Alles ist prima ausgeleuchtet und die Formationen sind sehr abwechslungsreich.
In der Jewel Cave befindet sich auch der längste, dünne Stalaktit in Strohhalmform, den man einer Show Cave weltweit sehen kann. Wenn ein Tropfen aufgrund der Oberflächengestalt immer an exakt derselben Stelle austritt, dann kann die Ablagerung die Form eines Ringes mit der Tropfengröße als Durchmesser bilden. Solche Gebilde haben maximal 1 cm Durchmesser, sie sind sehr gerade, dünn und zerbrechlich und wachsen senkrecht von der Decke nach unten. Diese Sinterröhrchen werden auch Makkaroni genannt. Innen sind sie immer hohl, das Wasser fließt hindurch aber die Außenseite ist meist trocken. Hier in der Jewel Cave hat so ein Strang die sagenhafte Länge von 5,9 Metern erreicht. Schön ist auch die Wasserfallformation, am liebsten wären wir alle paar Meter stehen geblieben und hätten ausgiebiger fotografiert. Ein Stativ darf nicht mit in die Höhle, so braucht man einen guten Blitz und eine ruhige Hand.
Die Jewel Cave ist auch bekannt geworden durch fossile Funde, kleine Tiere, die sich im Laufe der Zeit im Dunkel verirrten und starben. In einer Kammer blickt man herab auf das Skelett eines Possum, außerdem fand man hier für die Forschung die Überreste Tasmanischer Tiger (Thyiacine) die hier vor ca. 25.000 Jahren starben.
Eine weitere Besonderheit der Jewel Cave sind die bizarren, schwerkraftunabhängigen Stalaktiten, die es nur in wenigen Höhlen auf der Welt zu sehen gibt: Helictiten. In Englisch heißen sie Helictites, sonst Excentriques, aus dem französischen excentrique = exzentrisch oder versponnen. Die Entstehung dieser verzweigten Gebilde ist den Forschern bis heute nicht ganz klar. Die populärste Meinung: Es handelt sich um einen Kanal im Inneren, durch den das Wasser durch Kapillarwirkung auf und ab fließt. Leider sind die meisten Helictites nicht hohl. Der Wind soll an der Form auch nicht so ganz unschuldig sein, allerdings wachsen Helictites auch dort, wo es keinen Wind gibt. Aber so ganz genau erforscht hat dies noch niemand, es ist einer der spannendsten ungelösten Phänomene in der Höhlenforschung.
In der Jewel Cave kann man an vielen Stellen diese verästelten Gebilde betrachten, an einigen kommt man ganz nah vorbei, andere hängen dicht an dicht von der Decke einer riesigen Kammer herab. Helictiten können von allen Seiten in einer Höhle wachsen. Es ist sehr faszinierend, die unregelmäßig verdrehten, faden-, oder wurmförmigen Sinterablagerungen zu betrachten.
Natürlich fragt jeder gute Höhlenführer seine Gruppe auch nach dem Unterschied zwischen Stalagmiten und Stalaktiten. Die meisten wussten es, aber der englische Spruch "Stalagmites grow from the ground and might one day reach the stalactites, which hang tight from the ceiling" hilft manchem es nie wieder zu vergessen. Da finden wir die schlüpfrige, deutsche Variante "Die Mi(e)ten steigen und die Tit(t)en hängen" eingänglicher, leider kann man das so nicht verständlich übersetzen. Wächst der Stalaktit mit dem Stalagmit zusammen, bildet sich eine Tropfsteinsäule, die man Stalagnat nennt. Die sind recht selten, aber auch dafür gibt es in der Jewel Cave ein paar ansehnliche Beispiele.
Video zum Thema
Jewel Cave
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