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Vila Franca do Campo ist eine Kleinstadt auf São Miguel und sie ist nicht weit von unserer Ferienwohnung in Caloura entfernt. Hier leben etwa 4.100 Einwohner. Als wir zum ersten Mal durch fuhren, war Sonntag und die Straßen waren voller Menschen, Parkplätze nicht zu bekommen, daher fuhren wir erst einmal hoch zur berühmten Kapelle Ermida de Nossa Senhora da Paz, der ich eine eigene Seite gewidmet habe.
Das Stadtgebiet von Vila Franca do Campo wird von den zwei Gemeinden São Miguel und São Pedro gebildet. Dem Ort vorgelagert ist die kleine Vulkaninsel Ilhéu de Vila Franca do Campo, die man von verschiedenen Aussichtspunkten entlang der Küste sieht. Sie ist seit 1993 Naturschutzgebiet und hat eine Kraterwand an der Nordseite, die zum Meer hin durchbrochen ist, so dass Meerwasser einfließen konnte und sich hier Sand abgelagert hat.
Dadurch ist ein natürliches Schwimmbecken entstanden, mit einer Tiefe von kaum einen Meter bei Flut. Während der Sommermonate ab 01. Juni fahren Boote von Vila Franca in ca. 20 Min. hierher und bringen Erwachsene und Kinder für einen Badetag dorthin. Im Mai lagen nur ein paar private Segelboote davor.
Wir waren hier im neuen Supermarkt von Pingo Doce einkaufen, der einfach über zwei Mal Kreisverkehr von der Hauptstraße EN1-1A zu erreichen ist und eine gute Auswahl und gute Preise bietet. Und an einem Nachmittag kamen wir dann noch einmal für einen Spaziergang durch den Ort hierher.
Der Ort Vila Franca do Campo war die erste Hauptstadt von São Miguel nach Entdeckung der menschenleeren Azoreninsel durch portugiesische Seefahrer im Jahr 1427. Schon bald nach Beginn einer dauerhaften Besiedlung in Povoação wurde Vila Franca gegründet und 1472 zur Stadt erhoben, die zweite Stadt des Archipels. Hier ließ sich Gonçalo Vaz Botelho als Empfänger einer großen Landschenkung durch den König, nieder - diese Schenkungen dienten der Verwaltungsvereinfachung in den neuen Überseekolonien. Hier wohnten der Gründeradel und die Großgrundbesitzer - also alles, was damals Rang und Namen hatte. Bis 1518 war auch die Zollbehörde ansässig. Das Vorhandensein des Zollhauses und der relative Schutz, den die kleine Insel vor Vila Franca ihrem Hafen bot, machten die Stadt zum Abfahrts- und Ankunftsort für Schiffe, die zur Insel wollten.
Dann kam die Katastophe, denn in der Nacht vom 21. auf den 22. Oktober 1522 wurde der Ort komplett zerstört durch eine gigantische Schlammlawine, die von den Hängen des Monte Rabaçal herabkam, dem Lauf des Ribeira da Mãe de Água folgte und sich dann über die gesamte Stadt ergoss. Der Boden war infolge der starken Regenfälle der vorangegangenen Tage mit Wasser gesättigt, dann wurde der heftige Erdrutsch mit einem Lahar an den Hängen oberhalb der Stadt durch ein Erdbeben ausgelöst. Die Schlammmassen begruben den Hafen und flossen ins Meer, rissen viele Menschen mit sich und verursachten einen Tsunami, der die dort vor Anker liegenden Boote zerstörte.
Schätzungen zufolge kamen damals nicht nur in Vila Franca, sondern auch in vielen anderen Städten der Insel Tausende von Menschen ums Leben. Auch in Maia und Umgebung sowie in Ponta Garça wurden schwere Erdrutsche registriert.
Allein in der Stadt Vila Franca starben 3.000 bis 5.000 Menschen, die meisten wurden unter Schlamm begraben oder von der Lawine ins Meer gerissen. Das gesamte Stadtzentrum wurde verschüttet und der Hafen verschwand unter einer dicken Bimssteinschicht. Damals lebten schätzungsweise nur 20.000 Menschen auf der Insel São Miguel. Das politische und wirtschaftliche Zentrum verlagerte sich in die aufstrebende Stadt Ponta Delgada, die bald zur Hauptstadt der Insel wurde und kontinuierlich wuchs.
Aber auch Vila Franca erholte sich wieder. Mit dem Ziel, die Stadt wieder aufzubauen, ordnete man das Fällen einer großen Anzahl von Zedern an, die in den Wäldern von Vale das Furnas im Überfluss vorhanden waren. Diese wurden dann kostenlos an arme Familien verteilt die damit neue Häuser bauen konnten.
Trotz seiner Zerstörung behielt Vila Franca bis ins 18. Jahrhundert seine regionale Bedeutung und wurde nur von Ponta Delgada übertroffen. Es war die erste Gemeinde auf São Miguel, die Zugang zu Elektrizität erhielt. Die ersten 162 Glühlampen gingen hier am 18. März 1900 um 19:00 Uhr Ortszeit an.
Das Zentrum von Vila Franca do Campo ist in jedem Fall ein Aufenthalt wert, es gibt schöne Gärten, historische Gebäude und saubere, breite und geschützte Strände.
Wir spazierten durch das Stadtzentrum und wollten die Pfarrkirche São Miguel Arcanjo besuchen. Diese dem Erzengel Michael geweihte Kirche, mit ihrer mit dunklem Basalt verkleideten Fassade, wurde im 15. Jahrhundert errichtet und aus dieser Zeit stammt noch das gotische Hauptportal. Sie wurde durch das Erdbeben von 1522 teilweise verschüttet und bald darauf wiederaufgebaut. Dabei wurden Baumaterialien der ursprünglichen Kirche wiederverwendet, das Gotteshaus zählt damit heute zu den ältesten Gebäuden auf São Miguel. Leider war sie geschlossen und wir konnten sie nur von außen fotografieren.
Direkt schräg gegenüber liegt die barocke Igreja de São Pedro, im Volksmund als "Kirche und Hospital der Barmherzigkeit" bekannt, mit einem Altar von 1754. Sie wurde Ende des 15. Jahrhunderts erbaut und integriert eines der ersten Krankenhausgebäude auf der Insel São Miguel, die Santa Casa de Misericórdia de Vila Franca.
Über einige Stufen zu erreichen und zu unserem Erstaunen war sie gerade geöffnet, weil im Inneren gearbeitet wurde. So konnten wir die prächtige Ausstattung bewundern. Sowohl im 17. Jahrhundert als auch im 18. Jahrhundert wurde sie umfassend restauriert. Besondere Feierlichkeiten rund um die Verehrung des "Bom Jesus" mit Wurzeln in Portugal, finden hier finden jährlich am letzten Augustwochenende statt.
Nach dem Besuch holten wir uns am Kiosk gegenüber ein Eis und setzen uns in den kleinen Stadtpark. Daran angrenzend befindet sich auch das Rathaus. Obwohl die Gemeinde Vila Franca do Campo bereits im 15. Jahrhundert gegründet wurde, stammt das heutige Gebäude aus dem Ende des 18. Jahrhunderts. Es hat hat schlichte Linien, eine Außentreppe und einen Glockenturm und wirkt auf den ersten Blick fast wie eine dritte Kirche. Südlich des Gebäudes befand sich einst ein Pranger.
Von hier aus gingen wir weiter durch mit Fähnchen und kleinen Altären geschmückte Straßen runter zur Promenade und zum Hafen. Auch wenn es weiter oben in den Bergen den ganzen Tag stark bewölkt war, hier kam noch einmal gegen Abend die Sonne heraus.
Wer möchte, kann die die leckeren Queijadas da Vila Franca verkosten. Sie haben ihren Ursprung im Convento de Santo Andre und werden heute noch immer von zwei Familien nach einer alten geheimen Rezeptur hergestellt.
Der Hafen Porto do Tagarete selbst ist inzwischen zu einer Freizeitanlage mit Yachthafen ausgebaut. Am 19. Februar 1992 wurde der "Clube Naval da Vila Franca do Campo" gegründet. Aus der anfänglich kleinen Gruppe ist über die Jahre eine straffe Organisation geworden, die sich auch für Umwelt und Tourismus einsetzt. Angeboten werden hier sportliche Aktivitäten wie Rudern, Kanufahren oder Tauchen.
Vila Franca baut auf Touristen und diese Entwicklung ist am deutlichsten an der Hafenentwicklung zu sehen. Es gibt einen Aquapark und hier starten auch die Boote zur Walbeobachtung und im Sommer zum Baden auf der vorgelagerten Insel.
Am Hafenbecken findet man aber auch noch das alte Forte do Tagarete, Reste der letzten noch existierenden Verteidigungsanlage der Stadt.
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