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Eine knappe Stunde von unserer schönen Ferienwohnung in Daiting entfernt befindet sich Nördlingen. Am Ostrand der Schwäbischen Alb liegt rund um diese Stadt das Nördlinger Ries, eine riesige kreisrunde Senke mit einem Durchmesser von 25 Kilometern. Seit jeher ist die Gegend bekannt für ihre fruchtbaren Böden und für ein Gestein, den Suevit oder "Schwabenstein". Das Ries wird von den Flüssen Wörnitz und Eger durchflossen.
Schon die Kelten und die Römer schätzen den fruchtbaren Boden, der ihnen gute Ernteerträge brachte und sie verteidigten ihr Territorium mit Wach- und Wehranlagen. Auch mittelalterliche Festungsanlagen zeugen vom Reichtum der Gegend.
Als Professor Dieter Stöffler in den späten 1950er Jahren als junger Geologiestudent an einer Ries-Exkursion teilnahm, galt als Ursache für die Kraterentstehung noch die Vulkantheorie. Das änderte sich im Jahr 1960, als ein amerikanischer Wissenschaftler in einer Gesteinsprobe das Mineral Coesit entdeckte. Es kann nur unter extrem hohen Druck entstehen und die Experten waren sich schnell einig, dass dieser Druck nur von Extremereignissen, wie dem Einschlag eines Asteroiden erzeugt werden konnte. Die dadurch entstandenen geologischen Besonderheiten gilt es im Rieskratermuseum in Nördlingen zu entdecken.
Grund genug für die NASA, 1970 ihre Astronauten vor ihrer Apollo 14 Mission zu Trainingszwecken nach Nördlingen zu schicken. Sie sollten im Ries ihren Blick für Impaktgestein schulen, nach dem sie anschließend auf dem Mond suchen sollten. Mehr zur Geologie auf der Seite Geopark Ries. Der alte braune Dierke-Weltatlas meiner Schulzeit hatte dem Krater noch eine kleine Sonderkarte spendiert.
Viele Bauwerke im Ries wurden aus Suevitgestein errichtet, auch das Wahrzeichen von Nördlingen, die Kirche St. Georg. In diesem Impaktkrater näherten wir uns, über kleine Dörfer und vorbei an grünen Wiesen fahrend, der Stadt Nörlingen.
Die Stad wurde im Jahr 898 erstmals urkundlich erwähnt und war in der Zeit vom Stauferkönig Friedrich II. bis zur Eingliederung ins Kurfürstentum Bayern 1802 eine selbstständige Reichsstadt im Heiligen Römischen Reich. Aufgrund der guten Lage an der Kreuzung zweier großer Handelsstraßen, die von Frankfurt und Würzburg nach Augsburg und Nürnberg nach Ulm führten, war Nördlingen vom Mittelalter bis in die Frühe Neuzeit ein bedeutender und somit auch reicher Handelsplatz.
Ein historischer Wendepunkt im Dreißigjährigen Krieg waren die Belagerung von Nördlingen und die darauf folgende Schlacht bei Nördlingen im Jahre 1634, in der die schwedisch-protestantischen Kräfte erstmals entscheidend von den kaiserlich-habsburgischen Truppen geschlagen wurden. Die Stadt musste sich den Siegern öffnen, wurde aber nach hohen Kontributionszahlungen wenigstens nicht von den siegreichen Truppen geplündert.
Durch die Verheerungen dieses Krieges verlagerten sich die Handelsrouten zu den Seehäfen. In Nördlingen gab es darauf einen wirtschaftlichen Bedeutungsverlust und Stillstand, aber auf Grund dieser Tatsache blieb hier das mittelalterliche Stadtbild weitgehend erhalten, was heute wieder ein Plus für den Kulturtourismus ist. Zusammen mit den Städten Dinkelsbühl und Rothenburg ob der Tauber war Nördlingen von 1984 bis 1993 als Kandidatin für die Erhebung zum Weltkulturerbe auf der Liste der UNESCO platziert.
Im Zuge der Gebietsreform in Bayern verlor Nördlingen am 01. Juli 1972 seinen Status als kreisfreie Stadt und wurde in den neugebildeten Landkreis Nördlingen-Donauwörth eingegliedert, der knapp 1 Jahr später den heutigen Namen Landkreis Donau-Ries erhielt.
Wir waren verabredet mit Ruth und Harald, die hier leben. Sie sind in meinem Reiseforum aktiv, aber wir hatten uns bisher noch nie persönlich getroffen.
Das holten wir jetzt nach und waren wie verabredet am 3D-Bronze-Modell der Altstadt am Marktplatz vor dem Rathaus. Nach der Begrüßung gingen wir erst einmal gemeinsam Mittagessen im Restaurant Kleibels am Daniel. Ein sehr angenehmer Ort mit netter Bedienung und leckerem Essen, die Karte wechselt hier öfter. Ich hatte mich für Dreierlei diverse Knödel entschieden, Michael bestellte Schnitzel "Bayrische Art" mit einer Süßersenf-Meerrettich- Panade, dazu gab es Fritten und Salat. Die Nachspeise war etwas ganz Besonderes, Gerstanmalzparfait mit Mango und grünem Kürbiskernöl. Dazu tranken wir ein Gutmann Hefeweizen alkoholfrei. Wir waren zufrieden und zahlten am Ende ohne Trinkgeld 58,70 Euro.
Nach dem Rundgang begleiteten uns die beiden noch auf einem Rundgang und zeigten stolz ihre schöne Stadt. Leider war das Wetter nicht immer mit uns und Sonne und etwas Regen wechselten sich ab. Zurest besuchten wir die herausragende Attraktion der Stadt Nördlingen: die komplett erhaltene Stadtmauer von 1327 mit fünf Tor-Türmen, elf weiteren Türmen und zwei Bastionen. Hier kann man wunderbar auf dem Wehrgang einmal klomplett rumgehen und hat auf den 2,7 Kilometern immer wieder wechselnde schöne Ausblicke auf die Altstadt. Es ist deutschlandweit das einzige Bauwerk dieser Art, auf dem der Besucher die Altstadt umwandern kann, ohne einmal den Mauerring verlassen zu müssen.
Das größte Stadttor ist das Berger Tor im Südwesten. Im Uhrzeigersinn folgen das Baldinger Tor im Nordwesten, das Löpsinger Tor, das auch das Stadtmauermuseum beherbergt, im Nordosten, das Deininger Tor im Osten und das Reimlinger Tor im Südosten. Die Türme sind im Uhrzeigersinn Feilturm, Löwenturm, Oberer Wasserturm, Backofentürme, Spitzturm, Unterer Wasserturm und Reißturm.
Die Stadtmauer wurde im Laufe der Zeit ständig den Erfordernissen der Waffenentwicklung angepasst. So entstand Schritt für Schritt ein Verteidigungssystem mit Mauer, Graben, Schanzen, Toren und Türmen, das nahezu unüberwindlich war. Die Alte Bastei, die in zwei Geschossen zehn Geschütze aufnehmen kann, ist ebenfalls noch vollständig erhalten. Die Neue Bastei hingegen wurde 1808-1826 abgebrochen.
Beim weiteren Rundgang unten in der Stadt kamen wir dann an einigen sehr schönen und fotogenen Ecken vorbei. Überall sind kleine Gassen und pachtvolle Patrizier- und Bürgerhäuser zu entdecken. Die Seelhäuser gehen auf eine Sitftung des Jahres 1453 zur Unterbringung von bedürftigen, hausarmen Leuten zurück.
Das Nördlinger Gerberviertel ist eines der größten Deutschlands mit einigen der ältesten Gerberhäuser. An fließendem Wasser der Eger gelegen, arbeiteten hier in den besten Jahren um 1618 bis zu 152 Meister. Nach der Wäsche im Fluß wurden das nasse Leder zum Trocknen in den riesigen Dachgeschossen aufgehängt. Nach dem Dreißigjährigen Krieg nahm ihre Zahl stetig ab. Mit der Industrialisierung entstanden zwar noch kleinere Lederfabriken, aber Mitte des 20. Jahrhunderts kam das Gerberhandwerk in Nördlingen völlig zum Erliegen und die letzte Gerberei wurde 1961 geschlossen.
Seit einigen Jahren nisten in Nördlingen auch einige Storchenpaare, somit muss man dafür gar nicht mehr nach Oettingen fahren. Sind sie doch dem Marktplatz bereits seit 2007 treu geblieben und begeistern die Bürger und Gäste der Stadt Jahr für Jahr aufs Neue.
Wir kamen an markanten Gebäuden vorbei wie der alten Kornschranne, einst Lagerhaus für den Nördlinger und Rieser Getreidehandel. Das mächtige Hallgebäude dient einst als städtischer Salz- und Weinspeicher sowie als Börse. Das "Steinhaus zu Nördlingen" ist seit nunmehr über 600 Jahren das Rathaus der Stadt. Eine Besonderheit ist die nachträglich im Jahr 1618 erbaute Freitreppe aus Suevitstein.
Wahrzeichen der Stadt ist der rund 90 Meter hohe Kirchturm der 1427-1505 erbauten gotischen St.-Georgs-Kirche, der Daniel genannt wird. Die evangelisch-lutherische Pfarrkirche haben wir natürlich auch besucht, das 93 Meter lange und über 20 Meter hohe Kirchenschiff macht St. Georg zu einer der größten Hallenkirchen im süddeutschen Raum. Den barocken Hochaltar schmücken spätgotische Holzskulpturen. Am auffälligen Chorgestühl aus dem Spätmittelalter sind geschnitzte Tier- und Menschenköpfe und Fabelwesen zu sehen.
Die steinerne spätgotische Kanzel hat einen barocken Schalldeckel, auf dem Christus mit der Weltkugel thront. Darunter sind zahlreiche Heilige und Putten zu sehen. Auch ein Blick nach oben zur Hauptorgel und zur Seitenorgel lohnt sich und der Taufstein von 1492 besitzt einen beheizbarem Wasserkessel.
Sehenswert ist auch die katholische St.-Salvator-Kirche am südwestlichen Rand der Innenstadt und es gibt noch mindestens vier weitere Kirchen, die wir aber nicht geschafft haben.
Gleich nördlich der St.-Georgs-Kirche liegt der Marktplatz. Hier fand im Mittelalter alljährlich zehn Tage lang eine Messe der Tuchhändler statt, die dabei ihre Waren präsentierten. Das Obergeschoss des 1442-1444 entstandenen Brot- und Tanzhausdiente als Festsaal.
Das Hotel Sonne auf der gegenüberliegenden Seite wurde 1350 erbaut und seit 1405 als Fürstenherberge genutzt. Viele Kaiser logierten hier, im Jahr 1788 war Johann Wolfgang von Goethe zu Gast und 1970 wohnten die amerikanischen Astronauten des Apollo-Mondfahrtprogramms im Traditionshaus.
Der Hafenmarkt nördlich vom Rathaus wurde 1548 erstmals erwähnt. Hier verkauften die auswertigen Hafner ihre Töpferwaren. In unmittelbarer Nähe befand sich auch der Salz- und Federnmarkt.
Vielen Dank an Ruth und Harald für den tollen Tag im schönen Nördlingen.
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