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SCHLOSS WERNIGERODE

Natürlich wollten wir auf dem Weg von Quedlinburg nach Goslar auch Wernigerode besuchen, die Bunte Stadt am Harz. Hatten uns doch vorab Leute so vom schönen Märchenschloss vorgeschwärmt. Bis 1929 war das Schloss Wernigerode Wohnsitz der 1890 Grafen zu Stolberg-Wernigerode, heute ist es ein Museum insbesondere für Kunst- und Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts.

Da wir noch Zeit hatten, weil wir an diesem Tag nicht hoch zum Brocken gefahren sind, kam stattdessen das Schloß in Wernigerode dran.

Unterhalb vom Schloss fanden wir noch einen der wenigen Parkplätze, von dort liefen wir dann hoch. Dabei überholte uns die Schlossbahn, eine der im Tourismus üblichen Fake-Lokomotiven mit Anhängern, die vom Ort hoch zum Schloss fährt. Trotz Corona sassen die Leute dort drin mit Mundschutz dicht an dicht. Am Schloss angekommen hatte sich schon eine lange Warteschlange vor dem Eingang gebildet. Alle standen im Hof in der prallen Sonne.

Hier von der großen Freiterrasse schaut man herunter auf die Stadt Wernigerode. Die Kernstadt liegt auf etwa 257 m ü. NN. Der höchste Punkt des Stadtgebiets ist mit 1.141,2 m der Gipfel des Brocken, der tiefste liegt auf etwa 215 m Höhe. Der Stadtkern besteht zum großen Teil aus niedersächsischen Fachwerkhäusern.

Da wir non schon mal hier waren wollten wir jetzt auch hinein ins neugotische Wernigeröder Schloss. So warteten wir ziemlich lange, es kamen immer mehr Menschen an. Schließlich waren Sommerferien und es ging nur langsam weiter. An der Kasse angekommen wussten wir dann auch warum: es war nur einer dort, der den Eintritt kassierte. Ziemlich genervt gingen wir dann hinter der Kasse wieder raus und zum Eingang eine Tür weiter, wo die Anzahl der Besucher im Gebäude gezählt wurde.

Die erste urkundliche Erwähnung eines Grafen von Wernigerode im Jahre 1121 ist gleichzeitig die Ersterwähnung der Siedlung Wernigerode, deren Anfänge jedoch etwa ein Jahrhundert früher zu datieren sind. Die Burg Wernigerode wurde zwischen 1110 und 1120 über der bereits bestehenden Siedlung Wernigerode erbaut.

Die Grafen ließen die gut verteidigungsfähige Höhenburg mit einer Ringmauer auf der Bergkuppe des Agnesberges errichten. Zu ihren Füßen kreuzten sich zwei Handels- und Heerstraßen. Dies war einer der Hauptgründe war, warum sich im Schutz der Burg zahlreiche Handwerker und Händler in Wernigerode niederließen. Der rasch anwachsenden Siedlung verliehen die Grafen von Wernigerode am 17. April 1229 das Stadtrecht nach dem Vorbild des benachbarten Goslar.

Innerhalb des heute so geräumig wirkenden Innenhofs befanden sich ursprünglich die Burgkapelle und der Bergfried. Beide Gebäude wurden bereits im 14. Jh. abgerissen. Die Kapelle wurde durch eine neue, größere Kirche auf der Ostseite des Burggeländes ersetzt. Als die Grafen von Wernigerode 1429 in männlicher Linie ausstarben, übernahmen die verwandten Grafen zu Stolberg die Grafschaft Wernigerode und damit auch die Burg.

1929 wurde das Schloss als ständiger Wohnsitz der Familie Fürst zu Stolberg-Wernigerode aufgegeben. Botho Fürst zu Stolberg-Wernigerode als Eigentümer des Schlosses wurde 1945 durch die Bodenreform enteignet. Mitte Dezember 1946 kam es zu einer unkontrollierten Zerstörung aller historischen Waffen und Rüstungen sowie der Gemälde mit uniformierten Personen oder mit Darstellungen von militärischen Ehrenzeichen durch sowjetische Militärangehörige. Im Schloss wurde nach Übergabe an die Stadt Wernigerode 1946 ein Museum eingerichtet.







Keine Fotos

Wir hatten unsere Kamera offen über der Schulter hängen, sowohl an der Kasse als auch am Eingang. Niemand hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass hier Fotografieren und Filmen im gesamten Museumsbereich, mit Ausnahme des Innenhofes, strengstens untersagt ist. Beim Eingang wurde uns die Türe aufgehalten, das Mini-Piktogramm, das auf Fotografierverbot hinwies, sahen wir erst später.

Hätten wir das gewusst, dann wären wir hier gar nicht erst hingefahren. So fotografierten wir erst einmal munter drauf los, zusammen mit einigen anderen Besuchern. Bis eine Frau uns ziemlich böse anmachte: Ihr hätte man das an der Kasse gesagt. Nach der Info hörten wir dann natürlich auf zu fotografieren und entdeckten bei der Rückkehr in den Innenhof auch das Piktogramm an der Tür. Die Frau verfolgte uns mit Argusaugen, damit wir auch ja nicht noch einmal fotografieren. Diese Besucherin hatte als Traumjob sicher Museumswärterin.

Jährlich werden hier im Innenhof des Wernigeröder Schlosses die Schlossfestspiele veranstaltet, mit Aufführungen von Opern und Operetten. Im Innern kannman durch fast 50 Räume gehen, dort werden original eingerichtete Wohnräume des deutschen Adels vor 1918, sowie thematische Räume zur Geschichte der Familie Stolberg-Wernigerode und zum zweiten deutschen Kaiserreich gezeigt. Zusätzliche Schwerpunkte sind Kunsthandwerk und Möbel vom 16. bis ins 19. Jahrhundert.

Alles in allem als Fazit: Wir hätten uns den Besuch hier eigentlich schenken können, das lange Warten hat sich für uns nicht gelohnt. Daher hier keine Fotos vom Innenraum. Das Schönste dort waren mit Abstand die wunderbaren Tapeten, die Holzdecken und die Böden. Der Rest war Kultur-Nippes, der uns zum größten Teil nicht gefallen hat. Dazu ein paar nette alte Möbel und Kachelöfen. Es gab auch eine Sonderausstellung über Gärten und eine schöne Kapelle.

Relativ schnell waren wir wieder draussen, der gesamte Besuch hatte mit Wartezeit zwei Stunden gedauert.

Nach dem Rundgang im Schloss kehrten wir zum Auto zurück und gingen noch ein wenig im östlichen, naturbelassenen Teil des Lustgarten spazieren. Dann fuhren wir in die Stadt, denn eigentlich wollten wir uns noch die Altstadt ansehen und dort eine Kleinigkeit essen gehen.

Leider war hier alles sehr voll, Menschenmassen schoben sich durch die Strassen und es gab sogar ein Riesenrad im Zentrum. Von Mindestabstand zu Corona-Zeiten war hier nicht viel zu sehen. Die Parkplatzsuche gestaltete sich auch schwierig und schnell waren wir genervt und hatten keine Lust mehr.

Daher beschlossen wir spontan, auf einen Rundgang in Wernigerode zu verzichten. Schließlich hatten wir ja schon in Quedlinburg sehr viele wunderschöne Fachwerkhäuser gesehen und auch in Goslar erwartete uns noch ähnliches.

So fanden wir eine bei Einheimischen offenbar sehr beliebte rote Würstchenbude an der Ilsenburger Straße, wo wir eine hervorragende Thüringer Rostbratwurst bekamen.

Danach fuhren wir in Richtung Goslar und auf dem Weg besuchten wir noch die Ruine Stapelburg.







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