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Um es gleich vorab zu sagen: Wir waren nicht oben auf dem Brocken. Das hatte mehrere Gründe, am ersten Tag, als wir in der Region in Schierke direkt unterhalb unterwegs waren, zogen dicke Wolken über den Berg und es war windig und dunkel. Als wir ein paar Tage später noch einmal in die Region kamen war dann traumhaftes Sommerwetter. Dem entsprechend war sehr viel los hier, denn es waren zudem noch in zwei angrenzenden Bundesländern die Sommerferien angefangen. So waren die Züge der Brockenbahn ziemlich voll und die Kontingente an Platz waren begrenzt. Da konnte man nicht mal eben mitfahren und alle sassen mit Mundschutz drin. Dazu hatten wir keine Lust und beschlossen spontan auf den Besuch der kahlen und windigen Kuppe zu verzichten. Die Region darunter interessierte uns mehr und wir machten in der Zeit lieber ein paar Waldspaziergänge. Bei wenigen Tagen Aufenthalt in der Region war uns der Planungs- und Zeitaufwand von unserer Ferienwohnung in Quedlinburg aus einfach zu hoch.
Trotz Corona standen überall in der Region Autos aus Dänemark, den Niederlanden, Hamburg, Hannover und Berlin auf den Parkplätzen. Neben dem Wattenmeer ist der Nationalpark Harz der beliebteste Nationalpark Norddeutschlands. Das ist eine Riesenchance für die Wirtschaft der Region, bringt aber auch Probleme wie wilden Müll, freilaufende Hunde, viel Verkehr und Waldbrände mit sich. Wir haben es ja noch mit relativ wenig Tourismus erlebt, denn die Massen drängten sich nur an den Highlights, etwas abseits davon war es wesentlich ruhiger.
Wir kennen den Brocken meist aus den Nachrichten, wenn von Sturm oder Schnee berichtet wird. Die korrekte Höhe beträgt 1.141 m NN und somit ist er höchster Berg des nordeuropäischen Festlands. Und seit langer Zeit ist der Berg ein Mysterium. Er wird im Volksmund auch Blocksberg genannt und ist von vielen Sagen umwoben. Kein Wunder, konnte er doch als Fixpunkt von unseren Vorfahren weit bis in die Vorharzer Tiefebenen hinein erkannt werden.
Erreichbar war er dagegen kaum, dazu waren die Harzer Wälder in frühen Zeiten zu undurchdringlich und der Brocken immer schon ein Ort mit extremen Wetterbedingungen. Wer sollte den Brockengipfel also erreichen, außer im Flug? Daher wurde der Gipfel ab dem frühen Mittelalter als Hexentreffpunkt, insbesondere zu Walpurgis, angesehen.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts setzt ein regelrechter Brockenboom im Tourismus ein. Anlass genug im Jahr 1800 ein Gasthaus auf dem Gipfel zu bauen. Mit der Veröffentlichung der "Harzreise" von Heinrich Heine 1826 wurde der Brocken endgültig ein überregionales Reiseziel. 1859 brannte das alte Brockenhaus komplett ab, dafür wurde 1862 das neue Brockenhotel eingeweiht. 1899 wurde dann die Brockenbahn in Betrieb genommen, ab diesem Zeitpunkt kamen auch Besucher hier hoch, die den anstrengenden Fußmarsch scheuten.
Mit Beginn des 2. Weltkriegs nahm die heutige Wetterwarte ihren Betrieb auf. Von 1939 bis 1994 war der Brocken dann leider eine Militärbastion, was dazu führte, das die Amerikaner ihn im April 1945 bombardierten. Er wurde im "Kalten Krieg" dann zum Horchposten aufgerüstet und diente Überwachungs- und Spionagezwecken. Ab August 1961 war der Brocken dann für Zivilpersonen gar nicht mehr zugänglich und dieser Zustand dauerte bis 1990. Nach der Wiedervereinigung wurden die Militär- und Sicherungsanlagen schrittweise deinstalliert und der Gipfel mit großem Aufwand renaturiert. Am 30.04.1994 verließ der letzte russische Soldat den Berg.
Heute liegt der Brocken mitten im Nationalpark Harz und ist wieder ein Touristenmagnet.
Eine Fahrt auf den Brocken gehört aber nun mal für die meisten Besucher dazu, wenn sie Urlaub im Harz machen. Denn auf den Berg kommt man nicht mit dem Auto, nur zu Fuß auf Wanderwegen oder mit den berühmten Harzer Schmalspurbahnen, die über ein 130 Kilometer langes Streckennetz verfügt. 25 Dampflokomotiven, 6 Dieselloks und 10 Triebwagen fahren hier, 400 Brücken und Durchlässe werden für die Streckenführung gebraucht, obwohl die Schmalspur im Gebirge Vorteile durch die engeren Kurven bietet. Der höchste Bahnhof liegt auf 1.125 Meter auf dem Brocken. Alles was man über dieses Streckennetz wissen muss findet man auf der verlinkten Webseite.
Mit der Inbetriebnahme der ersten Zubringer-Eisenbahnen zum Harz begann ab dem letzten Viertel des 19.Jahrhunderts der Fremdenverkehr zu florieren. Aber auch die industrielle Entwicklung in der Region Harzgerode benötigte eine verkehrstechnische Anbindung. Daher stellten ab ca. 1880 Bürger und Unternehmer der Region Überlegungen über den Bau einer Eisenbahnstrecke in den Unterharz an. Schnell stellte sich heraus, dass auf Grund der zahlreichen Kehren sowie größerer Steigungen nur eine Schmalspurbahn in Betracht kam und auf Grund des komplizierten Geländeprofils nur eine einspurige Streckenführung möglich war. 1886 begann man mit dem Bau und schon knapp ein Jahr später konnte die 10,1 km lange Strecke von Gernrode nach Mägdesprung eröffnet werden.
Die heutige Harzquerbahn sowie die Brockenbahn wurden damals von der Nordhausen-Wernigeröder-Eisenbahngesellschaft sowie von der Südharz-Eisenbahngesellschaft gebaut und betrieben. In Jahr 1913 war dann ein denkwürdiges Ereignis, denn alle drei Strecken wurden miteinander verbunden. Von diesem Zeitpunkt an konnten Reisende von Gernrode, Wernigerode, Walkenried oder Nordhausen direkt zum Brocken fahren bzw. die Städte waren über das Gebirge direkt miteinander verbunden. Seit dem Jahr 2006 ist die Selketalbahn um einen neuen Streckenabschnitt erweitert worden, die Strecke endet und beginnt jetzt in Quedlinburg.
Natürlich wollten wir aber wenigstens eines der 700 PS starken Dampfrösser mal live erleben und fotografieren. Da unser Besuch in Wernigerode relativ kurz war, versuchten wir es am Bahnhof in Schierke. Unterwegs sahen wir schon ab und zu an übersichtlichen Stellen eine der Dampfloks vorbeifahren.
Eine schmale Stichstrasse führt zum Bahnhof, dort kostet kurzes Parken dann 5,00 Euro und die Benutzung der extra aufgestellten Toilette 1,00 Euro. Trotzdem war alles voll. Mit der Touristendichte wachsen auch die Preise, wahrscheinlich kann man das hier verlangen, weil die fußfaulen Wanderer hier am nächsten am markanten Granitfelsen Schierker Feuerstein sind. Nach ihm ist der gleichnamige ein 35%iger Magen-Halb-Bitter Schierker Feuerstein benannt. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 wurde der Betrieb in Schierke als Schierker Feuerstein KG privatisiert und die Produktion sowohl in Bad Lauterberg als auch in Schierke weitergeführt.
Wer hier keinen Parkplatz bekommt, der muss von Schierke aus laufen. Der Weg war aktuell nicht besonders schön, denn er führte an umfangreichen Rodungsarbeiten unterhalb des Bahnhofs vorbei, mehr dazu auf der Seite Waldprobleme.
Aber wir hatten Glück, zwei Mal sind wir in Richtung Bahnhof gefahren und beide Male kam gerade der Zug an. So konnten wir kurz halten, schnell ein paar Fotos machen und dann waren wir wieder weg. Das war unsere Kurzbegegnung mit der Brockenbahn.
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