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An einem Sonntag wollten wir, nach all der Kultur der letzten Wochen, einfach einmal eine Weile durch den Wald wandern. So machten wir uns auf den Weg von der schönen Ferienwohnung im Forsthaus, gingen ein Stück entlang der Landstraße und dann hangaufwärts am kleinen Ort Bauhaus vorbei. Direkt dahinter beginnt ein Wald, der von zahlreichen Wander- und Forstwegen durchzogen ist.
Unser Ziel war die Tannenburg bei Nentershausen, denn wir hatten gelesen, dass es dort nur am Sonntag eine Bewirtung gibt. Und da das Wetter schön war, wollten wir zum Mittagessen auf der Burg sein.
Die Tannenburg liegt in einem Landschaftsschutzgebiet, dem Tannenberg Nentershausen, das schon seit 1941 unter Schutz steht. Ziel ist es, das Landschaftsbild, die Natur und vielfältige ökologische Lebensräume zu bewahren. Besonders geschützt sind die umliegenden Buchenwälder, es gibt auch Eichen, und hier leben Fledermausarten wie z.B. das Große Mausohr und die Bechsteinfledermaus. Die haben wir bei der Wanderung zwar nicht gesehen, dafür aber auch kaum andere Menschen. In einer Stunde ist uns nur ein Mann auf einem Mountainbike entgegengekommen, sonst haben wir die Ruhe im Trottenwald genossen. Der Premiumweg "P 18 Tannenburg" ist eine schöne Strecke für einen Nachmittag. Der Werra-Burgen-Steig Hessen beginnt an der Burg und führt bis nach Hann.Münden. Er wurde im Jahr 2016 vom Wandermagazin als zweitschönster Wanderweg Deutschlands prämiert. Zur Zeit ist ein Abschnitt durch den Bau der A44 gesperrt, von der Burg kommt man aber bis Wölfershausen.
Am Ende, kurz vor der Burg, schloss Michael noch Freundschaft mit den netten, einheimischen Kühen auf einer Weide. Wie geplant waren wir dann kurz nach Mittag oben auf der Tannenburg. Eigentümer ist der Förderverein "Freunde des Tannenbergs e.V.". Die Mittelaltergruppe "Allerley" betreibt die Gebäude als lebendige Burg. Es gibt regelmäßig Veranstaltungen, Mittelaltermärkte, Handwerk, Gastronomie, Führungen usw. Die Tannenburg kann auch für Veranstaltungen gemietet werden.
Es gab hier schon eine ältere Burg. Vermutlich wurde nach 1003 auf Auftrag des Abts des Klosters Hersfeld eine Burg errichtet, um den nördlichen Teil des Reichsforstes zu kontrollieren. Im 14. Jahrhundert baute die Familie von Baumbach die Tannenburg an dieser strategisch wichtigen Stelle. Zuerst lag sie zwischen Franken und Sachsen, später zwischen Hessen und Thüringen. Sie profitierte stark von Handelsrouten wie der Via Regia.
Später war die Burg Lehen der Landgrafen von Hessen. Im Laufe der Jahrhunderte verfielen Teile, aber wesentliche Bauten wie der Wohnturm, der Wirtschaftshof, die Zwingermauer und ein Torturm konnten erhalten oder rekonstruiert werden. Insbesondere 2006/2007 wurden die westliche Zwingermauer und der Torturm restauriert.
Sonntags und an Feiertagen von Mitte März bis Oktober ist der Burgbereich von 12:00–18:00 Uhr frei zugänglich. Spenden zum Erhalt sind üblich. Man kann sich auch einige der geöffneten Innenräume ansehen. Im Burgladen mit der kleinen Werkstatt des Burgtöpfers findet man auf der Scheibe gedrehtes Steinzeug, wie etwa Tassen und Becher, Schüsseln, Krüge, Vasen und Kannen.
Wir haben erst einmal auf der Burgterrasse Platz genommen und Essen bestellt, schnell füllten sich hier die Tische. Serviert wird hier nicht nur Deftiges, es gibt auch Kaffee und Kuchen oder Kleinigkeiten wie Salate oder den "Tannenburger". Auch die Getränkeauswahl war gut.
Wir entschieden uns für Schnitzel mit Champignonsauce und Pommes für Michael und Wildgulasch mit Knödeln und Rotkohl für mich. Dazu tranken wir beide ein leckeres dunkles Jacobinus Schwarzbier aus der Eschweger Klosterbrauerei.
Nordhessen ist die Heimat der Grimms. In Nentershausen lernten die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm Dorothea "Dortchen" Wild kennen. Sie wurde später Wilhelms Frau. Die Region hier nennt sich auch Naturpark Frau Holle Land.
Nach dem Essen war dann die kleine Burgbesichtigung dran. Im hintern Hofteil geht es hinein in den Palas, im Erdgeschoss gibt es neben dem Wirtshaus am Tor noch einen zweiten Gaststättenraum, die Taverne. In der zweiten Etage darüber befindet sich ein restaurierter Rittersaal, wo heute wohl Trauungen stattfinden. Die erste Etage darunter muss noch verschönert werden und ist aktuell leergeräumt. Hinter dem Hof, neben der alten Schmiede, geht es hinaus in den Kräutergarten. Dort endet die Burg mit einer Mauer am Halsgraben.
Wir machten uns auf den Rückweg durch den Wald, nahmen aber einen anderen Weg. Vorbei am Rastplatz Märchenhütte begegneten wir auch hier nur zwei anderen Menschen.
Von der Hohen Süß auf 454 m ü. NHN blickt man hinüber zum weißen Monte Kali bei Heringen-Widdershausen in der Ferne. Bei guter Fernsicht sieht man von hier sogar die Wartburg, die Wasserkuppe in der Rhön und den Inselsberg im Thüringer Wald. Unterhalb im Tal verborgen liegt der namensgebende Ortsteil Süß.
Es gibt eine gemütliche Schutzhütte mit einer Panoramatafel. Bergbauhalden in der grünen Umgebung lassen erahnen, dass Wandernde nördlich von Süß und bei Bauhaus ein altes Bergbaugebiet zu Füßen liegt. Kupferschiefer-, Kobalt-, Nickel- und Schwerspatabbau, die in den Konglomeraten des Rotliegenden und den Kalkgesteinen des Zechsteins vorkommen, sind seit 1460 im Richelsdorfer Gebirge belegt. Baryt wurde hier bis 1963 abgebaut, die Schächte auf der Hohen Süß förderten bis 1829 wertvolles Kobalt zutage. Die alten Schachtmündungen im Wald kann aber nur ein Archäologe erahnen, wenn dort kein Schild stehen würde.
Den Rest des Sonntags haben wir dann auf der Terrasse im Liegestuhl verbracht, nachdem wir insgesamt 12 Kilometer gewandert waren.
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