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ZITTAU

Als Standort für Ausflüge ins Zittauer Gebirge und in Richtung Obercunnersdorf und Löbau hatten wir uns für eine Ferienwohnung direkt in Zittau entschieden. Dort haben wir 7 Nächte in einem Villenvierter in der FW Art Deco gewohnt, fußläufig von der Innenstadt entfernt.

Die Stadt Zittau ist die südöstlichst gelegene Stadt Sachsens, im Landkreis Görlitz und im Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien gelegen. Mit dem EU-Beitritt von Polen und Tschechien wurde Zittau aus seiner isolierten Randlage in Deutschland "ins Zentrum Europas" gerückt. Zittau präsentiert sich den Besuchern heute als idyllische, hübsche Kleinstadt.

Die Kernstadt liegt im Zittauer Becken am Fuße des Zittauer Gebirges auf 230 m bis 285 m Höhe über NN. Nordwestlich schließt sich das Oberlausitzer Bergland an, im Südosten liegt das Tal der Lausitzer Neiße und im Osten erheben sich hügelige Ausläufer des Isergebirges.

Durch die Stadt fließt der kleine Fluss Mandau, der in die Lausitzer Neiße mündet. Am südwestlichen Stadtrand grenzt die Stadt an den in der Nachbargemeinde liegenden Olbersdorfer See, von den Einheimischen kurz auch O-See genannt. Dieser 60 Hektar große Tagebaurestsee ist ein beliebtes Freizeit- und Erholungsgewässer. Hier kann man Baden, Beachvolleyball spielen, Surfen, Angeln und es finden übers Jahr verschiedene Wettbewerbe, Veranstaltungen und Festivals statt. Es gibt ein Fischrestaurant, Hotels und einen Campingplatz am Ufer.

Zittau ist leicht zu Fuß zu erkunden, die historische Innenstadt befindet innerhalb des Grünen Rings mit einem Durchmesser von ca. 500 Meter. Hier liegen die meisten Sehenswürdigkeiten, die wir bei einem Spaziergang erkundet haben. Der Durchgangsverkehr auf der B96 wird aus diesem Bereich herausgehalten, die Fernstraße führt als Einbahnstraßen-Ring außen herum.

Auch auf der Suche nach Restaurants waren wir am Abend im Zentrum unterwegs, das Angebot hier ist allerdings begrenzt. Viele Häuser stehen leer, ehemalige Prachtbauten verfallen und warten auf Restaurierung.

Kein Wunder, denn nach dem Ersten Weltkrieg kam es zu einem Rückgang der Einwohner, ab Mitte der 1940er Jahre wurde dies durch die Flüchtlinge aus den Ostgebieten kompensiert. Im Jahr 1950 erreichte die Einwohnerzahl von Zittau mit etwa 47.000 ihren historischen Höchststand. Seitdem nimmt die Bevölkerung kontinuierlich ab und dieser Trend setzt sich auch nach der Wende wegen der hohen Arbeitslosigkeit und Geburtenrückgang fort. Im Jahr 2008 betrug die Einwohnerzahl für Zittau nur noch 28.906 Hauptwohnsitze, 2021 waren es 24.517. Mit einem weiteren Rückgang der Bevölkerung wird gerechnet.

Bereits im Mittelalter blühte Zittau aufgrund seiner Lage an mehreren Fernhandelsstraßen wirtschaftlich auf. Unter den Städten vom Oberlausitzer Sechsstädtebund trug Zittau den Beinamen "Die Reiche". Haupterwerbszweige waren Tuchherstellung und -handel sowie die Bierbrauerei.

Die volkseigene Firma Phänomen-Werke Zittau fertigte zunächst stationäre Motoren, wurde 1948 Bestandteil des Industrieverband Fahrzeugbau und trieb schon vor der Gründung der DDR 1949 die Entwicklung eines luftgekühlten Dieselmotors voran.

Auch das Umland hat einiges zu bieten. Die dampfbetriebene Schmalspurbahn verbindet Zittau mit Jonsdorf und Oybin im Zittauer Gebirge, die Züge fahren mehrmals täglich. Fahrradfahrer erkunden die Region auf Deutschlands östlichstem Radfernweg, dem den Oder-Neiße-Radweg.

Der Oberlausitzer Bergweg führt durch idyllische Dörfer mit schmucken Oberlausitzer Umgebindehäusern, weite Täler und über Berggipfel mit großartigen Fernsichten.Umgebindehäuser sind etwas ganz Besonderes, sie prägen seit dem 15. und 16. Jahrhundert unverwechselbar das Landschaftsbild dieser Region. Stolze 19.000 dieser Häuser gibt es bis heute im Dreiländereck und die Kombination aus slawischer Blockbauweise und deutschem Fachwerkbau sucht in Europa ihresgleichen.

Die touristische Route Via Sacra verbindet 20 bedeutende sakrale Sehenswürdigkeiten im Dreiländereck Deutschland, Polen und Tschechien.








Altstadt

Um es gleich vorweg zu sagen: Zittaus größte Attraktion haben wir gar nicht besucht. Das Große Zittauer Fastentuch von 1472, welches im Museum "Kirche zum Heiligen Kreuz" zu bewundern ist, und das "Kleine" von 1573 im Franziskanerkloster haben uns nicht wirklich interessiert. Mehr zu den Zittauer Fastentüchern findet ihr hier.

Die Innenstadt von Zittau lädt mit kleinen individuellen Fachgeschäften zum Bummeln im historischen Ambiente ein. Zwischen barocken Stadthäusern und den Sehenswürdigkeiten wie die Johanniskirche, das Rathaus oder das Salzhaus findet man immer ruhige Ecken und kleine Grünanlagen zur Entspannung.

Zu den Hauptsehenswürdigkeiten in der Altstadt zählt besonders der schöne Marktplatz mit dem imposanten Rathaus. Es ähnelt im Stil einem italienischen Palazzo grande der Renaissancezeit, weist aber auch klassizistische Formenelemente auf. Rund um den Platz stehen noch einige sehr schöne und imposante Häuser. Innerhalb der geschlossenen Häuserfront an der Nordseite des Marktes wirkt das Noacksche Haus am großartigsten. Der Zittauer Kaufherr und Senator Andreas Noack ließ den Barockbau im Jahr 1689 am Markt Nummer 6 errichten.

Die Geschichte der Stadtapotheke geht bis in das Jahr 1519 zurück. Das mit wertvollen Erkern versehene Haus wurde im Jahr 1707 erbaut und nach dem Stadtbrand von 1757 wieder aufgebaut. Direkt nebenan ein weiterer prächtiger Barockbau von 1710, ehemals der Gasthof "Zur Goldenen Sonne". Hinter dem wertvollem Sandsteinportal gab es einst das vornehmste Hotel der Stadt. Die Fürstenherberge am Markt 13 war ebenfalls ein Hotel, im Jahr 1767 im Rokokostil erbaut. Hier quartierte der Rat der Stadt stets seine höchsten Gäste ein, so wie im August 1813 Kaiser Napoleon I. vor der Völkerschlacht zu Leipzig. An der Westseite des Marktplatzes erhebt sich das alte Amtsgericht.

Der Marsbrunnen auf dem Marktplatz wurde im Jahr 1585 vom Bildhauer Zimmermann geschaffen und zeigt die Marsfigur, Früchte, Ähren und Weberschiffchen symbolisieren die Quellen von Zittaus Reichtum.

Auch abseits vom Marktplatz gibt es viel zu entdecken. Imposant ist das helle siebenstöckige Salzhaus aus dem Jahr 1511. Das Dornspachhaus ist ein Renaissancebau von 1553, den Bürgermeister Dornspach errichten ließ und bis 1580 bewohnte. Heute beherbergt das älteste Bürgerhaus der Stadt ein historisches Wirtshaus, in dem wir ohne Reservierung keinen Platz bekommen hatten.

Das ehemalige Franziskanerkloster aus dem 15. Jahrhundert und die Fleischerbastei mit der berühmten Blumenuhr liegt am Grünen Ring. Im Klosterhof wurde gegen 1700 ein Friedhof für wohlhabende Zittauer angelegt. Auch das Stadtbad ist beeindrucken, denkmalgerecht saniert zum modernen Schwimm- und Erholungsbad.

Oben auf dem ersten Bild seht Ihr den Schleifermännchenbrunnen. Die Chroniken erwähnen ihn bereits 1824 als den "Schleifer am Jungfernbrunnen". Die Figur selbst ist einem stadtbekannten Original nachgebildet und wird mit dem kleinen Wasserrad in Bewegung gesetzt.

Sehr fotogen und einen Besuch wert ist auch das Pop-Art-Viertel "Mandauer Glanz". Die Fassaden der Wohngebäude aus den 1980er Jahren wurden in den Jahren 2009/10 durch den Berliner Künstler Sergej Alexander Dott gestaltet und sind heute ein in der Kunstrichtung Pop-Art gestaltetes, aussergewöhnliches Innenstadtquartier. Nur wenige Schritte weiter sind einige alte Häuser dem Verfall preisgegeben.








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