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WISSEMBOURG

Auch der hübsche Ort Wissembourg hat Namen in meheren Sprachen, auf deutsch nennt man ihn Weißenburg und auf elsässisch Wisseburi. Hier verbrachten wir im September 2023 die ersten 4 Nächte in einem charmanten Ferienhaus in der Altstadt. Von dort erkundeten wir die französische Kleinstadt mit ihren knapp 7.500 Einwohnern zu Fuß und machten Ausflüge zu einigen Burgen in der Umgebung.

Im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit war Weißenburg eine selbstständige Reichsstadt im Heiligen Römischen Reich. Hier wohnt man nur wenige Kilometer von der Grenze zu Deutschland entfernt am Fluss Lauter, der in der Pfalz entspringt. Hier geht der der Oberrheingraben in den Pfälzerwald bzw. auf der französischen Seite in die die Nordvogesen über. Die Natur ist geschützt im Biosphärenreservat Pfälzerwald-Vosges du Nord. Auf deutscher Seite liegt gegenüber die Ortsgemeinde Schweigen-Rechtenbach mit dem berühmten Weintor.

Schon im 7. Jahrhundert wurde an der Stelle ein Kloster namens Weißenburg gegründet, das bald an Bedeutung gewann. Von 1306 bis 1697 war Weißenburg Reichsstadt und gehörte zum 1354 gegründeten Zehnstädtebund elsässischer Reichsstädte. Zwischen 1480 und 1503 beschäftigte der Zwist des Klosters mit dem Burgherrn des nahen Berwartstein, Hans von Trotha, nacheinander alle Herrschenden bis hin zum Papst. Der Streit gipfelte in einer Wasserfehde, als 1485 Hans von Trotha zunächst die Lauter aufstauen ließ und so Weißenburg das Wasser entzog. Dann ließ der den Damm wieder einzureißen und verursachte so in der Stadt eine gewaltige Überschwemmung.

Nach dem Westfälischen Frieden 1648 kamen große Teile des Elsass unter französische Herrschaft und Frankreich die Landvogtei über den elsässischen Zehnstädtebund zugesprochen. Am 4. August 1870 besiegten in der Schlacht bei Weißenburg preußische Truppen die Franzosen, die Bürger der Stadt kämpften dabei auf französischer Seite. 700 deutsche und über 1.000 französische Soldaten fiellen oder wurden schwer verletzt.

Mit dem Frieden von Frankfurt von 1871 wurden das Elsass und Lothringen dem neu gegründeten Deutschen Kaiserreich angegliedert. Wissembourg wurde Sitz einer Kreisdirektion und Garnisonsort. Das Infanterie-Regiment Nr. 60 wurde nach Kriegsende nicht in die brandenburgische Heimat zurückverlegt, sondern zog in eine neue Kaserne in Weißenburg ein. Diese Kasernengebäude sind heute noch erhalten und werden bewohnt.

Um 1900 hatte Weißenburg eine evangelische Kirche, eine katholische Kirche, eine Synagoge, ein Gymnasium, eine Landwirtschaftsschule, eine Oberförsterei und war Sitz eines Amtsgerichts. Doch es sollten noch einige Machtwechsel folgen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Stadt aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags zusammen mit dem Elsass wieder Frankreich zugeschlagen. Im Zweiten Weltkrieg waren Stadt und Land vom Deutschen Reich annektiert, März 1945 dann im Rahmen der Operation Undertone von US-Truppen erobert und seit 1945 gehört alles wieder zu Frankreich.

Wissembourgs Altstadt ist heute noch teilweise von Resten der alten Stadtbefestigung umschlossen, die stammen au der Zeit vom 13. Jahrhundert bis zum 20. Jahrhundert. Man kann in den Grünanlagen entlang der Lauter und auf den Remparts wunderbar spazieren gehen. Das haben wir auch ausgiebig getan, denn es war sehr warm und sonnig.

Mit dem Aufkommen leistungsfähiger Kanonen im 18. Jahrhundert wurden die Steinmauern ab 1746 durch Erdwälle ersetzt, aber nur im nordöstlichen Teil der Stadt. Dabei wurde die alte Stadtmauer als Kern genutzt und vor dem Wall zusätzlich ein Graben, der geflutet werden konnte, angelegt. Die Schleuse kann man heute neben dem Maison de l’ami Fritz besichtigen. Der Pulverturm aus dem 13. Jahrhundert am östlichen Ende wurde in die Maginot-Linie in den 1930er Jahren einbezogen.







Altstadt

Wissembourg bietet alles, was man mit dem Elsass verbindet: Eine schöne Altstadt, schmale Gassen mit Fachwerkhäusern, gute Patisserien, historische Gebäude und kleine schmucke Läden und Cafés. Es gibt auch einige nette Plätze mit Bänken im Städtchen, an denen man entspannen kann und alles ist fußläufig erreichbar.

Architektonisch haben alle Epochen vom Mittelalter bis zur neuesten Zeit ihre Spuren in Wissembourg hinterlassen. Die Altstadt zwischen der Rue Nationale und dem Stadtwall wurde auf einem mittelalterlichem Grundriss erbaut, die heutigen Gebäude wurden meist nach dem Dreißigjährigen Krieg wieder aufgebaut. Die Rue Nationale ist eine der Hauptstraßen, die in westlicher Richtung ins Stadtzentrum führen. Hier findet man einige hübsche barocke Bürgerhäuser mit üppigem Blumenschmuck und einige Restaurants und Läden.

Im neueren Teil von Wissembourg liegen einige prachtvolle Villen. Die bekanntesten Patisserien in der Stadt sind die Patisserie Daniel Rebert, Patisserie Au Petit Kougelhopf, die wir ganz besonders gut fanden, Pâtisserie La Tentation und Patisserie Laurent Criqui, die sich gegenseitig zu Bestleistungen antreiben. Mehr dazu auf der neuen Seite Kulinarik Wissembourg.

Das Stadtbild wird von der Kirche St. Peter und Paul mit ihren zwei Türmen geprägt, die im romanischen und gotischen Stil erbaut wurde. Sie zählt zu den größten Kirchen im Departement Bas-Rhin außerhalb von Straßburg. Das gotische Gebäude besitzt noch einen seitlich angebauten romanischen Glockenturm von einem Vorgängerbau aus dem 11. Jahrhundert. Die imposante Grundfläche weist 1.320 m² bei einer Länge von 60 m und einer Breite von 22 m auf. Man sollte unbedingt ins Innere gehen, sehenswert sind hier die Glasfenster und Wandmalereien, die aus dem 14./15. Jh. stammen. Außerdem das zehn Meter hohe Fresco des heiligen Christoferus, einige Skulpturen, die gotische Kanzel und die imposante Orgel. Der Kreuzgang gehört zu den schönsten des Oberrheins und ist ein Teil des früheren mittelalterlichen Klosters Weißenburg.

Schräg gegenüber liegt das bekannteste Gebäude der Stadt, es handelt sich um das historische Salzhaus oder auf französisch Maison du Sel. Markant ist das langgezogene Dach mit den wellenförmig eingearbeiteten Fensterschlitzen. Es wurde im Laufe der Zeit als Salzhaus, Hopfenlager, als Krankenhaus und als Schlachthaus genutzt.

Im ehemaligen Zunfthaus der Pfeiffer und Winzer aus dem Jahre 1599 ist heute das Musée Westercamp untergebracht, das wir aber nicht besucht haben.

Am Place de la République steht das barocke Rathaus aus rotem Vogesensandstein mit Balkon, Turmuhr und Sonnenuhr. Als wir vor Ort waren, fand am Sonntag gerade ein Lauf für Krebsvorsorge statt, an dem viele Teilnehmer mit pinken Shirts und Verkleidung teilnahmen. Vor dem Rathaus stand die Feuerwehr zur Motivation und beschallte die Altstadt mit Musik.







Le Bruch

Besonders malerisch ist das Bruchviertel, das Quartier du Bruch. Hier lebten früher viele Hirten und Winzer, der Name Bruch bedeutet Sumpf. Auf der Strasse namens Faubourg du Bitche, die beidseitig der Lauter verläuft, lässt es sich schön spazieren gehen.

Hier spiegeln sich malerisch die alten Hausfassaden im Wasser des Kanals. Die Straße ist geprägt von einigen gut erhalteten historischen Fachwerkhäusern, die typisch sind für das Elsass. Gleich vorne steht ein schönes Eckhaus mit Erker von 1550 und etwas weiter auf der anderen Seite ein malerisches Fachwerkhaus mit offener Galerie und geschnitzten Pfosten aus dem Jahre 1484. Teilweise sind die Häuser aufwendig dekoriert, ebenso typisch für die Region. Je nach Geschmack irgendwas zwischen Kunst und Kitsch.

Am östlichen Ende steht das historische Waschhaus von Le Bruch direkt an der Lauter. In der direkten Umgebung gibt es noch einige hübsche Häuser, unter anderem die "Maison de l’ami Fritz", das Kulturhaus "Moulin Pfister" und das Restaurant "le Caveau du Châtelet". Vielbesuchte Fotomotive in Wissembourg.

Nach dem Rundgang durch das Viertel kommt man zur Stadtbefestigung und hier befindet sich auch das öffentliche Schwimmbad, das im September geschlossen hatte trotz 30°C. Hier sollte man noch über die Straße gehen, denn nur wenige Schritte weiter hat man noch einen schönen Blick auf die sehr alte Wassermühle, die direkt an der Lauter liegt - ganz oben auf dem Eingangsbild ist sie zu sehen. Nebenan befindet sich ein Restaurant mit Hotel namens Moulin de la Walk.








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