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KAUSANI

Am frühen Morgen brachen wir auf, denn der Weg vom Monal Resort in Rudrapayag nach Almora ist lang. Die Strasse führt über die Orte Karnaprayag, Kulsari und Tharali in vielen Kehren und Windungen zuerst am wildromantischen Fluss Pindar entlang. Hinter Gwaldam hielten wir kurz an, um die Tempelanlage von Baijnath zu besichtigen. Mehr darüber auf dieser Seite.

Es war keine normale Fahrt, denn es war einige Tage vor Holi, einem der höchtsen Feiertage in Indien. An diesen Tagen stehen Jugendliche und Kinder an den Straßen, halten die Autos an und bitten um Geld. Nicht nur direkt an Holi, auch an den Tagen vorher - je nach Region verschieden - bewerfen sich Gruppen mit Farbpulver oder beschießen sich mit Wasserspritzen mit buntem Wasser, dabei signalisiert weiße Kleidung oder zumindest ein weißer Kittel, dass man bereit und willens ist, von den anderen bunt gemacht zu werden. So manches Kleidungsstück trägt dabei noch die Farben vom letzten Jahr.

Zweimal passierte es uns, dass mit einer Wasserspritze in unseren Wagen geschossen wurde, weil wir hinter einer Kurve am Ortseingang die Fenster nicht schnell genug schließen konnten. Zum Glück ohne Farbe darin, aber wir haben lieber nicht darüber nachgedacht, wo das Wasser eventuell geschöpft wurde...

Die Bauernburschen an den provisorischen Straßensperren hatten doch ziemlichen Respekt vor Ausländern mit eigenem Guide und Fahrer und waren meist mit 10 Rupien für die Kasse einverstanden, dafür bekam der Guide oder der Fahrer einen bunten Streifen auf die Stirn gemalt, womit zumindest unser Fahrer Ram nicht besonders einverstanden war. Dann wurde noch mal wild getrommelt und im nächsten Ort stand dann die nächste Bande. Wer vor Holi über Land fährt kann arm werden.

Bei Bajnath zweigt dann die Straße ab, die in Richtung Kausani führt. Die Region ist voll mit steilen, grünen Terrassenfeldern und umgeben von Kiefernwäldern. Der Ort selbst liegt auf 1.890 Metern Höhe. Von hier aus ist bei gutem Wetter die ganze Bergfront des Hoch-Himalayas zu sehen, vom Trisul (7.120 m) über den Nanda Devi bis zum Panchuli (6.904 m). Wir konnten je nach Höhenlage, in der wir uns gerade befanden, zwar ein paar weiße Flecken erspähen. Aber wie immer im gesamten Urlaub blieb uns die atemberaubende Sicht versagt, eigentlich hatten wir an diesem Reisetag die klarste Sicht, sonst war es meist noch viele dunstiger. Schade.

Kausani ist auch bekannt als die "Schweiz vo Indien", denn Ghandi hat hier mal 1929 ein paar Tage verbracht und gesagt: "Warum sollte man in die Schweiz reisen, wenn man die Berge von Kumaon hat." Hier befindet man sich noch 53 km von Almora entfernt


Teeplantage

Weiter geht es mit der eine langen, aber sehr abwechslungsreichen Gebirgsfahrt durch die Kumaon-Berge. Durch kleine Dörfer und über Straßen, die an sehr steilen Hängen liegen. Unterwegs begegnen uns immer wieder Frauen, die schwere Bündel aus Brennholz oder Futterpflanzen für die Tiere auf dem Kopf balancieren. Harte Arbeit und ein alltägliches Bild in Uttarakhand.

Unser Guide versprach uns noch einen Besuch beim Kausani Tea Estate, auf den wir uns schon freuten. Schließlich hatten wir noch nie ein Teeanbaugebiet bereist und waren neugierig auf die Felder und die Verabreitungsprozesse. Das kleine Anbaugebiet hier ist nicht mit Darjeeling zu vergleichen, aber Tee ist Tee. Ram, unser Fahrer, hielt vor einem verschlossenen Tor mit Schranke und der Guide verhandelte mit dem Wächter. Dann durften wir hinein und liefen durch leere Hallen. Denn die 205 Hektar große Plantage hatte gerade keine Erntezeit und wegen Holi waren sogar fast alle Arbeiter in Urlaub. So gab es außer ein paar Geräten nichts zu sehen, nicht einmal ein paar alte Teeblätter lagen in den sauber gekehrten, weiß getünchten Räumen. Den Besuch hätten wir uns sparen können und unser Guide hätte das auch wissen müssen. Nicht einmal eine Toilette durften wir hier benutzen. Immerhin können wir bezeugen, das alles in den Produktionsanlagen trotz sehr alter Maschinen peinlich sauber war, denn in vielen Bereichen ist der gekachelte Fußboden Teil des Produktionsweges, wo Teeblätter gesammelt, getrocknet und sortiert werden.

Positiv an dem Stop war der kleine Laden direkt gegenüber, auf dem nächsten Bild zu sehen. Hier gab man uns die Schlüssel zu einer sehr sauberen Toilette und in einem kleinen Verschlag kochte ein Junge leckeren Tee. Mit Honig oder mit Milch, er schmeckte einfach lecker. Und im Kiosk kaufte Michael eine Tüte Chips und ich entdeckte wunderbares Aprikosenkernöl in 50ml Flaschen aus der Region. Nachdem ich es am Abend ausprobiert hatte, fanden wir es dann später in Binsar noch einmal wieder und kauften gleich einen größeren Vorrat davon ein. Sehr zu empfehlen für seidenweiche Haut.



Kurvenfahrt

Weiter ging es, immer auf den gleichen kurvigen Straßen, in Richtung Almora. Wir passierten kleine Orte, in denen sich immer eine Menge weiß gekleiderter Männer mit vielen bunten Holifarben auf der Kleidung versammelt hatten. Die Frauen sahen wir nur einmal auf einem Hausdach zusammen feiern. Einige trugen Masken und tanzten.

Die Fahrt in Richtung Almora endete, wie sie begonnen hatte: mit steilen Hängen und einer sehr kurvigen Straße, die sich daran entlangschlängelt. Unterhalb üppig grüne Flusstäler mit Terrassenfeldern, oberhalb Wald und ab uns zu konnte wir an diesem Tag sogar einen Blick auf das schneebedeckte Hochgebirge werfen. Unter einer Wolkendecke kamen wenigsens die unteren Regionen einmal hervor, wenn sie von der Sonne direkt beschienen wurden. Leider war an den höchsten Punkten auch immer üppiger Wald, so dass der Ausblick oft zugewachsen war. Und mit zunehmender Stunde wurde es immer dunstiger.

Nach vielen Fahrstunden und unzähligen Kurven ereichten wir dann am späten Nachmittag unser Hotel Kalmatia Sangam in Kasar Devi bei Almora.




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