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Von unserer schönen Unterkunft, dem Les Trois Paons aus, waren wir in wenigen Minuten mit dem Auto in Taroudant. Man hätte auch mit einer Pferdekutsche fahren können, die hier ein übliches Verkehrsmittel sind. Wir haben auf dem offiziellen Parking Benyara direkt hinter dem Bab Benyara innerhalb der Stadtmauern geparkt und dafür 10 MAD Parkgebühr bezahlt. 24 Stunden überdachtes und bewachtes Parken mit Quittung, die man beim Abholen auch wieder vorzeigen muss.
Von hier aus waren wir in wenigen Schritten mitten im quirligen Souk der Altstadt.
Taroudant hat ca. 72.000 Einwohner und liegt im Osten der Souss-Ebene, umgeben von den Hohen Atlas- und Anti-Atlas-Gebirgen. Die Altstadt ist bekannt für ihre gut erhaltenen Stadtmauern, eines der markantesten Merkmale dieser Stadt. Taroudant wird oft auch als die "Kleine Schwester von Marrakesch" bezeichnet, obwohl der Vergleich unserer Meinung nach doch ziemlich hinkt. Die Region produziert heute Bananen, Kürbisse, Zitrusfrüchte, Oliven und Arganöl. Traditionelles Handwerk wie Weberei und Töpferei spielt ebenfalls eine wichtige Rolle in der lokalen Wirtschaft.
Die nächstgelegenen Flughäfen sind die im 85 Kilometer entfernten Agadir und im 275 Kilometer entfernten Marrakesch.
In der Geschichte Marokkos nimmt Taroudant einen sehr wichtigen Platz ein, weil es die erste Hauptstadt des Landes war und gleichzeitig eine der ältesten Städte von Marokko ist. Im 11. Jahrhundert war Taroudant die Hauptstadt eines kleinen Königreiches und unabhängig. Um 1056 besetzten die Almoraviden das Gebiet und die Stadt. Unter den Almohaden, einer muslimische Berber-Dynastie, die zwischen 1147 und 1269 über den Maghreb und al-Andalus herrschten, wurde die Stadt erneut unabhängig und schließlich im Jahre 1306 von der Dynastie der Mériniden zerstört.
Taroudant wurde dann im 16. Jahrhundert während der Saadier-Dynastie ein wichtiges wirtschaftliches und militärisches Zentrum. Die Stadt fungierte damals als Ausgangspunkt für Expeditionen gegen die Portugiesen an der Atlantikküste. Nach dem Niedergang der Saadier verlor sie jedoch schnell an Bedeutung, blieb aber ein wichtiges Handels- und Karawanen- und Handwerkszentrum. Ihre Blütezeit erlebte Taroudant im 17. Jahrhundert.
Der Rebell Ahmed al-Hiba ließ sich im Jahr 1912 in Tiznit zum Gegensultan der alaouitischen Dynastie ausrufen. Er nahm von Taroudant ausgehend den Kampf gegen die Franzosen auf, den er aber schon im Folgejahr verlor. Während der französischen Kolonialzeit von 1912 bis 1956 wurde die Stadt 1917 besetzt und 1956 wieder geräumt. Auch diese relativ kurze Zeit hat Spuren in der Architektur hinterlassen.
Wir haben uns hier ohne Plan oder Programm einfach durch die Straßen treiben lassen. Besonders aufregend ist Taroudant für Touristen eigentlich nicht, wir kauften ein paar Mandeln und gesalzene Erdnüsse bei einem alten Mann und streiften auch abseits der Geschäfte etwas durch die Wohnviertel.
Der arabische Souk zwischen Place Assareg und Place Tamoklate, beherbergt die Metzger und Fischhändler, aber auch die Juweliere, Schneider und Lederwaren. An anderen Ständen werden Musikinstrumente und Antiquitäten verkauft.
Vom Bab Taghount, dem westlichen Tor, durchzieht die Av Mohammed V die Altstadt bis zu den zwei zentralen Plätzen Al-Alaouyine (Place Assarag) und Place an-Nasr (Place Talmoqlate) im Zentrum der Medina. Hier findet man die meisten Hotels, Restaurants, Banken und auch die Post.
Der Palais Claudio Bravo Camus ist der ehemalige Palast dieses chilenischen Künstlers, er beherbergt heute ein Museum mit einer beeindruckenden Kunst- und Antiquitätensammlung. Den haben wir leider nicht besucht.
Taroudant ist weniger touristisch als andere marokkanische Städte und bewahrt somit eine authentische Atmosphäre. Reisegruppen und die üblichen Souvenir Shops sahen wir hier kaum. Besonders berühmt ist das Leder des örtlichen Handwerks, aber auch Terrakotta und Amazigh-Schmuck aus Silber. Die Bevölkerung hier sind überwiegend Berber und das Leben dreht sich oft um Märkte und gemeinschaftliche Aktivitäten. Hier sahen wir mehr konservative und verschleierte Frauen als anderswo, daher war ich mit dem Fotografieren besonders vorsichtig. Auf der anderen Seite fahren hier die jungen Frauen von der Oberschule alleine mit dem Motorroller oder zu mehreren mit den Pferdekutschen als normales Taxi umher.
Die beeindruckenden 8 Kilometer langen Lehm-Stadtmauern mit 9 Toren umgeben die Medina von Taroudannt. Sie sind im Durchschnitt 7 bis 8 Meter hoch und in einem beeindruckend guten Zustand, trotz ihres Alters, auch wenn es hier und da schon etwas bröckelt. Eines der am besten erhaltenen Beispiele islamischer Befestigungsanlagen in Nordafrika.
Entlang der Mauer verlaufen Palmen und Gärten, die zur malerischen Kulisse beitragen. Überall stehen Bänke, auf denen man sich je nach Sonnenstand auch im Schatten der Mauer auszuruhen kann. Wer den ganzen Umfang sehen möchte, lässt sich am besten mit einer der Pferdekutschen einmal um die Stadt fahren.
Der Platz Assarag ist das Herz der Stadt und ein ein Treffpunkt für Einheimische und die wenigen Touristen, die hierher kommen. Abends füllt er sich mit Gauklern, Händlern und Straßencafés.
Die neun Stadttore sind sowohl strategisch als auch ästhetisch bedeutend. Zu den bekanntesten Toren zählen Bab El Kasbah und Bab Targhount. Ein Spaziergang entlang der Mauern vermittelt ein Gefühl von Zeitreise in die Vergangenheit dieser faszinierenden Stadt und sollte bei einem Besuch von Taroudant nicht fehlen.
Am Bab El Kasbah konnten wir auch über eine Treppe oben auf die Mauer klettern und von dort aus das Leben auf der mit Palmen bestandenen Av. Moulay Rchid beobachten. Direkt dahinter liegt der Place 6 Novembre mit einem markanten Denkmal in Form einer Hand, die gerade aus einer goldenen Kanne einen Tee einschenkt. Nein, es ist nicht Aladins Wunderlampe, auch wenn es aus der Ferne so wirken könnte. Davor liegt der Platz 20. August, der sich mit einem Brunnen etwas außerhalb der Stadtmauer befindet.
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