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LÜDERITZ

Der Weg ist lang bis zur Lüderitzbucht, denn nur eine einzige Straße führt aus Osten über Aus hierher. Wir kamen am Anreistag vom Fish River Canyon, wo wir am Morgen die Cañon Lodge verlassen hatten und erst einmal eine Allradtour durch den Gondwana Caynon Park unternommen hatten. Die Strecke danach auf der B 4 über Goageb ist eher monoton und zieht sich ziemlich. Am frühen Nachmittag erreichten wir dann den kleinen Ort Aus, wo wir erst einmal eine Pause machten, mehr darüber auf der Seite Aus und Garub.

Mit der Verlagerung des Diamantenabbaus an den Orange River im Süden um 1920 ging auch schnell der Stern der Stadt Lüderitz unter. Die Gründerstadt Namibias mit ihren heute knapp 25.000 ständigen Einwohnern hat nicht nur der umliegenden Namib Wüste zu trotzen, sondern auch den sehr oft heftigen Stürmen vom kalten Atlantik her und einem allgemein eher rauen Klima. Hier gibt es oft Seenebel, die sich erst gegen Mittag lichten. Wir hatten ziemlich viel Glück bei unserem Besuch im März, es war nur leicht windig und spätestens ab Mittag immer sonnig.

Die Wassertemperaturen der Lüderitzbucht steigen auch im Hochsommer selten über 18°C, für einen Badeurlaub ist die raue Küste also weniger einladend. Es gibt aber einige nette Strände wie den Agate Beach 8 Kilometer nördlich der Stadt oder die weiten Buchten auf der benachbarten Lüderitz Halbinsel. Am Agate Beach kann man mit Glück immer noch Sandrosen aus kristallisiertem Gips finden. Da sie von Touristen oft einfach mitgenommen wurden, ist das Einsammeln heute verboten. Kaufen kann man sie in Lüderitz oder im Souvenir Shop von Kolmanskoppe.

Wer Aktuelles zum Thema Lüderitz lesen möchte, der besucht am besten den online-Auftritt der örtlichen Zeitung: Thebuchter News.

Die Stadt an der Lüderitzbucht wurde am 12. Mai 1883 gegründet und nach dem Bremer Kaufmann Franz Adolf Eduard Lüderitz benannt. Alle Häuser wurden auf Granitfelsen erbaut und schon auf den ersten Blick ist es eine sehr farbenprächtige Stadt, bedingt durch die zahlreichen aus der deutschen Kolonialzeit stammenden Häuser. Das Stadtbild entstand zwischen 1908 und 1914 und ist auch heute noch authentisch erhalten. Die Bauten im damals beliebten Jugendstil sind liebevoll gepflegt. So erscheint der Ort auf den ersten Blick schon als ziemlich Deutsch, was auch die Namen an Hauswänden, Geschäften und Straßen vermuten lassen. Auf dem zweiten Blick ist Lüderitz aber eine überwiegend schwarze Stadt, auch wenn die meisten Bewohner nicht im Ortskern leben, sondern in den ausgelagerten Stadtteilen Benguela und Nautilus.

Nur ca. 10 % der Bewohner sind Europäer, man trifft einige meist ab 16:00 Uhr im örtlichen Yachtclub an der Waterfront. Hier hat man in den letzten Jahren kräftig investiert und ein paar Restaurants und Geschäfte sind entstanden, es fehlt allerdings noch merklich an für Touristen wirklich interessanten Mietern.

Der Rest von Lüderitz wirkt allerdings oft trostlos, so wie die Anfahrt zum etwas außerhalb gelegenen Nest Hotel, in dem wir zwei Nächte verbracht haben. Hier gibt es einen verfallenen Steg und das Gebäude des historischen E-Werks, in denen 2010 aber wieder Bauarbeiter tätig waren. Ein wenig weiter auf dem Weg nach Shark Island, wo sich der örtliche Campingplatz befindet, liegen die Gewerbegebiete und der Hafen. In Lüderitz werden die Bürgersteige sehr früh hochgeklappt, in den wenigen Restaurants und Kneipen ist nicht viel los.



Rundgang

In der Stadt selber sieht man kaum Touristen, viele Besucher reisen in einer Gruppe an, um Kolmanskoppe zu besuchen. Die meisten Einwohner von Lüderitz leben vom Diamantenabbau im benachbarten Sperrgebiet, von der Fischerei, der Austernzucht im klaren Wasser der Bucht und zunehmend auch vom Tourismus. Der Ort ist berühmt für seine wohlschmeckenden Austern und Langusten, die hier fangfrisch auf den Tisch kommen (Saison ist vom 1. November bis 30. April). Man sollte sich diese Köstlichkeit nicht entgehen lassen, leider ist das Meer auch hier auch schon ziemlich überfischt. Nach wie vor werden die meisten Langusten nach Japan exportiert, wo sie wegen ihrer außergewöhnlich roten Farbe besonders beliebt sind. Von ursprünglich sechs Fischfabriken existieren heute aber nur noch zwei und die die Fangzone wurde auf 200 Meilen erweitert.

Der Lüderitzbuchter Hafen wurde im Jahr 2000 mit einem Kostenaufwand von N$ 85 Millionen ausgebaut und nun können an der neuen Anlegemauer auch Passagierschiffe anlegen. Nicht nur damit wird er Tourismus gefördert, denn die nötige Infrastruktur wie Unterkünfte und Straßen ist vorhanden. Vom einzigen einzigen Tiefseehafen Namibias neben Walvis Bay werden jährlich 150.000 Tonnen Zink von der Skorpion Mine bei Rosh Pinah im südlichen Teil des Sperrgebietes aus exportiert. Irgendwann wird das Sperrgebiet in einen Nationalpark umgewandelt werden, doch um die einmalige, unberührte Wüste zu erhalten wird der Zugang sicherlich beschränkt.

Wer Lüderitz besichtigen will, der braucht nur zu Fuß zu gehen, denn hier ist alles nicht sehr weit voneinander entfernt. Überragt wird die Stadt von der evangelisch-lutherischen Felsenkirche aus dem Jahre 1911. Das hübsche Goerke Haus mit seiner schönen Sonnenuhr kann man werktags zwischen 14 und 15 Uhr besichtigen. In Lüderitz stehen insgesamt acht der rund 130 Nationalen Denkmäler von Namibia.

Die Atmosphäre fanden wir schön, was aber wesentlich auch vom Wetter abhing. Im Winter mit Sturm sieht das sicher anders aus. Oft hat man das Gefühl die Zeit wäre stehen geblieben. Die meisten Gebäude wurden in den Jahren des Diamentenbooms zwischen 1908 und 1914 errichtet und keines ist höher als drei Stockwerke. Im Eberlanz Mueum in der Diaz Strasse wird der Besucher über die Geschichte der Stadt und des Diamantenbergbaus informiert. Hauptanziehungspunkt aber ist die ehemalige Industriesiedlung Kolmanskoppe weit vor der Stadtgrenze gegenüber vom Flughafen, heute ein Freilichtmuseum und unbedingt einen Besuch wert. Ich habe sie auf zwei Seiten beschrieben: Kolmanskoppe 1 und Kolmanskoppe 2.

Auf Shark Island kann man ein Denkmal von Adolf Lüderitz besichtigen, welcher der Stadt seinen Namen gab. Wer Zeit hat, der besucht die Buchten auf der benachbarten Lüderitz Halbinsel und schaut vom Diaz Point den Robben beim Sonnenbaden zu. Weiter in Richtung Süden kommt man nur mit organisierten Touren und nach langer Voranmeldung, denn dort beginnt das Diamanten Sperrgebiet. Besichtigen kann man weitere Geisterstädte und den Bogenfels an der Küste.

Jeden Morgen um 8:00 Uhr kann man mit einem alten Gaffelschoner namens Sedina in die Bucht hinaus fahren und dabei Delfine, Quallen und Robben sehen. Ziel der Fahrt ist die vorgelagerte Insel Halifax Island, auf der eine der Pinguinkolonien Namibias liegt.



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