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TANKWA PADSTAL

Wir sind nicht zum ersten Mal die R 355 von Tulbagh und Ceres in die Tankwa Karoo gefahren, aber bisher sind wir leider immer daran vorbei gefahren. Damit Euch dieser Fehler heute nicht mehr passiert, habe ich diese Seite über den Tankwa Padstal im Jahr 2018 gemacht. Farmstalls am Wegrand gibt es viele in Südafrika, die meisten sind liebevoll ausgestattet und fast alle haben etwas Besonderes. So wie der West Coast Farmstal bei Yzerfontein oder der Pink Padstal bei Upington.

Dieses Mal haben wir es richtig gemacht und hier angehalten. Wenn man als Selbstversorger unterwegs ist, dann findet man in solchen Läden immer etwas Besonders aus der näheren Umgebung. Sei es selbstgemachte Marmelade oder Chutney, Limonade oder deftges Essen. Ein Padstal dient der umliegenden Bevölkerung als Treffpunkt, versorgt Reisende mit Essen, kühlen Getränken und einer Toilette und dient oft auch als lokales Tourist Office. Bei besonderen Wetterverhältnissen kann man hier erfahren welche Strecken gesperrt sind und wo man besser mit Allrad unterwegs ist.

Der Tankwa Padstal liegt 80 Kilometer nördlich von Ceres und 160 Kilometer südlich von Calvinia an der Gravel Road R355. Geöffnet ist von 9:00 Uhr bis 17:00 Uhr, am Mittwoch ist geschlossen.

Hätten wir 2012 hier angehalten, wäre alles anders gewesen. Aber im September 2014 hat ein Brandstifter hier gezündelt. Zuerst hatte er Streit in der Bar, brach dann später ins Geschäft ein und zündete es an.

Nur zehn Wochen später, gerade rechtzeitig für das Weihnachtsgeschäft im Hochsommer, wurde hier wieder geöffnet. Schöner und besser als zuvor, denn man hatte hier spontane Hilfe von vielen Menschen, auch über die sozialen Medien. Die 700 Likes bei facebook verfielfältigten sich auf 1.800 in den 24 Stunden nach dem Brand.

Sie alle lieben diesen Platz seit Jahren: Der Wild Dog Adventure Riding Motorcycle Club, Anwohner und Besucher des jährlich stattfindenden Afrika Burn Festivals in der Karoo. Letztere werden "Burner" genannt, sie sind besonders kreative und aufgeschlossene Menschen. Der Weg zum Festivalort The Burn ist nicht weit vom Padstal entfernt. Alle spendeten Arbeitsleistung und allerhand Antikes und Kurioses aus Omas Schatztruhe. Passanten brachten spontan die merkwürdisten Objekte vorbei. Die Öffentlichkeit wurde über einen Radiosender gebeten, Bücher an die Padstal-Bibliothek zu spenden, die von den Einheimischen benutzt wird. Die Bibliothek wurde nicht nur gut gefüllt, sondern es wurde auch eine Gemeinschaftshalle gebaut.

Reiseautoren, Fotografen, Biker und Internet-Blogger verbringen Stunden damit, durch das braune Nichts der Karoo zu fahren und sind dann total inspiriert von diesem schrulligen Ort. Man findet hier ein Handelsgeschäft, das alles bietet was man braucht: Vom Hut über eine Touristenkarte der Region bis hin zu Fahrradreifen, Tabak und Zucker. Es gibt ein Restaurant und eine sehr urige Bar in einem eigenen Gebäude.

Alles ist liebevoll dekoriert, bunt bemalt und immer von teils schrulligen und gegensätzlichen Reisenden bevölkert. Dazu passt auch das Schild: "We do not have wi-fi. Talk to each other". Da sitzt der bärtige Biker in Lederkluft neben den ausländischen Touristen, an der Bar sitzt ein Mann im Samtmantel und vor der Tür treffen sich die Locals mit ihren Eselkarren.

Am Donkey Car Day Anfang November gibt es eine Art Schönheitswettbewerb für lokale Esel mit vielen Preisen. Der Hauptgewinner bekommt einen leichten Eselwagen.

Die Besitzter Wally und Susan Lange sind sehr nett, wir kamen schnell ins Gespräch. Als wir uns für eine grüne Sosse im Laden interessierten durften wir erst einmal kosten. Sie schmeckt himmlisch, hergestellt aus Koriander und Chili. Natürlich haben wir eine Flasche gekauft, so etwas Leckeres kann man beim Kochen immer brauchen. Auf dem Etikett ist Susan mit historischer Haube abgebildet.

Ein absoluter Tipp ist das selbst hergestellte Ginger Beer ohne Alkohol. Susan erzählte, dass sie davon mehr verkaufen als Cola. In kleinen Plastikflaschen kann man es gekühlt aus der Tiefkühltruhe kaufen und Wally erklärt dann, wie man es öffnet. Nämlich ganz vorsichtig, eine Viertelumdrehung aufdrehen, etwas Druck zischend entweichen lassen und schnell wieder zudrehen. Dann vermischen sich die Ablagerungen und man hat nach ein paar Minuten ein herrlich erfrischendes, hellgelbes würziges Getränk. Einer hat wohl mal die Flasche im Auto während der Fahrt schnell geöffnet und das Getränk klebte danach im gesamten Innenraum. Seitdem erklären die beiden jedem Käufer, wie man die Flasche öffnet. Wir haben gleich mehrere Flaschen Ingwerbier mitgenommen und an den folgenden Urlaubstagen genossen.









Besuch März 2024

Im März 2024 kamen wir noch einmal hier vorbei, auf dem Weg von unserer Unterkunft Mount Ceder Lodge. Tagesziel war das Lord Milner Hotel in Matjiesfontein und wir kamen über den Katbakkies Pass, eine für uns neue Route.

Hier im Padstal wollten wir zum Lunch einkehren und dann noch die leckere grüne Sauce und Ingwerbier kaufen. Leider hat sich in der Zwischenzeit einiges verändert. Wally und Susan betreiben den Laden nicht mehr, er ist jetzt sehr viel aufgeräumter und hat einen Teil vom ehemaligen Charme verloren.

Einige Farmer der Umgebung wechseln sich nun mit dem Betrieb ab, wir hatten hier einen netten Plausch. Der Laden ist ja nur zum Teil für Touristen gedacht, ein wichtiger Zweck ist ja die Versorgung der "näheren" Umgebung, ohne 81 km nach Prince Alfred Hamlet oder Ceres und wieder zurück fahren zu müssen. Aber Selbstgemachtes wird nicht mehr verkauft. Die leckeren Saucen gibt es zwar noch, aber nur wenn man dort etwas bestellt als Beilage und das Ginger Beer ist leider ebenfalls Geschichte. Unten auf dem Foto ist der bestellte Eiskaffee zu sehen, mal eine ganz neue Erfahrung, aber sehr erfrischend bei der Hitze.

In der Umgebung steht jetzt eine fliegende Untertasse, die in der Wüste notglandet ist.





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