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Eigentlich wollten wir die Strecke von Coonabrabran nach Broken Hill in Wilcannia teilen und uns dort ein Motel suchen. Aber - wie immer - man sollte sich auf jeden Fall mit Einheimischen über die geplante Route unterhalten. Und die einhellige Meinung der Befragten, schon in Mudgee und Coonabrabran, war: "Nobody stops in Wilcannia".
Da wir gelernt hatten, diesen Tipps durchaus Glauben zu schenken, haben wir die Nacht also in Cobar verbracht und nun die 480 Km lange Strecke bis nach Broken Hill vor uns. Eine Strecke mit einer ganzen Menge faszinierendem Nichts.
Eigentlich hatte ich Vorurteile, das Outback wäre langweilig und öde. Stundenlang durch platte Landschaft fahren, ohne etwas zu sehen. So habe ich mir das vorgestellt. Irgendwie ist es ja auch durchaus langweilig, aber auch sehr faszinierend.
Hinter Cobar ist es erst einmal gar nicht platt, sondern sehr hügelig. Der Barrier Highway zieht sich schier endlos über die Hügelketten, meist ist man alleine. Gegenverkehr leuchtet schon kilometerweit vor der Begegnung in der flirrenden Sonne. Spiegelungen auf dem Asphalt täuschen kleine Seen vor, sehr schön auf dem folgenden Bild zu erkennen.
Kein Ort, keine Stadt, und nur zwei Gelegenheiten zum Tanken - das sind die ca. 258 Km zwischen Cobar und Wilcannia. Die beiden Roadhouses sind auch eher enttäuschend, kaum Trucks, eine staubige Fläche und ein windschiefes, altes Haus mit Zapfsäulen davor.
Sonst gibt es auf der Strecke nur Landschaft und Umgebung, davon aber reichlich. Es macht Freude, am Highway zu halten und die Stille zu genießen. Weit und breit der einzige Mensch zu sein, einige Schafe am Rand, wenn man Glück hat, und einige Emus, die durch die sonnendurchglühte Ebene ziehen. Vorbeirauschende Trucks sind eine Sensation, viele sind es nicht, auf die Länge der Strecke hochgerechnet.
"Nobody stops in Wilcannia!" Dieser Auspruch war uns noch im Ohr, als wir nach über 250 Km Outback wieder die erste menschliche Ansiedlung erreichten. Wilcannia war einst die Königin der Städte im westlichen Outback, mit einer reichen historischen Vergangenheit. Hier war der größte Binnenhafen und der drittgrößte Hafen von ganz Australien im letzten Jahrhundert. Auf dem Darling River, der dafür extra reguliert und mit Schleusen versehen wurde, verkehrten Dampfschiffe, um Wolle und Vieh aus dem tiefsten Outback in bewohnte Regionen zu transportieren. Aus dieser glanzvollen Zeit haben fast nur einige Sandsteingebäude überlebt.
Als wir nach Wilcannia kamen haben wir dann doch angehalten, aber hier herrschte eine sonderbare Atmosphäre. Hier ansässige Aboriginal-Familien sassen am Straßenrand oder in den Grünanlagen der Stadt und machten Picknik. Einige Männer gröhlten auf der Veranda des Hotels und auf dem Gehsteig herum. Es war sehr laut in Wilcannia und viele Bewohner waren sehr besoffen, das schon am Mittag. Eine unheimliche, bedrückende Stimmung.
Wahrscheinlich hatten wir einen schlechten Tag erwischt, um diesen Ort zu besuchen. Wir wollten noch kurz die historische Hub-Brücke über den Darling River fotografieren und wurden auf dem Weg von Kindern nach unseren Kameras gefragt. Sie wollten vermutlich nur fotografiert werden, die ganze Situation war uns aber gar nicht geheuer und so stiegen wir wieder in den Wagen und fuhren weiter.
Später in Broken Hill erzählten uns Einheimische, dass in der Aboriginal-Gemeinde von Wilcannia an diesem Tag wohl gerade Zahltag der Sozialhilfe war. Das Geld wird üblicherweise gleich in Bier umgesetzt. Ein trauriges Kapitel der neuen australischen Geschichte. Später im Fernsehen sahen wir Bilder von betrunkenen und randalierenden Kindern und Jugendlichen in Bourke und anderen Outback-Städten. Ein großes Problem.
Als Abschluss noch zwei Bilder von Blumen, die man im Outback im November überall am Wegesrand findet. Die lila Blüten haben uns immer begleitet, direkt neben dem Asphalt wachsen sie in dichten Büscheln. Im Sommer gibt es wahrscheinlich wesentlich weniger Blüten am Highway, wir hatten Glück. Die weis-gelben Blüten auf dem Bild fühlen sich auch hart und spröde an, wie getrocknete Strohblumen oder Strandflieder.
Dem weiteren Weg von Wilcannia bis nach Broken Hill widme ich eine zweite Seite. Dort gehe ich noch etwas auf die Tierwelt ein, die man unterwegs sehen kann.
Google Map zum Thema
Cobar - Wilcannia
Video zum Thema
Todd driving Cobar to Wilcannia
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