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| Lange Wege |
Das Eisenbahnmuseum in Schwarzenberg war am Vortag unser Ziel, aber als wir hier nach der Stadtbesichtigung dort ankamen, war weit und breit kein Auto auf dem Parkplatz. Am Tor ein Schild, das eine Besichtigung nur nach rechtzeitiger Voranmeldung möglich wäre. Somit gaben wir an diesem Tag auf.
Aber einen Tag waren wir ja noch im Erzgebirge und die Kollegen des Sächsischen Eisenbahnmuseum e. V. in Chemnitz Hilbersdorf waren nicht weit von unserer Ferienwohnung in Wolkenstein entfernt. Somit beschlossen wir am letzten Ferientag, nach einem Besuch von Burg Scharfenstein, dorthin zu fahren.
Es ist eher wenig bekannt, dass heute das größte voll funktionstüchtige Bahnbetriebswerk Europas in Chemnitz-Hilbersdorf zu finden ist. Bereits 1901 wurde das heutige Museum als Heizhaus der K.Sächs.Sts.E.B. eröffnet, im wesentlich dem heute bestehenden Museum bereits sehr ähnlich. Als Heizhaus wurden in Sachsen die Bahnbetriebswerke mit all ihren Einrichtungen zur Wartung von Lokomotiven bezeichnet. Das Heizen ist wörtlich zu nehmen: Alle Dampflokomotiven im Regelbetrieb müssen über Nacht auf Temperatur gehalten werden, denn das Anheizen einer kalten Lokomotive dauert fast zwei Tage. Im Heizhaus gab es meist eine ausgemusterte Lokomotive, deren Kessel für alle anderen im Lokschuppen geparkten Lokomotiven den Dampf lieferte, um diese während der Nacht auf Druck und Temperatur zu halten.
In den beiden großen Ringlokschuppen mit ihren 22 Ständen stehen derzeit 19 Dampfloks und 10 Dieselloks verschiedenster Baureihen. Daneben sind auch alle für deren Erhaltung und Restaurierung notwendigen Einrichtungen, wie Kohlehochbunker oder Besandungsanlagen, noch voll funktionsfähig, hinten an den Lokschuppen angeschlossen ist die Werkstatt.
Der Haupteingang zum Betriebsgelände und zum Museum befindet sich am Güterboden an der Frankenberger Straße. Leider war das Wetter an diesem Tag nicht besonders schön und als wir auf den Parkplatz fuhren fing es ein bisschen an zu regnen. Wir zahlten bei der netten Dame an der Kasse den Eintritt und sagten Ihr, dass wir bei der Rückkehr ein Eis kaufen würden. Sie hat es extra für uns zurückgelegt, weil es die letzten beiden von der gewünschten Sorte waren.
Im Kassenraum befindet sich eine kleine Ausstellung, vor allem für die alten Schwarzweiß-Filme, die das Gelände in Betrieb ziegen, sollte man sich auf jeden fall Zeit nehmen.
Hier zahlt man 10 Euro Eintritt pro Person, von April bis Oktober ist von Donnerstag bis Sonntag zwischen 10:00 und 17:00 geöffnet, dann ist Winterpause.
Danach darf man das Gelände des früheren Bahnbetriebswerkes Chemnitz-Hilbersdorf betreten, auf einer Fläche von 26 Hektar gibt es am authentischen Ort viel zu entdecken und zu erleben. Um alles zu sehen, sollte man festes Schuhwerk tragen und relativ fit sein, denn die Wege sind weit.
Man kann selbstständig und weitgehend barrierefrei das eisenbahnhistorische Areal erkunden, wobei nicht alles hier zum Museum gehört. Der ca. 1 Kilometer lange Zuweg ist im Sommer schattenlos und heiß und bei Regen waren wir froh über den mitgenommenen Schirm. Immerhin befindet man sich hier auf dem flächenmäßig größten, heute noch vollständig erhaltenen Bahnbetriebswerk für Dampflokomotiven in Deutschland. Nur an Wochenenden fährt kostenfrei der Schauplatz-Express bis in den hinteren Bereich, wir mussten in der Woche laufen und waren dafür auch nur mit wenigen anderen Besuchern unterwegs.
Hinter dem Museum steht der Verein Sächsisches Eisenbahnmuseum Chemnitz-Hilbersdorf e.V. der ca. 200 Mitglieder umfasst und sich seit 1990 um den Erhalt des Geländes sowie der Fahrzeuge kümmert. Ein weiterer Verein kümmert sich um das Technikmuseum Seilablaufanlage Chemnitz, das erste Highlight das man auf dem weitläufigen Gelände erreicht ist das Befehlsstellwerk 3. Dieses 1930 errichtete Bauwerk ist 50 m breit, mit einer Tiefe von 10 m und einer Durchfahrtshöhe von 6,40 m.
Hier erfolgte vor Ort die lokomotivlose Zerlegung von Güterzügen, die einzige in Europa noch teilweise rekonstruierte Seilablaufanlage von 1930. Die Güterzugzerlegung kann im Rahmen einer Führung von der Gleiskante aus oder aus Sicht eines Ablaufmeisters aus dem Reiterstellwerk beobachtet werden. Die Funktion eine Ablaufbergs in einem Verteilerbahnhof ist ja überall gleich, hier jedoch wurden über 4 Gleise die mehrere Züge quasi parallel mittels elektrisch betriebener Seilzüge "über den Berg" gebracht, was natürlich viel effizienter war als der Betrieb mit dampfbetriebenen Rangierlokomotiven. Dafür hatten die Bremser unten in der Gleisharfe um so mehr zu tun, um die heranrollenden Waggons mit Bremsschuhen auf dem Gleis passend zu verlangsamen.
Der Haltepunkt Chemnitz-Hilbersdorf wird heute nur noch von Regionalbahnen bedient, der Güterbahnhof Chemnitz-Hilbersdorf wurde größtenteils abgebaut. Er war innerhalb der Reichsbahndirektion Dresden nach dem Bahnhof Dresden-Friedrichstadt der größte Rangierbahnhof. Das Zusammenspiel von unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden, technischen Anlagen und den historischen Fahrzeugen verleiht dem Museum eine einzigartige Atmosphäre. Unterwegs kommt man an Waggons vorbei, in denen kleine Ausstellungen zu sehen sind, oder an einer Reihe von Signalen und Signalschildern mit Beschreibung ihrer Bedeutung.
Es gibt so viele Fotomotive hier, leider wurde das Wetter immer schlechter. Es regnete und wurde immer dunkler, so dass ich schon Probleme bei der Belichtung hatte.
Überall wird gearbeitet und es fahren ab und zu auch mal Lokomotiven auf den Gleisen hin- und her. Die Mitglieder des Vereins sind "alte Hasen", die früher selbst hier gearbeitet haben oder sich sehr für Eisenbahngeschichte interessieren. Wenn man ein bisschen Ahnung hat, kommt man hier schnell ins Gespräch und erfährt eine Menge Wissenswertes, das Gehörte kann ich alles auf dieser Seite gar nicht wiedergeben kann.
Eine Besonderheit sind über viele Jahre hinweg die Sonderfahrten mit der vereinseigenen Dampflokomotive 50 3648 und dem Museumszug durch Sachsen und Mitteldeutschland. Höhepunkte sind hier in Chemnitz auch das alljährlich Ende August stattfindende Heizhausfest sowie die immer ausgebuchten Lichtfahrten ins Erzgebirge zur Weihnachtszeit.
Das Sächsische Eisenbahnmuseum besitzt einen Wagenzug, bestehend aus vier Sitzwagen der Gattung "Bghw" sowie zwei Speisewagen. Zurzeit sind drei Sitzwagen voll betriebsfähig, ein Speisewagen befindet sich in Aufarbeitung.
Mehr zu den Loks auf der Seite und Dampfloks.
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