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ERZGEBIRGISCHES FREILICHTMUSEUM

Nachdem wir am Vortag schon die beiden Standorte Landwüst und Eulabrunn des Vogtländischen Freilichtmuseums besichtigt hatten, stand am nächsten Tag die Fahrt zu unserer nächsten Unterkunft auf dem Programm. So fuhren wir nach dem Frühstück von der Ferienwohnung Fichtelblick ein Stück durch Tschechien ins Vogtland und weiter in Richtung unserer nächsten Unterkunft, dem Waldhotel Kreuztanne.

Ganz in der Nähe befindet sich der weltweit bekannt Kurort Seiffen, bekannt für die hier hergestellte erzgebirgische Holzkunst, die sich sich neben dem Bergbau entwickelte. Es gibt ein Spielzeugmuseum und zahlreiche Verkaufsstellen. Da wir nicht am Kauf von Schwibbögen und Nussknacker interessiert waren, die Hauptstraße gerade wegen Bauarbeiten komplett gesperrt war und der Ort selbst im Herbst touristisch überlaufen war fuhren wir nur um Seiffen herum.

Unser Ziel war das 1973 eröffnete Erzgebirgische Freilichtmuseum Seiffen, auch hier werden historische Bauwerke und Werkstätten des 19. und frühen 20. Jhahruhunderts gezeigt. Es ist täglich von 10:00 bis 17:00 Uhr geöffnet und der Eintritt kostet 6,00 Euro.

Im Gegensatz zum Freilichtmuseum im Vogtland war viel mehr los, aber der Andrang hielt sich am Wochentag noch in Grenzen, so dass man die Häuser ganz gut besichtigen könnte. Wegen Corona bekam man ein Schild, das man jeweils am Eingang aufhängen musste, denn nur eine Familie durfte gleichzeitig hinein.

Da es hier nicht ganz so viele Dinge zu besichtigen gab wie am Tag zuvor, war man aus einigen Häusern auch recht schnell wieder raus oder musste höchstens ein paar Minuten warten. An Wochenenden sieht das sicher etwas anders aus, dann sollte man den Besuch reservieren.

Den Rundgang hier macht man auf einem Wer einen Rundgang auf einem 7 Hektar großen Gelände. Mitten in der der Museumsanlage findet man das noch original erhaltene Preißler'sche Drehwerk mit einem Wasserkraftantrieb von 1760. Auch eine Stellmacherei und eine Spannkorbmacherwerkstatt kann man besichtigen.

Das Freilichtmuseum wurde als eine Abteilung des Spielzeugmuseums Seiffen eröffnet, Schwerpunkte sind hier die holzverarbeitenden Berufe des Erzgebirges und ausgestellt werden die Werkstätten, Maschinen und Technologien der erzgebirgischen Spielwarenfertigung.








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Wasserkraft-Drehwerk

Wir hatten Glück und konnten in der Drehstube des Wasserkraft-Drehwerkes einem Reifendreher dabei zusehen, wie hier kleine Reifentiere entstehen. Er macht zwischen 12:00 Uhr und 13:00 Uhr Mittagspause, die hier hergestellten Tiere kann man im Shop am Eingang auch kaufen. Übrigens: Diese Reifen haben nichts mit Autoreifen zu tun.

Es gibt nur noch drei Personen, die dieses alte Handwerk beherrschen.

Die Anlagen hier im Freilichtmuseum sowie der Ausführungsort sind dabei so authentisch wie möglich gehalten. Die letzte noch originale Wasserkraftanlage mit angebundener Werkstatt wurde von Johann Heinrich Frohs von 1758 bis 1760 erbaut. 1951 stellte man es bereits unter Denkmalschutz. Damals befanden sich im niedrigen Arbeitsraum oberhalb der Radstube drei Reifendrehbänke und vier Drechselbänke.

Das Wasserrad, welches auf einer Eichenwelle befestigt ist, hat einen stolzen Durchmesser von 5,20 Meter. Das Wasser für den Betrieb wird in einem Teich gesammelt, das Wasser kommt aus dem so genannten Heidengraben, einer bergmännischen Kunstanlage aus dem 17. Jhahrhundert. Ein Weichfluder reguliert den Wasserstand im Staudamm, in welchem zugleich das zum Reifendrehen benötigte Nassholz gelagert wird.

Warum Nassholz? Das ist genau das Geheimnis der Reifenherstellung. Aus dem feuchten Holz werden Scheiben geschnitten, die man in die Drehmaschine einspannen und mit passenden Schneidwerkzeugen bearbeiten kann. Da das Holz noch keine Spannungsrisse durch das Trocknen bekommen hat kann der Reifendreher aus der Holzscheibe mehrere Ringe herausschneiden, die mit unterschiedlichem Durchmesser ineinander liegen. Jeder dieser Holzreifen ist etwa 3 x 3 cm groß und hat etwa 20 bis 30 cm Durchmesser.

Nun wird vor dem Trennen der Ringe jeder Ring mit einem speziell geformten Werkzeug von vorn und von hinten abgedreht. Am fertigen Ring kann man erstmal kaum etwas erkennen, erst wenn der Ring in schmale Tortenstücke zersägt wird zeigt es sich, dass die Werkzeuge beim Drehen zum Beispiel die Form eines Schweines von oben und von unten ausgeschnitten haben. Oder eine Giraffe oder eine Ziege oder eine Kuh oder oder oder...

Diese Rohlinge von kleinen Holztieren erfordern noch etwas Nachbearbeitung, um die Beine zu trennen und eventuell noch Ohren und Schwanz anzufügen, bevor das Teil passend bemalt wird.






Rundgang

Es gibt 14 Gebäudekomplexe auf dem Gelände, darunter 2 Wasserkraftanlagen. Die Anlage hat den Charakter einer Streusiedlungs des 19. Jahrhunderts und rund um die Häuser wurden Mauern, Brücken, Wassergräben und Gärten angelegt.

Hinter dem Eingang beginnt man mit einem Bergmannswohnhaus und einem Flößerwohnhaus.

Dann folgt das Highlicht Wasserkraftdrehwerk und eine alte Umspannstation, schlank und in Fachwerkdesign. Sie zeugt von den vielfältigen Veränderungen, die sich mit der Elektroenergie in den folgenden Jahrzehnten in der Hausstruktur und in der Lebensweise der Erzgebirgler vollzogen. Daneben liegt das Spielmacherhaus mit zahlreichen Holzfiguren und Werkstatt der Seiffener Spielwarenhersteller Max und Otto Walther. Sie arbeiteten noch bis in die 1970er Jahre hinein in althergebrachter Weise.

Es folgen das Haus des Spankorbmachers. Leider ist auch der Beruf des Spankorbmachers ein aussterbendes Handwerk, das nur noch von wenigen beherrscht wird. Dieses Korbmachen unterscheidet sich stark vom Weidenrutenflechten und ist wegen des verwendeten Materials auch von dem im Ort Lauter (Westerzgebirge) üblichen Körbemachen abzugrenzen. Hier wird das Holz der Esche, der Haselnuß, der Weide oder der Rotbuche verwendet. Der Spankorbmacher zieht mit dem zweigriffigen Zugmesser dünne Späne so ab, daß deren natürliche Holzfaserung kaum zerstört ist. Diese elastischen und biegfesten Späne werden auf der Schnitzbank geglättet und anschließend je nach Stärke drei bis 6 Stunden ins Wasser gelegt, bevor sie gebogen und verflochten werden. Alternativ können auch ohne Flechten direkt kleine Schachteln gefertigt werden.

Im Waldarbeiterwohnhaus gibt es eine Schwarze Küche, daneben ein Lager mit Werkzeugen und Werkstücken der früher üblichen Wasserleitungen aus längs durchbohrten dünnen Baumstämmen. Diese Wassereleitungen erforderten jedes Jahr wieder Pflege und Reparaturen. Es folgen in Doppelwohnhaus mit gleichen Hälften und ein Wasserkraftsägewerk.

Weiter geht es mit einem schönen Wohnstallhaus, als Tiere wurden zumeist Kühe, Schweine, Kaninchen und Federvieh gehalten. Als saisonale Nebentätigkeit wird in einer Kammer des Obergeschosses die Herstellung einfachen Holzspielzeuges demonstriert, wie sie ehedem im Winter vielfach von Bauern ausgeführt wurde. Es folgen weitere Häuser: ein Dorfspritzenhaus, die Dorfschmiede und ein Stellmacherhaus. Die komplette Werkstatt eines Stellmachers konnte als Nachlaßübernahme erworben werden und stellt im Ausstattungsgrad den Standard der Jahrhundertwende dar. Der Raum wurde mit einer Petroleumlampe beleuchtet, die an einem drehbaren Lampengalgen an den jeweiligen Arbeitsplatz gebracht werden konnte.

Im Wald liegt dann noch eine sehr einfache Köhlerhütte mit einem Meiler. Der komplizierte Kohlvorgang wurde über die Zeit von 6 bis 10 Tagen ständig, auch nachts, überwacht. Die Holzkohle dieser Meilerstätte fand vor allem Verwendung in Schmieden und regionalen Metallfabriken bis hin nach Chemnitz und Dresden. Auch der dörfliche Eigenbedarf spielte eine Rolle, zum Beispiel für die mit glühender Holzkohle betriebenen Bügeleisen.

Überall gibt es viele interessante Details und Informationen auf Tafeln nachzulesen. Für den gesamten Rundgang haben wir knapp 1,5 Stunden gebraucht, danach sind wir danach dann direkt über Waldwege zum einchecken ins Waldhotel Kreuztanne bei Sayda gefahren.






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Freilichtmuseum Seiffen

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