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| Rundgang |
Hoch über Freyburg an der Unstrut auf dem spornartigen Ausläufer einer Hochfläche über dem Ostufer der unteren Unstrut thront das Schloss Neuenburg. Eigentlich eher eine Burg mit dem einem Wehrturm und tollem Blick auf Freyburg und das Unstruttal mit den Weinterrassen.
Nachdem wir am Vormittag Kloster und Kaiserpflaz Memleben besucht hatten, kamen wir am Nachmittag zum Parkplatz oben am Berg. Hier sollte man eigentlich Gebühren zahlen, aber alle Automaten waren außer Betrieb. Sehr praktisch. So hatten wir es nicht weit, ein kurzer Spziergang führte uns zuerst zum Wehrturm mit Namen "Dicker Wilhelm". ist ein Rundturm, der in der Vorburg der Neuenburg steht und sogar vom Turm der Stadtkirche in Naumburg zu sehen ist.
Der Turm ist beeindruckend, mit etwa 14 Meter Durchmesser, die Mauern sind ca. 2,85 Meter dick und er ist ca. 23 Meter hoch. Die ursprüngliche Turmhaube war seit ca. 1550 mit Schiefer gedeckt. Ursprünglich war er Teil von drei Rundtürmen auf der Anlage, leider heute der einzig erhaltene. Er vereinte Wehr- und Wohnfunktionen, hatte einen Abort und einen Kamin. Der Eingang war ursprünglich zur besseren Verteidigung erhöht gelegen, später wurde ein ebener Zugang geschaffen. Heute kann man dort wechselnde Ausstellungen sehen..
Die Burganlage liegt nur etwas weiter, sie besteht aus Vorburg und Kernburg.
Das Schloss ist eng verbunden mit der Geschichte der Ludowinger, von denen man annimmt, dass sie in den 1030er Jahren aus Mainfranken nach Thüringen kamen. Gegründet wurde die Burg etwa um 1090 durch Ludwig den Springer, einen Thüringer Grafen. Sie gehörte zu den bedeutendsten Residenzen der Thüringer Landgrafen und diente als Herrschaftssitz. Bis 1150 entstand die erste Anlage und mit dem Aufstieg der Landgrafen von Thüringen verband sich der weitere prachtvolle Ausbau.
Bedeutende Persönlichkeiten waren hier zu Gast, hier wohnte auch die Heilige Elisabeth von Thüringen. Nach dem Aussterben der Ludowinger 1247 kam die Burg an die Markgrafen von Meißen. Wie bei den meisten Burgen wurde auch hier über die Jahrhunderte mehrfach umgebaut, erweitert und auch ihr Zweck änderte sich, von Jagdschloss über Wohnschloss und 1935 erfolgte die erste Einrichtung eines Museums.
Die ca. 30.000 qm umbauter Fläche der Burganlage sind beeindruckend, immerhin war sie zum Ende des Hochmittelalters um ca. 1230 etwa dreimal so groß wie die wesentlich berühmtere Wartburg und damit eine der größten Burgen Deutschlands überhaupt.
Nach der existenzgefährdenden Schließung von 1970 bis 1989 wurde die Burg durch engagierte Bürger gerettet. Heute gehört Schloss Neuenburg zur Kulturstiftung Sachsen-Anhalt und dient u.a. als Museum, Ausstellungsort und Veranstaltungsort. Als wir ankamen feierten einige Biker gerade eine Hochzeit im Hof, stilvoll mit amerikanischem Oldtimer und Harley Davidson Parade.
Von April bis Oktober ist hier zwischen 10:00 und 18:00 Uhr geöffnet, außer Montag. Von November bis März nur bis 17:00 Uhr. Der Eintritt kostet pro Person 6,50 Euro. Eintritt in den abseits gelegenen Bergfried "Dicker Wilhelm" noch einmal zusätzlich 2,50 Euro.
Beim Rundgang durch die Burg sind noch heute die zentralen Bauten wie der Palas oder die Bergfriede gut zu erkennen. Sie werden in der modernen Ausstellung "Burg und Herrschaft" anschaulich erklärt. Der Besucher erhält Einblicke in Bau-, Dynastie- und Herrschaftsgeschichte.
Beim Rundgang kommt man durch Türen, durch die schon Kaiser Barbarossa oder Elisabeth von Thüringen gegangen sind. Auch Reste einer damals modernen Warmluft-Heizung können hier erkundet werden. Selbst die Besichtigung der doppelsitzigen Latrinenerker, also der mittelalterlichen Toilette, ist möglich.
Architektonisches Kleinod ist noch heute die um 1170/75 errichtete romanische Doppelkapelle. Die Doppelkapelle besteht aus zwei übereinander liegenden Kirchenräumen, die durch eine Öffnung im Boden miteinander verbunden sind. Im Untergeschoss befand sich der Gottesdienstraum für die Burgmannschaft, im prachtvollen Obergeschoss das Privatoratorium der fürstlichen Familie.
Für die Jahre 1224/25 ist die Anwesenheit Elisabeths auf der Neuenburg urkundlich belegt, sie wurde später Heilig gesprochen. Zu ihren Lebzeiten wurde die Doppelkapelle vollendet, die im späten Mittelalter dann St. Elisabeth geweiht war.
Doch nicht nur die Burg ist beim Rundgang zu besichtigen, es gibt auch eine repektable Uhrenausstellung. Dort drin war es dank Klimaanlage ziemlich kühl, aber die ausgestellten reich verzierten Taschenuhren fazinieren, auch wenn man sich nicht besonders für Uhren interessiert. Historische Zeitmesser aus vier Jahrhunderten werden hier präsentiert, jedes Stück ein kleines Kunstwerk. Leider war Fotografieren hier nicht erlaubt. Bemerkenswerte Erkenntnis: Die Anspüche zahlungskräftiger adliger Frauen trieben die Miniaturisierung bei der Herstellung der mechanischen Uhren stark voran - und das Militär hat die Ergebnisse später gerne übernommen.
An Saale und Unstrut wird seit mehr als tausend Jahren Weinbau betrieben, daher wurde hier im Keller ein Weinmuseum eingerichtet. Das ist über den Hof zugänglich. Die Palette reicht von historischem Weingerät der Winzer und Kellermeister bis hin zu kostbaren Trink- und Schenkgefäßen. Darunter sind Ausstellungsstücke wie eine der ältesten und sonst kaum erhaltenen Zweischrauben-Baumkeltern Europas zu finden.
Nicht verpassen sollte man die schöne Aussicht von der Terrasse in Richtung Freyburg und über die terrassierten Hänge der Unstrut. An den Burgmauern wachsen hier Reben von verschiedenen Weinsorten. Dafür muss man aber ein Stück um die Burganlage herum laufen.
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