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| In Ruinen |
Es gibt einige schöne Wässerfälle im nördlichen Schwarzwald, ein paar Jahre zuvor hatten wir im Herbst schon die bekanntesten besucht: den Allerheiligen Wasserfall und die benachbarte Klosterruine Allerheiligen.
Jetzt im Frühjahr wohnten wir in der schönen Ferienwohnung Haus Wiesenruhe bei Seebach und von hier aus besuchten wir diesmal die Edelfrauengrab-Wasserfälle bei Ottenhöfen.
Leider war das Wetter in diesem Frühjahr recht kühl und wechselhaft und es regnete viel, auch an diesem Tag nieselte es ab und zu. Die Zufahrt zu den Wasserfällen ist ausgeschildert, die Zufahrt führt vorbei am Steinbruch Ottenhöfen am Rand des Werksgeländes vorbei. Mit LKWs und Lieferverkehr ist zu rechnen, direkt hinter dem Steinbruch ist ein Parkplatz ausgewiesen.
Der Wanderweg führt am Gottschlägbach entlang, gutes Schuhwerk ist wichtig, denn Treppen und Weg können sehr rutschig sein, vor allem nach Regen. Das Gottschlägtal liegt in einer der niederschlagsreichsten Gegenden Deutschlands, mit Niederschlägen von bis zu 2200 mm/Jahr in Kammlagen.
Weit muss man nicht laufen, um die ersten Wasserfälle zu sehen. Aber die Szenerie des unteren Schluchteingangs ist nicht besonders einladend und wird beeinträchtigt durch die unmittelbare Nachbarschaft zum Schotter- und Edelsplittwerk und auf einer Fläche hinter einer verlassenen Gastwirtschaft hinter dem Parkplatz wohnen einige Leute in Wohnwagen mit dem entsprechenden Krempel drumherum.
Die dann folgende Wasserfallschlucht ähnelt den gut drei Kilometer weiter südlich gelegenen größeren Allerheiligen-Wasserfällen, die zum benachbarten Talsystem der Rench gehören. Dafür ist man hier fast alleine unterwegs, wir sahen nur wenig andere Wanderer, während der Parkplatz von Allerheiligen voller Autos war, als wir etwas später dort vorbei fuhren.
Viele Wanderer hier haben den Karlsruher Grat als Ziel, ein ungefähr 400 Meter langer Felsgrat über den eine alpine Route mit Kletterpartie führt. Vom Grat aus sieht man über den bewaldeten Nordhang auf den höchsten Berg des Nordschwarzwalds, die Hornisgrinde.
Das Highlight hat man schnell erreicht, die interessanteste und namensgebende Stelle mit dem 8 Meter hohen untersten Fall und einer grottenartigen großen Aushöhlung in der Schluchtwand, die man gut auf Planken und über Treppenstufen erreicht. Um diese Stelle entspann sich die düstere Sage vom Edelfrauengrab, nachzulesen auf einem Schild an dieser Stelle.
Als Ritter Wolf von Bosenstein sich auf dem Kreuzzug ins Heilige Land befand, nahm es derweil seine Gattin mit der ehelichen Treue nicht so genau. Sie lebte mit ihrem Liebhaber zusammen und gab sich allerlei irdischen Vergnügungen hin. Als eines Tages eine Bettlerin an ihre Türe klopfte und für sich und ihre sieben Kinder um eine milde Gabe bat, hatte die Edelfrau nichts als Spott und Hohn für die diese übrig.
Sie vertrieb die arme Frau mit ihren halbverhungerten Kinder mit wüsten Worten. Doch ihr Hochmut sollte sich rächen. "Sieben Kinder sollst du auf einen Streich auf die Welt bringen, alle so elend wie die, die du verhöhnst!" Mit diesem Fluch zog die Bettlerin von dannen. Der Fluch wurde wahr und die Edelfrau von Bosenstein brachte sieben Kinder auf einmal zur Welt.
Nun war sie selbst in größter Not und beauftragte eine ihrer Dienerinnen damit, die Kinder in einen Sack zu stecken und diese im Weiher des Schlosses zu ertränken. Gerade jetzt kam der Schlossherr von seinem Kreuzzuge zurück. Die Dienerin wollte ihm noch glaubhaft machen, dass sich in dem Sack nur Hunde befänden, aber der Ritter glaubte ihr aber nicht und sah selbst nach.
Voller Wut und Zorn beauftrage er die Dienerin, der Edelfrau auszurichten die Kinder seien ertränkt. Die Kinder aber verbrachte er zu Verwandten auf anderen Schlössern und Burgen und lies sie dort unter anderem auch das Harfenspiel lernen. Nach sieben Jahren lies er bei einem Fest auf seinem Schloss die Kinder in ärmlicher Kleidung von ihrem Schicksale singen und auf der Harfe spielen. Einer der Gäste fragte, was mit einer solch grausamen Mutter geschehen solle.
Die Schlossherrin war um keine Antwort verlegen. "Diese soll mit einem Laib Brot und einem etwas Wasser lebendig eingemauert werden." "So sei es!" antwortete ihr Gatte darauf und lies sie umgehend in diese Nische im Gottschlägtal einmauern. Nach einer Weile befahl er, den Bach umzuleiten, damit dieser die Nische mit Wasser ausfülle und die Frau von ihren Qualen erlöse. Seither heißt die Felsenhöhle das Edelfrauengrab.
Nach solch grusliger Lektüre geht es weiter auf dem Pfad. Der Wanderweg bahnt sich seinen Weg mit der abrupten Talverengung durch die Schlucht, umgeben von wilder Schwarzwälder Natur mit moos- und farnüberwucherten Felshängen. Nun kommt man zur eigentlichen Folge von abwechslungsreich geformten Fallstufen, deren Höhen von drei bis acht Metern reichen. Insgesamt verliert der Bach auf dieser 190 Meter langen Schluchtstrecke 40 Höhenmeter.
Besonders schön ist hier, dass man über die Treppen sehr steil direkt an den Wasserfällen aufsteigt und somit stets einen tollen Blick auf die Kräfte des Wassers werfen kann.
Insekten und Schmetterlinge sahen wir nicht sehr viele am Wegrand, dafür war es zu feucht. So waren eher Schnecken und Pilze zu bewundern.
Nach dem Aufstieg erreicht man eine Bank zum Ausruhen und an einer Weggabelung gibt es eine Art Kühlschrank-Becken, durch das der Bach fließt. Hier ist eine beliebte Stelle, um Getränken aller Art zu kühlen, ohne dass sie davon schwimmen. Es gibt am Wegrand auch eine alte Steinbrücke über den Bach.
Dann beginnt der Weg mit dem steilen Aufstieg zum berühmten Karlsruher Grat. Wir sind noch ein Stück den Weg gelaufen und dann auf gleichem Pfad wieder zurück zum Auto gegangen. Wer Durst hat oder einen Schnaps braucht, der geht noch etwas weiter und kommt so zur immer gut mit wassergekühlten Getränken und Schnaps gefüllten Getränkestation Karlsruher Grat. Bezahlt wird mit Bargeld zur Unterhaltung der Wanderwege auf Vertrauensbasis.
In den Jahren 1857 bis 1862 legte auf Erlass des Großherzoglich-Badischen Innenministeriums die Försterei Ottenhöfen die erste Weganlage an den Wasserfällen an. 1966 musste nach einem Unwetter die Weganlage durch den Schwarzwaldverein wiederhergestellt werden. Die Wasserfälle sind heute in das Naturschutzgebiet Gottschlägtal-Karlsruher Grat einbezogen.
Nach dem Besuch hier sind wir weiter über die Schwarzwaldhochstraße gefahren und haben den Spechtpfad besucht.
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