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Auf dem Weg von Wissembourg nach Ribeauvillé besuchten wir zuerst den schönen Ort Obernai. Er liegt 25 km südwestlich von Straßburg an den Ufern der Ehn und so hieß er früher Ehnheim und heute lautet die deutsche Bezeichnung Oberehnheim. Danach hatten wir ein sehr gutes Mittagessen auf dem Land bei Erstein im Restaurant Auberge de la Tuilerie in der Rue des Muguets. Dort konnten wir bis zur Schließung um 14:00 Uhr im Freien auf der Terrasse sitzen.
Nun hatten wir noch etwas Zeit und entschieden uns für eienen Besuch im Kloster Ebersmünster, das lag quasi auf dem Weg. Auf Elsässisch heisst der kleine Ort Awerschmínster, mit seinen ca. 550 Einwohnern gehört er zum Gemeideverband von Sélestat. Hier befindet man sich 40 Kilometer südlich von Straßburg und etwa 30 Kilometer nördlich von Colmar. Partnergemeinde von Ebersmünster in Deutschland ist St. Peter im Hochschwarzwald, wo wir im Frühjahr im Hotel Sonne gewohnt haben.
Zur Zeit der Kelten war die von den Armen der Kranken gebildete Insel Noviento eine Kultstätte zu Ehren des heidnischen Gottes Teutales. Im 1. Jahrhundert v. Chr. bis zum 3. Jahrhundert n. Chr. gab es hier eine Kultstätte zu Ehren der römischen Gottheiten Merkur und Diane.
Das Dorf ist schon von weitem bei der Anfahrt an seiner imposanten Abteikirche Saint-Maurice zu erkennen, die von der Umgebung aus weithin sichtbar ist. Wir parkten direkt daneben und spazierten erst einmal durch die Straßen.
Ebersmünster ist ein ein typisches Dorf im Ried mit alten Fachwerkhäusern und schönen Bauernhöfen. Auf den Kanälen und auf dem Fluss Ill dümpeln die für die Region typischen Flachbodenboote für Fischerei und Freizeit. Eine jahrhundertealte Tradition der Schifffahrt im Ried und auf den nahen Rheinarmen. Bis zum Bau der Eisenbahnlinie 1840 und der Bohrung des Rhone-Rhein-Kanals 1854 erfolgte der Gütertransport hauptsächlich auf diesen Booten auf der Ill. Vor Hochwasser wird der Ort durch drei normalerweise trockene Bachtäler im Westen und Osten der Siedlung geschützt, in welche die Fluten der Ill und des aufgestauten Mühlenbachs im Notfall abgeleitet werden kann. Die Karte zeigt ein wahres Geflecht an Wasserwegen ringsumher.
Zwei Spezialitäten gibt es in der Region, wir konnten sie am Nachmittag leider nicht probieren. Die Matelote du Ried ist ein berühmtes Fischgericht und anschließend isst man dann noch einen Mandelbari oder Mandelberg auf Deutsch. Das ist die regionale süße Köstlichkeit, ein Überlagerung von Mürbeteigkreisen, die mit Mandelbaiser gekrönt werden.
Das Kloster im Zentrum, gegündet im Jahre 667, war einst eine Benediktinerabtei. Nach der Völkerwanderung wurde es zu einem Zentrum der Christianisierung im Mittelelsass. Die Familie der Herzöge des Elsass leistete zahlreiche Schenkungen an das Kloster Ebersmünster. Diese Besitztümer erstrecken sich über fast 80 Dörfer entlang der Ill und des Weinbergs von der Höhe von Mulhouse im Süden bis zur Höhe von Erstein im Norden.
Diese Güter sollten es den Mönchen ermöglichen, sich dem Gebet zu widmen, die Evangelisierungsarbeit zu leisten und den Armen Almosen zu geben. In der Nacht vom 4. auf den 5. Oktober 1632 wurden die Kirche, die Abtei und die Stadt Ebersmünster von den schwedischen Truppen des Marschalls Gustave Horn niedergebrannt. Nach dem Westfälischen Frieden 1648 kehrten die Mönche nach Ebersmünster zurück, Kirche und Kloster wurden langsam wieder aufgebaut.
Im Zuge der Französischen Revolution wurden die Mönche zerstreut und ihre Güter versteigert. Am 31. Juli 1791 feierten die Benediktiner die letzte Klostermesse, bevor sie sich am darauffolgenden 8. August auflösten. Am 24. September 1792 wurde die 9.025 Bände umfassende Bibliothek mit fünf Lastkähnen nach Straßburg transportiert, um dort auf einem öffentlichen Platz zerstört zu werden.
Nach dem kleinen Rundgang besuchten wir dann natürlich auch die einzigartige Abteikirche im österreichischen Barockstil. Saint-Maurice in Ebersmunster ist ein architektonisches Juwel und eine der schönsten Kirchen im Osten von Frankreich. Sie ist schon von weitem an ihren drei Türmen mit Zwiebelturm und grünen Dachziegeln zu erkennen.
Die heutige Barockkirche wurde 1725 vom österreichischen Architekten Peter Thumb begonnen. Der Rohbau wurde 1728 und die Innenausstattung 1759 abgeschlossen.
Von aussen blättert an der Fassade hier und da schon mal die Farbe ab, im Inneren herrscht angenehme Klarheit. Schöne und üppige Malereien befinden sich am Gewölbe und an den Decken. Auch die Schönheit ihres Hauptaltars begeistert die Besucher, dazu gibt es noch einige Seitenaltäre. Wir waren hier fast alleine unterwegs. Vom Boden bis zur Decke ist alles absolut außergewöhnlich und unterscheidet sich doch sehr von den anderen Kirchen in der Region. Daher ist das Kloster Ebersmünster mit Sicherheit einen Abstecher wert.
Im reich geschmückten Inneren kann man auch eine Silbermann-Orgel bewundern, die zwischen 1730 und 1732 von Andréas Silbermann erbaut wurde. Sie steht unter Denkmalschutz und wird als das letzte Meisterwerk des berühmten Orgelbauers angesehen. Im Jahr 1999 wurde sie vollständig originalgetreu restauriert. Hier finden natürlich auch klassische Musikkonzerte statt.
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