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HARIDWAR

Als erste Etappe auf unserer Uttarakhand Rundreise stand die heilige Stadt Haridwar auf dem Programm. Nach knapp 6 Stunden Fahrzeit ab dem nur 214 km entfernten Delhi kamen wir am Nachmittag dann relativ müde im schönen Hotel Haveli Hari Ganga an. Der Name Haridwar bedeutet übersetzt das Tor (dwar) Vishnus (Hari) und der heilige Fluss Ganges erreicht an dieser Stelle aus der Shivalik-Gebirgskette kommend die Ebene. Hier ist er noch sauber und wunderbar grün-türkis, was sich auf seiner langen Reise zur Mündung im Golf von Bengalen schnell ändert. Millionen Inder leben von den Wassern des Ganges, der richtig Ganga heisst und weiblich ist.

Bei Devprayang oder auch Deopayang weit entfernt in den Bergen fließen die beiden Flüsse Alaknanda und Bhagirathi zusammen, ab dort heißt der Strom Ganges - eigentlich richtig "die Ganga". Der Fluss wird im Norden von Haridwar durch eine Staustufe geteilt und fließt mit zwei Wasserarmen durch die Stadt. Im Osten befindet sich der meist wasserarme Hauptfluss in seinem natürlichen Bett, im Westen entlang der Altstadt verläuft ein regulierter Kanal mit einer kalkulierten Menge Gangeswasser. An seinem Ufer befinden sich alle wichtigen Ghats, die Badetreppen. Auch viele Ashrams haben sich hier angesiedelt, Metallketten am Ufer sorgen für Halt bei den rituellen Waschungen im schnell strömenden Gewässer. Durch den Bau einer Besucherinsel gegenüber des Hauptheiligtums gibt es dort noch einen weiteren abgeteilten Badekanal. Nördliche der Staustufe verzweigt sich der Fluß auch schon um mehrere natürliche Inseln herum.

Haridwar hat ca. 190.000 Einwohner und liegt 316 Meter über dem Meeresspiegel. In dieser Stadt herrscht nicht nur Alkoholverbot, ebenso gibt es keine Eier und kein Fleisch, alles ist streng vegetarisch. Neben den Orten Nasik, Ujjain und Allahabad gibt es in Haridwar einen der vier heiligen Flussübergänge, eine so genannte Thirta. Jeder dieser vier Orte hat einen Zyklus von zwölf Jahren, nach dem dort eine große Maha Kumbh Mela stattfindet. Zudem gibt es noch alle sechs Jahre eine - halbe - Ardh Kumbh Mela. Der eigentliche Zweck einer Mela liegt in der rituellen Waschung an einem besonders heiligen Ort zu einer besonders günstigen Zeit. Die letzte große Kumbh Mela fand im Jahr 2001 in Allahabad statt und wurde von ca. 90 Millionen Menschen besucht. So eine Versammlung ist sogar aus dem Weltall zu erkennen. In Haridwar findet die nächste Maha Kumbh Mela im März/April 2010 statt, aber auch abseits von diesem Großereignis kommen ständig Pilger in die heilige Stadt. Der Ort ist auch deshalb bedeutsam, weil hier der Ganges aus den Bergen in die Ebene eintritt.

Hauptzielpunkt der Gläubigen und Mittelpunkt der Stadt ist der Har-Ki-Pauri, manchmal auch Har-Ki-Pairi geschrieben. Der Ghat soll den Fußabdruck Vishnus enthalten, den Vishnucharanpaduka. Ein Priester führt einen gegen eine Spende hin. Brücken führen zu einer Insel mit dem markanten Uhrturm, einem weiteren Wahrzeichen von Haridwar. Auf der anderen Seite der Insel steht eine riesige Vishnufigur. Am Har-Ki-Pauri findet am Abend auch die beeindruckende Aaarti Zeremonie statt, die ich auf einer eigenen Seite beschrieben habe.


City of Ropeways

Haridwar trägt auch den Beinamen "City of Ropeways" denn hier gibt es sogar zwei Seilbahnen. Oberhalb der Stadt erhebt sich der Siwalik Hügel mit dem Tempel der Mansa Devi, zu dem eine Seilbahn führt. Auf der anderen Seite des Ganges liegt der Leel Parbat Hügel, auf ihm befindet sich der Tempel der Chandi Devi und man kann diesen ebenfalls mit einer Kabinenseilbahn erreichen. Die Fahrt hinauf ist auf der Seite Chandi Devi Mandir näher beschrieben. Wir wären gerne noch ein paar Tage länger in Haridwar geblieben, da uns die Stadt sehr gut gefallen hat. Dann hätte man mehr Zeit gehabt, um auch mit der zweiten Seilbahn zu fahren oder ein wenig mehr durch die engen Straßen zu bummeln.

Haridwar ist auf jeden Fall einen Stopp wert, es gibt viele Übernachtungsmöglichkeiten für jedes Budget, wenn auch meist im unteren Preisbereich. Vo hier aus lassen sich auch gut Auflüge ins benachbarte Rishikesh organisieren oder Pirschfahrten im Rajaji National Park. Das waldreiche Schutzgebiet mit seiner großen Population an wilden Elefanten umschließt die Stadt auf beiden Seiten. Mehr dazu auf meinen Seiten zum Rajaji Nationalpark, wir haben drei Nächte im Wild Brook Retreat in der Wildnis gewohnt.


Märkte

Besonders gut haben uns die farbenfrohen und sauberen Märkte von Haridwar gefallen, wohnten wir doch zentral mittendrin. Nur wenige Meter trennten uns vom bunten Leben in den engen Gassen. Hier quält sich kaum Verkehr durch, der einzige Transport wird mit Handkarren oder Fahrradrikscha bewältigt, ab und zu komt eine Motorroller vorbei gehupt. Im Bara Bazar oder im Motiv Bazar findet man alles, von Kleidung über Gewürze bis hin zu Haushaltsartikeln. Bekannt und beliebt sind auch die pedas, Geschäfte, in denen Süsses aus Milch verkauft wird. Natürlich auch zahlreiche Geschäfte, die allerlei religiöse Dinge verkaufen. Ab und zu duftet es verführerisch. Kunstvoll aufgetürmte Kegel aus Roli, einem roten Pulver, erweckten besonders unsere Aufmerksamkeit. Es wird nicht nur als Schminkfarbe benutzt, sondern auch als Opfergabe verbrannt, oben auf dem ersten Bild ist einer dieser Haufen zu sehen.

Wir hatten schon bei unseren letzten Urlauben in Rajasthan nach einem Thali-Geschirr gesucht. Nach vielen vergeblichen Versuchen mit Kupfer- oder Silbergeschirr suchten wir nun nach Edelstahltabletts mit vielen, kleinen Edelstahltöpfchen, in denen das leckere Essen serviert wird. So laufen die Saucen nicht zusammen und es sieht hübsch aus. Beim indischen Händler in Köln hätten 4 Tabletts mit jeweils 5 Töpfchen etwa 80 Euro gekostet. Hier in Haridwar fanden wir in einem Geschäft das typische Edelstahlgeschirr mit hübschem, modischen Streifenmuster. Als es ums Handeln ging, haben wir dann nicht lange gefeilscht: Für 4 große und ein etwas kleineres Tablett plus 25 Töpfchen wollte der Händler umgerechnet ca. 14 Euro haben. Da haben wir schnell gekauft auf der Rückreise 4,5 Kilogramm Edelstahl im Koffer nach Hause geschleppt. Eine ewige Erinnerung an Haridwar.

Im Rückblick gab es in Haridwar die besten Einkaufsmöglichkeiten für uns in ganz Uttarakhand.


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Haridwar

Video zum Thema

Kumbh Mela in Haridwar - Mai 1998

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