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Die Lagune Massa im Nationalpark Souss-Massa ist ein bedeutender Hotspot für Vogelbeobachtungen in Marokko. Sie befindet sich etwa 65 Kilometer südlich von Agadir und ist für ihre Vielfalt an Wasservögeln und Zugvögeln bekannt. Die Lagune bildet den Kern eines geschützten Feuchtgebiets, das ideal für Ornithologen und Naturliebhaber ist.
Leider waren wir zu einer sehr ungünstigen Zeit unterwegs: am Mittag. Nach einem üppigen Frühstück im Hotel Dar Maktoub starteten wir in den Tag und fuhren zunächst ein Stück die Gravel Road am Gazellengehege entlang. In der Hoffnung, im nördlichen Teil des Nationalparks noch kleinere Tiere zu entdecken, fanden wir jedoch außer ein paar Vögeln, Insekten und Dünen nicht viel vor.
Unser weiterer Weg nach Süden führte uns dann über die Hauptstrecke N1, vorbei an einem Meer von Feldern und Gewächshäusern, die mit feinen Netzen beschattet sind. Hier werden moderne Bewässerungssysteme wie Tröpfchenbewässerung und klimaregulierende Technologien eingesetzt, um den Wasserverbrauch zu minimieren. Diese Region wird oft als "Garten Marokkos" bezeichnet, da sie eines der bedeutendsten landwirtschaftlichen Zentren des Landes darstellt. Sie liegt in der fruchtbaren Ebene von Chtouka-Aït Baha und erstreckt sich entlang der Atlantikküste. Die Region ist bekannt für ihre intensive landwirtschaftliche Produktion, insbesondere von Obst, Gemüse und Schnittblumen, die größtenteils exportiert werden.
Die Region ist einer der größten Produzenten von Tomaten in Marokko, die in die EU, nach Russland und in den Nahen Osten exportiert werden. Auch Paprika, Gurken, Zucchini und Melonen werden hier angebaut. Darüber hinaus hat sich die Region auf den Anbau von Beeren spezialisiert, wobei die hier geernteten Erdbeeren und Himbeeren oft für den europäischen Markt bestimmt sind. Allerdings kämpft die Region mit einer anhaltenden Wasserkrise. Initiativen wie Entsalzungsanlagen sollen hier Abhilfe schaffen.
Die Entsalzungsanlage südlich von Agadir, am Rand des Souss-Massa-Nationalparks, ist eine der größten und modernsten ihrer Art in Afrika. Sie hat eine geplante Produktionskapazität von etwa 275.000 Kubikmetern Wasser pro Tag, mit der Möglichkeit, diese auf bis zu 450.000 Kubikmeter pro Tag zu erweitern. Rund 150.000 Kubikmeter werden für die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung bereitgestellt, während der Rest für die Bewässerung der Landwirtschaft in der Region vorgesehen ist.
Nach etwa einer Stunde Fahrtzeit erreichten wir die Abzweigung zum Ourais Reserve in der Nähe von Sidi Binzarne. Von dort führt eine Straße hinunter zum Dorf Sidi R'bat, von wo aus man auch zu Fuß ins Reservat gelangen kann. Die bekannten Höhlenhäuser am Steilufer wurden jedoch von den Behörden zerstört und sind nur noch als Ruinen vorhanden.
Schon bei der Anfahrt genießt man eine schöne Aussicht auf den wasserführenden Massa-Fluss sowie die umliegenden Dünen und Dörfer. Die Mündung des Oued Massa ist eine ausgewiesene RAMSAR-Zone und gehört zum Souss-Massa-Nationalpark. Sie befindet sich etwa 800 Meter südwestlich des Dorfes Sidi R'bat. Wir fuhren zu den Parkplätzen am Eingang auf der Seite von Sidi Binzarne.
Dieser neue Zugang zur Lagune Massa liegt in der Nähe des neu erbauten Eco-Musée, dessen Eröffnung offenbar noch aussteht. Dieses geplante Museum soll Informationen zur Flora, Fauna und Geschichte des Nationalparks bieten und Besucher besser auf die Erkundung des Gebiets vorbereiten.
Wir wollten hier eigentlich alleine herumlaufen, denn der Zugang ist kostenfrei. Doch schon bei unserer Ankunft hatten wir einen Führer am Auto. Ibrahim, ein ausgebildeter und zertifizierter Naturführer, sprach außer Französisch und Englisch auch gut Deutsch und kannte sich bestens mit der heimischen Vogelwelt aus. Zudem war uns klar, dass er sein Geld verdienen musste. Wir konnten seinem freundlichen Angebot, uns zu begleiten, nicht widerstehen – vor allem, da wir weit und breit die einzigen Besucher waren.
Eines der größten Highlights des Parks ist seine bedeutende Vogelpopulation. Der Park bietet Lebensraum für über 250 Vogelarten, darunter Zugvögel wie Rosaflamingos, Löffler, verschiedene Reiherarten, Entenarten und Greifvögel wie Adler, Weihen, Bussarde und Falken. Die Küstengebiete des Parks ziehen auch Kormorane, Gelbfußmöwen und Heringsmöwen an.
Während der Zugzeiten dient die Lagune als Rastplatz für viele Vogelarten, die zwischen Europa und Afrika migrieren, darunter Watvögel wie Säbelschnäbler und Kiebitzregenpfeifer.
Die optimale Zeit, um Vögel an der Lagune Massa zu beobachten, liegt zwischen Herbst und Frühling, wenn zahlreiche Zugvögel die Region besuchen. Im Winter sind zudem viele heimische Vogelarten aktiv. Die beste Tageszeit, wie bei jeder Vogelbeobachtung, ist natürlich der Morgen oder der späte Nachmittag. Leider erwischten wir aufgrund der Reiseroute die Mittagszeit, was weniger ideal war.
Am Mittag wurde es schnell sehr heiß, und wir waren froh über die mitgebrachten Hüte. Ibrahim führte uns ein Stück die Straße hinunter Richtung Küste und dann querab ans Ufer, wo wir einige Vögel im Wasser stehen sahen. Ausgestattet mit einem Vogelkundebuch und einem Fernglas nannte er uns die Namen der Vogelarten. So konnten wir Rostgänse (Tadorna ferruginea), Iberienraubwürger (Lanius meridionalis) und Fischadler (Pandion haliaetus) und Bonelli's Eagle (Aquila fasciata) am Boden und in der Luft fotografieren.
Da vieles recht weit entfernt war, konnten wir unser Teleobjektiv gut gebrauchen, durch die flirrende Hitze ging dabei aber auch viel daneben. Leider entdeckten wir in den Gärten des Dorfes nicht die oft in den Palmen sitzenden Eulen. Ibrahim machte uns jedoch auf eine Gruppe Erdhörnchen aufmerksam, die weit entfernt auf einer Mauer zwischen den Feldern spielten. Auch eine Schlangenhaut entdeckte er, leider ohne Besitzerin.
Kleinere Bestände der weltweit bedrohten Marmelente (Marmaronetta angustirostris) brüten ebenfalls in Oued Massa. Im Mai 1999 wurden 70 Exemplare gezählt. Von den 13 Vogelarten des Mittelmeer-Nordafrika-Bioms, die in der Region vorkommen, brüten neun. Zwei sind regelmäßige Besucher (Falco eleonorae und Sylvia cantillans, letzterer auf der Migration), während Eremophila bilopha gelegentlich vorkommt und Rhamphocoris clotbey einmalig registriert wurde. Darüber hinaus kann Sylvia deserticola ebenfalls vorkommen. Fünf Arten des Sahara-Sindischen Bioms wurden ebenfalls dokumentiert. Der Standort ist der einzige bekannte Brutplatz in Marokko für den Braunen Sichler (Plegadis falcinellus) mit 12–14 Paaren und bis zu 65 gezählten Vögeln. Der Parc National de Souss-Massa beherbergt zahlreiche Zugvögel, sowohl während der Migration als auch im Winter. Die wichtigsten Gebiete für Zugvögel, insbesondere Watvögel und Möwen, sind die Mündungen des Oued Souss und des Oued Massa.
Am Ende wollte uns Ibrahim natürlich noch die größte Sehenswürdigkeit des Parks zeigen. Im Parc National de Souss-Massa wurden über 100 Vogelarten nachgewiesen, doch die überragende Bedeutung dieses Standorts liegt darin, dass er drei der vier bekannten marokkanischen Brutkolonien des Waldrapps (Geronticus eremita) beherbergt. Die Kolonien befinden sich auf Küstenklippen innerhalb des Nationalparks und zählten im Jahr 2000 insgesamt 33 Brutpaare, das entspricht 52 % der marokkanischen und weltweiten Population. Es gibt mehrere Schlafplätze, und die meisten Küstensteppen und Brachflächen werden saisonal als Futterplätze genutzt. Der Küstenstreifen südlich des Parks wurde in den Schutz einbezogen, da er ebenfalls von den Vögeln als Futterplatz genutzt wird.
Ibrahim kannte diese Futterplätze und wollte unbedingt mit unserem Auto dorthin fahren. Allerdings hätte die Fahrt eine gute halbe Stunde gedauert, was uns am Ende nindestens 1,5 Stunden für Beobachtung, Hin- und Rückfahrt gekostet hätte – nur um möglicherweise dunkle Ibisse zu sehen, die wir auch direkt neben unserem Zuhause im Kölner Zoo beobachten können.
Da wir jedoch noch 80 Kilometer Strecke – etwa 1,5 Stunden Fahrzeit – zu unserem Tagesziel vor uns hatten, verzichteten wir darauf. Zudem wurde es immer heißer. So fuhren wir weiter zu unserem nächsten Hotel, dem Dar Njamat bei Mirleft, und hatten dort noch genug Zeit, um vor dem Abendessen im tollen Pool schwimmen zu gehen.
Wer Ibrahims Begleitung möchte, falls er nicht vor Ort ist, hier seine Telefonnummer: 0-624516542 im Netz von Marokko oder 00212-624516542 mit der internationalen SIM-Karte.
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