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| In der Schlucht |
Am Morgen starteten wir unsere Fahrt an der Küste bei Mirleft, wo wir zwei Nächte im schönen Hotel Auberge Dar Najmat verbracht hatten, in Richtung Tafraoute. Dort hatten wir als Zwischenstopp eine Nacht in der Auberge Kasbah Chez Amaliya gebucht.
Die direkte Route führte uns durch die malerische Stadt Tiznit, etwa 15 Kilometer vom Atlantik entfernt, die für ihren weit bekannten Silber-Souk berühmt ist. Hier werden traditionelle Berber-Designs wie Armreifen, Halsketten und Ohrringe noch immer in Handarbeit gefertigt.
Die Stadt wurde im 19. Jahrhundert unter Sultan Moulay Hassan I. gegründet und spielte eine wichtige Rolle als Handelszentrum zwischen den Berberstämmen im Atlasgebirge und der marokkanischen Küste. Die historische Medina von Tiznit ist von einer beeindruckenden Lehmmauer umgeben, die ebenfalls im 19. Jahrhundert errichtet wurde, um die Stadt vor Angriffen zu schützen.
Leider haben wir Tiznit nur durchfahren. Da wir jedoch den ganzen Tag Zeit hatten und die direkte Strecke nach Tafraoute nur 158 Kilometer betrug, entschieden wir uns für einen Umweg durch die Schluchten von Ait Mansour. Für diese Strecke plante Google Maps etwa vier Stunden Fahrzeit, und wir wollten uns zusätzlich Zeit für Fotostopps nehmen.
Die gesamte Region beeindruckte uns so sehr, dass wir bei einem zukünftigen Besuch in Marokko mit Sicherheit mehr Zeit einplanen werden, um sie genauer zu erkunden.
Die Landschaft entlang der Straße in Richtung Osten ist geprägt von fruchtbaren Oasen und sanften Hügeln, die allmählich in die rauere Umgebung des Anti-Atlas übergehen. Zunächst säumen ausgedehnte Arganwälder, Olivenhaine und zahlreiche kleine Dörfer die Route, wo traditionelle Lebensweisen vorherrschen. Doch je weiter wir fuhren, desto trockener wurde die Umgebung. Die Straße führte im Gebirge entlang eines breiten Flussbetts, das im Vormonat von heftigen Regenfällen betroffen war. Die Wassermassen hatten einige Brücken und Teile der Straße fortgespült. Die Gefahrenstellen waren durch einige große Steine und Geröllhaufen markiert und wir mussten mehrmals auf kurze holprige Umgehungsstrecken durchs Flussbett ausweichen. Glücklicherweise war unser etwas höher gebauter Duster dafür bestens geeignet.
Das weitgehend aride Bergland des Anti-Atlas unterscheidet sich stark von den anderen Atlasketten Marokkos, dem Mittleren und Hohen Atlas. Während der westliche, zum Atlantik abfallende Teil des Anti-Atlas durch höhere winterliche Niederschläge vergleichsweise fruchtbar ist, wird die Landschaft in Richtung Osten zunehmend trockener und unfruchtbarer. Hier war Ackerbau schon in früheren Zeiten nur mit größter Mühe und sehr geringen Erträgen möglich, weshalb viele Bewohner als Halbnomaden lebten. An vielen Stellen sind noch die längst aufgegebenen Terrassenfelder und Dreschplätze zu erkennen, und wir entdeckten zahlreiche komplett verdorrte Arganbäume.
Ein prägendes Merkmal dieser Region ist der Gebirgszug Jebel Lkest mit seinen markanten, rötlichen Gipfeln, der die Route begleitet.
An der Moschee Ait Abdelkader, in der Nähe des Ortes Talat n’Yissi, zweigt eine schmale Straße in die Schluchten von Ait Mansour ab. Hier säumen die ersten Palmen den Weg, doch diese enttäuschten uns zunächst. Viele der Wedel waren trocken, und es schien, als hätte es hier einmal gebrannt, denn zahlreiche Palmenstämme waren schwarz verkohlt.
Doch nach einer Weile wird das Tal steiler und enger und die Palmen grüner, hier gibt es Wasser. Die Schluchten beeindrucken durch eine dichte Vegetation aus Palmen und Tamarisken, die in starkem Kontrast zu den immer schroffer werdenden Felswänden stehen.
Entlang des Weges sieht man typische Architektur aus Lehm und Stein, kleine Kasbahs und traditionelle Berberhäuser. Die Straße ist eng und kurvig, aber wenig befahren. Die Strecke ist allgemein sehr gut befahrbar, aber an manchen Stellen wird so eng und unübersichtlich, dass Vorsicht geboten ist. Für ein großes Wohnmobil ist es hier nicht geeignet, das Größte waren hier die lokalen Busse in Form eines alten Mercedes T1 Bremer, die man überall in Marokko sieht.
Das Tal wird überall noch als Geheimtipp gehandelt, ist aber irgendwie keiner mehr. Von Trafaoute aus lassen sich Wanderer hierher fahren um einen Spaziergang durch die Schluchten zu machen und die Landschaft hautnah zu erleben. Auf sie muss man bei der Durchfahrt ebenfalls achten, der interessanteste und engste Teil ist in zwei Stunden durchwandert. Man kann die Oase auch mit dem Mountainbike durchqueren, es gibt Veranstalter die das organisieren. Kletterer können die schwindelerregenden Klippen der Schluchten erklimmen.
Die erodierten, rot gefärbten Felsen und ungewöhnlichen Formationen der Schluchten sind ein Paradies für Fotografen. Ein grüner Teppich am Ende eines grandiosen rosafarbenen Canyons, dessen Farbe sich mit den Sonnenstrahlen ändert. Und überall Blumen und kleine Kanäle zur Bewässerung.
Besonders schön soll es hier im Frühjahr sein, dann blühen die Mandelbäume in der Region, was der Landschaft ein zauberhaftes Aussehen verleiht. Dafür waren jetzt im Herbst die Datteln reif. Palmen, Mandel- und Olivenbäume stehen harmonisch nebeneinander und teilen sich das Wasser, das im Bewässerungsnetz friedlich fließt.
Man fährt durch authentische Dörfer, die sich durch ihre althergebrachte Architektur auszeichnen. An den Hängen der Schluchten kleben manche Gebäude wie ein riesiger Bienenstock aneinander. Die Region Afella Ighir, in der sich das Ait-Mansour-Tal befindet, ist für die Originalität ihrer authentischen Dörfer bekannt. Das Dorf Gdout ist besonders schön und zeichnet sich besonders durch enge Gebäude aus, die teils aneinander, teils übereinander gebaut wurden.
Mitten in der Schlucht gibt es ein kleines Restaurant mit einigen Tischen und Stühlen am Straßenrand, die waren alle voll besetzt. Man kann auch in einfachen Herbergen entlang der Straße übernachten. Verglichen mit anderen Oasen in Marokko ist es hier aber immer noch sehr entspannt und ruhig, Neppläden und Verkäufer findet man hier nicht.
Nach der Durchfahrt sind es noch 28 Kilometer bis nach Tafraoute und die Strecke ist alles andere als langweilig. Wir fuhren vorbei an Aussichtspunkten, pink blühenden Oleander-Büschen und es gibt noch eine Passstraße mit einigen Serpentinen hinunter ins Tal. Während der Fahrt sahen wir einige Eidechsen von den Randstreifen der Straße weghuschen, konnten sie aber leider nicht fotografieren.
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