Archiv : Infos und Bilder aus 2003
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Die Steppe im südlichen Patagonien erscheint leer und ist für den von der Zivilisation geschädigten Großstädter absolut faszinierend. Entlang der manchmal schnurgeraden Schotterpiste der Ruta Nacional No. 40 ziehen sich kilometerlange Zäune. Dahinter weiden Schafe, manchmal auch Pferde oder Kühe, und etwa alle 50 Kilometer taucht rechts oder links am Wegrand das Eingangstor zu einer Estancia auf.
Diese liegt dann meist noch viele Kilometer entfernt, nur wenige Häuser sind von der Straße aus zu sehen. Wer hier lebt, der sucht die Einsamkeit, bei der die nächste Einkaufmöglichkeit oft über 4 Stunden mit dem Auto entfernt ist. Dazu liegen die Häuser gut versteckt in den Flusstälern, einziges Anzeichen der Bebauung ist aus der Ferne ein punktueller Baumbestand von Pappeln und Weiden, der als Windschutz dient.
Im Gegensatz zu einsamen Farmen im Outback von Australien haben die Menschen hier keine Flugzeuge um die Entfernungen zu bewältigen.
Woher der Name Pampa kommt ist umstritten, manche behaupten, Pampa bedeutet in der Sprache der Quechua-Indianer soviel wie "Ebenes Feld".
Meist ist mit diesem Begriff allerdings die feuchte grüne Pampa rund um Buenos Aires mit ihren riesigen herrschaftlichen Estancias gemeint, deshalb bleibe ich hier in Patagonien lieber bei dem Begriff Steppe.
Oft sieht man Gänse, weidende Guanacos wie auf dem Bild unten oder Choiques auf der Ebene, meist fliehen sie vor dem ankommenden Auto.
Das Licht ist in diesem Teil der Welt gleißend und von einer nahezu brillanten Schärfe, hier kann man viele Kilometer weit schauen. Durch den ständigen Wind ziehen die Wolken schnell und hoch vorbei. Bedekter Himmel ist hier meist nur leicht bedeckt und die Wolken lassen immer noch viel Licht durch.
Die Ruta 40 führt zwischen El Calafate und dem Ort Perito Moreno lange Zeit durch eine trockene, braune Steppe. Oft ist das Land flach und man kann bis zum Horizont schauen, dann überquert man wieder Hügelketten und es gibt eine Menge buntes Gestein zu beiden Seiten der Piste. Immer liegt auf der einen Seite die schneebedeckte Bergkette der Anden, mal näher und mal weiter entfernt. Von dort kommt auch der Wind. Auf der gegenüberliegenden Seite wird die Landscahft dann immer trockener und versteppt zusehends.
Dort, wo die Straße Hügelkuppen überwindet und damit auch direkt über Felsen führt ist sie meist in einem schlechteren Zustand. Dafür ist dann die Umgebung bunt, denn das Gestein zeigt sich in den schönsten mineralischen Farbspielen.
Fast überall ist die Ruta Nacional breit wie ein Highway, aber dennoch meist nur einspurig zu befahren. Rechts und links der Spurrillen bildet der Kies kleine Wälle, die man bei einem Ausweichmanöver nicht zu unbedacht überfahren sollte. Ab und zu fährt man an einer Art Kiesgrube vorbei. In Patagonien muss man nur an irgendeiner Stelle etwas buddeln und das Baumaterial für den Straßenbau liegt fast überall frei zugänglich herum.
Was nicht herumliegt ist Bargeld - Banken und Bankautomaten sind rar, mangels Telefon ist das Bezahlen mit Kreditkarte nicht üblich. Man sollte bereits in El Calafate genug Geld für einige Tankfüllungen und sonstige Nebenkosten mitgenommen haben - lieber ein paar hundert Pesos zuviel. Denn trotz der Einsamkeit gibt es überraschenderweise genug Gelegenheiten zu Geld ausgeben.
Abzweigungen sind selten in dieser Region und Orte sind noch viel seltener. Manches "Hotel" auf der Landkarte entpuppt sich bei der Ankunft als Ruine, manche "Stadt" als traurige Ansammlung einger Häuser. Die Orte wirken hier in dieser Natur eher wie Fremdkörper, in ihnen findet man nicht das echte Patagonien. Dafür muss man definitiv raus in die Einsamkeit.
Beginnen wir am südlichen Anfang der Straße. Den ersten Teil bis zur Abzweigung nach El Chaltén habe ich auf der Seite "Am Rio Leona" beschrieben.
Es gibt nur wenige Tankstellen auf der Teilstrecke vom Anfang der Ruta 40 bis nach Perito Moreno. Die erste erreicht man bei Tres Lagos, oben auf dem Bild zu sehen. Mitten in der Einsamkeit befindet sich die große Tankstelle und Gomeria(Reifencenter), der wenig sehenswerte kleine Ort liegt ein wenig abseits. Eine Abzweigung führt von hier 80 Kilometer nach Westen um Lago San Martin und Lago Tar - ein Anglerparadies. Außer Benzin bekommt man hier auch aus diversen Kühlschränken Getränke und belegte Sandwiches.
In Tres Lagos sollte man auf jeden Fall tanken, denn die nächste Möglichkeit liegt, abgesehen von privaten Estancias, weit über 300 Kilometer weiter nördlich in Bajo Caracoles, oder man muss einen Umweg nach Gobernador Gregores machen.
Die Ruta 40 führt hinter Tres Lagos durch typische Steppenlandschaft. Die erste Abwechslung auf der Strecke ist nach 90 Kilometern der fischreiche Lago Cardiel, der links der Straße liegt und einige Wasservögel anzieht, die sich auf der Ebene beobachten lassen.
Am Ende dieses Sees zweigt 30 Kilometer weiter eine Straße nach Osten zum Ort Gobernador Gregores ab, der immerhin noch über 60 Kilometer entfernt ist. In diesem größeren Ort gibt es nicht nur eine Tankstelle, Übernachtungs- und Einkaufsmöglichkeiten, sondern auch eine Bank und eine große Schule, die aus der lokalen Schafsmilch köstliche Produkte erzeugt. Wir sind geradeaus gefahren, weil wir auf der Estancia La Angostura übernachtet haben, einer Oase im grünen Tal des Rio Chico inmitten ansonsten brauner Steppe.
Die nächsten lohnenden Abstecher 120 Kilometer weiter nördlich führen 100 Kilometer nach Westen zum Nationalpark Perito Moreno, wo wir zwei Tage waren, oder 80 Kilometer nach Südwestem zum winzigen "Ort" Tucu Tucu, der immerhin in einem patagonischen Volkslied verewigt wird.
100 Kilometer weiter nördlich kommt man dann man in Bajo Caracoles an, hier ist man noch 128 Kilometer südlich von der Stadt Perito Moreno. Der kleine Ort Bajo Caracoles hat eine Tankstelle mit dem wohl teuersten Benzin von Patagonien (25% Aufschlag), ein winziges Hotel mit einfacher Unterkunft und etwas über 50 Einwohner. Kurz nach der Ortsdurchfahrt zweigt rechts wieder eine wichtige Straße ab, die nach 45 Kilometern bei den berühmten Cuevas de las Manos endet. Eine zweite Stichstraße führt über 70 Kilometer nach Westen zum Lago Posadas.
Die nun folgende Strecke ist felsig, die Ruta 40 wird schlechter und man fährt oftmals vorbei an bunten Felsen und vielfarbig leuchtenden Erosionskegeln. Auch das Bergfenster von den unteren Bildern lag am Wegrand und wir haben es uns nicht nehmen lassen dort hinaufzuklettern. Der Wind dort oben war wie in einem Windkanal - so stark, das wir ohne Schutz hinter einem Felsen keinen Film wechseln konnten. Aber die Aussicht hat sich gelohnt und wir haben dort sogar ein fliehendes, scheues Pudu (eine Art kleine Antilope) gesehen.
Nach weiteren Kilometern Steppe, vorbei an den touristischen Estancias Los Toldos und Telken, erreicht man schließlich das Dienstleistungszentrum Perito Moreno. Hier bekommt man alles, von Benzin bis zum Bankautomaten. 60 Kilometer nach Westen führt hier eine geteerte Straße an den Lago Buenos Aires.
Jetzt folgen erstmal 13 Kilometer Asphalt in Richtung Osten, diese Straße führt bis an die Atlantikküste. Wir hatten, nach Norden in Richtung Rio Mayo abfahrend, noch 120 Kilometer Piste vor uns bis wir dort schließlich die Ruta 40 verließen. Die jetzt folgenden 410 Kilometer auf alphaltierter Ruta 22 und Ruta 20 in Richtung Esquel weiter im Norden kamen uns nach so viel rumpeligem Schotter wie eine Erholung vor.
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