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Von unserer Pension Am Paradies in Müllheim-Felsberg starteten wir am Morgen nach dem Drühstück in Richtung Süden. Durch die wunderschöne, sanft geschwungene Landschaft des Markgräflerlandes mit vielen Frühlingsblüten erreichten wir nach einer halben Stunde Fahrt die Burgruine Rötteln.
Diese Ruine einer Spornburg liegt nördlich von Lörrach auf einem Ausläufer des Schwarzwaldes und ist grösser und viel besser erhalten als die am Tag zuvor besuchte Sausenburg. Im Volksmund wird sie auch Röttler Schloss genannt, mit den zwei großen Wehrtürmen war sie eine der mächtigsten Festungen im Südwesten und ist die drittgrößte Burgruine Badens.
Vor Mittag kamen wir hier an und daher war noch nicht viel los, wir fanden ca. 200 Meter unterhalb vom Eingang direkt einen Parkplatz. Hier steht das südlichste von insgesamt zwölf Westweg-Infoportalen des überregionalen Fernwanderweges.
Die Anlage aus dem zwölften Jahrhundert wurde im Laufe der Zeit immer wieder erweitert, so dass man heute auf eine ausgeprägte Kernburg mit einer vorliegenden Vorburg stößt. Die 300 Meter lange und 30 Meter brete Anlage erstreckt sie sich auf einem Bergsporn hoch über Lörrach, am Rande des Dreiländerecks Deutschland-Schweiz-Frankreich. Mit ihren eindrucksvollen Mauern, den Türmen und der intakten Außenanlage lädt sie zum Erkunden ein, wenn man in der Region unterwegs ist. Für die Pause gibt es einen Biergarten namens Fräulein Burg in der Unterburg und einen gepflegten Grillplatz direkt hinter der Burg.
Von Mitte März bis zum Ende der Herbstferien ist täglich von 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr geöffnet, in den Wintermonaten von 11:00 Uhr bis 16:00 Uhr. Der Eintritt kostet zur Oberburg 3,00 Euro, den großen Teil darunter kann man schon kostenlos besichtigen.
Wie bei allen Burgen hat auch diese eine lange Geschichte mit wechselnden Besitzern und Zerstörungen. Diese beginnt im Jahr 751 mit einer ersten Erwähnung der Kirche von Rötteln in einer Urkunde des Klosters St. Gallen. Der Edelfreie Dietrich zu Rötteln begründet im Jahr 1103 das Röttler Herrengeschlecht und hier war lange der Stammsitz der Herren von Rötteln. Die Burg wird im Jahr 1259 erstmals urkundlich erwähnt, als die Grafen Rudolf und Gottfried von Habsburg ein Verzeichnis ihrer Lehen vom Kloster Murbach erstellten, zu denen auch das Castrum de Rötelnhein gehörte.
1315 ging sie an die Markgrafen von Hochberg über. Diese bauten sie dann zu einer der mächtigsten Festungen Südwestdeutschlands aus. Spätestens im frühen 14. Jahrhundert wurde der Palas vergrößert und etwa zur gleichen Zeit der Südturm errichtet.
Ein schweres Erdbeben im Dreiländereck beschädigt 1356 die Burg und die Kirche. Danach wird wieder aufgebaut und verschiedene Markgrafen folgen als Besitzer. Der Markgraf Rudolf III. erbaute 1401 die spätgotische Kirche von Rötteln, die auch als Grabeskirche diente.
Im Bauernkrieg von 1525 wird die Burg Rötteln von Aufständischen eingenommen, aber nicht beschädigt sondern nur geplündert. Im Winter 1525/26 und im Frühjahr 1526 streiften markgräfliche Reitertrupps von der Burg Rötteln in der Umgebung um flüchtige oder aus der Schweiz zurückkehrende Bauern aufzugreifen, denen eine Beteiligung am Aufstand vorgeworfen wurde. Auf dem Richtplatz der Burg Rötteln (Kapf) direkt am Eingang wurden im April 1526 14 Todesurteile vollstreckt.
Im Dreißigjährigen Krieg war die Burg ab 1633 umkämpft und wurde später beschädigt und den Rest erledigten dann im Jahr 1678 im holländischen Erbfolgekrieg die französischen Truppen unter Marschall Créqui. Infolge der Zerstörungen verlor die Burg ihre Rolle als lokales Herrschaftszentrum, die Verwaltung wurde in das nahe gelegene Lörrach verlegt, das 1682 das Stadtrecht erhielt. Am 28. Mai 1832 fand in den Ruinen der Burg eine Versammlung liberaler Bürger statt, die ihre Solidarität mit den Teilnehmern des gleichzeitig stattfindenden Hambacher Festes ausdrückten.
Im Jahr 1929 wurde der Röttelnbund e.V. Haagen gegründet, der sich für den Wiederaufbau stark machte und heute Führungen anbietet und Freiwilligenarbeit leistet. Die Burganlage untersteht der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg und seit 1938 sind Burg und Umgebung Landschaftsschutzgebiet.
Die NSDAP instrumentalisierte die Burg als Kulisse für ihre Propaganda. Zum Tag des Großdeutschen Reiches am 9. April 1938 fand eine Illumination der Burg statt. Die Nationalsozialistische Gemeinschaft "Kraft durch Freude" war 1938 und 1939 Gastgeber eines Sommernachtsfestes. Während des Zweiten Weltkrieges stockten die Restaurierungsarbeiten auf der Burg weitgehend, da auch viele Helfer der Arbeitsgruppe zum Militär eingezogen wurden.
Die längliche Burganlage folgt grob der vom Bergrücken vorgegebenen Nord-Süd-Richtung und wird unterteilt in die Unter- bzw. Vorburg und die Ober- bzw. Hauptburg. Die Unterburg betritt man von Süden über das untere Burgtor als Haupteingang. Hier zahlt man noch keinen Eintritt. Die Burgschenke wird bewirtschaftet und weiter nördlich werden die von den Grundmauern begrenzten Flächen für die im Sommer stattfindenden Röttler Burgfestspiele als Bühnen- und Zuschauerraum benutzt.
1985 wurde die ehemalige Landschreiberei ausgebaut, sie beherbergt jetzt einen Kiosk, ein Museum und ein Archiv. Ein Raum, die Knechtstube, wird vom Lörracher Standesamt für Trauungen verwendet. 2019 musste im Nord-Westen der Vorburg die äußere Umfassungsmauer wegen Steinschlag saniert werden.
Die Oberburg ist vom Torbau mit Wächterstube über eine steil ansteigende Holzbrücke erreichbar. Insbesondere durch ihre zwei markante Wehrtürme ist sie auch aus größerer Entfernung wahrnehmbar. Imposante Mauern, Höfe, Brunnen, Fassaden und die beiden für Besucher geöffneten Türme wollen hier entdeckt und erklommen werden. Ein verwinkelter, teilweise mit originalem Kopfsteinpflaster ausgelegter Weg führt hinauf zum Burghof. Neben unterkellerten Bereichen befindet sich im unteren Hofbereich auch eine Zisterne.
Wir sind zuerst auf den Turm an der Südseite der Oberburg geklettert, der diente als Gefängnis und hatte ursprünglich 3 Etagen. Der Turm aus groben Kalksteinquadern wurde vermutlich um 1300 erbaut, auf der Aussichtsplattform flattert eine Badische Fahne.
Der Nordturm bildet den nördlichen Abschluss der Hauptburg, er steht auf einem kleinen Felsplateau rund 5 Meter über dem Burgareal und ist der höchste Punkt der Burg Rötteln. Ebenfalls mit Fahnenmast. Von hier oben kann man das untere Wiesental sowohl nach Osten als auch in Richtung Süden einsehen, denn auf Höhe der Burg vollzieht die Wiese annähernd eine 90-Grad-Biegung.
Natürlich schaut man im Dreiländereck auch auf Industrie und Hallen, bei unserem Besuch war es zudem ziemlich diesig und die Berge in der Schweiz konnte man noch nicht einmal erahnen. Der Steilhang, aus dem der Bergsporn mit der Burg vorsteht, und der nördlich davon beginnende Röttler Wald gehören geologisch bereits zum Schwarzwald.
Der Nordturm wurde mehrmals verändert, sein Grundriss ist um 45 Grad gegen die Längsachse der Burg gedreht und fast quadratisch mit einer Seitenlänge von 8 Metern. Der Turm hat etwa 2 bis 2,3 Meter dicke Mauern. In der Fachwelt gilt die Qualität der Steinbearbeitung für ein aus Bruchsteinen gemauertes Bauwerk als einzigartig.
Der beeindruckende Palas der Röttler Burg nimmt nahezu die gesamte Ostseite der Oberburg ein und erstreckt sich vom Nord- zum Südturm. Er besteht aus drei aneinander gebauten, mehrgeschossigen Trakten, die anhand von Baufugen deutlich voneinander zu unterscheiden sind. Die Kapelle, deren Grundmauern noch erhalten sind, stand westlich vom Nordtrakt des Palas.
Nach dem Besuch der Burgruine Rötteln fuhren wir weiter nach Weil am Rhein zum Vitra Campus mit Design Museum.
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