| Weltreisen | Südafrika | Geschichte | Site-Map | HOME |
| bis 1866 | ab 1866 | ab 1910 | ab 1970 | ab 1989 |
Nach 1948 wird aus der "kleinen" die "große Apartheid". Aus der Angst der Buren vor den Engländern und er "schwarzen Gefahr" entwickelt sich ein Gesetzes-Ungeheuer, auf das auch die Nazis hätten stolz sein können. Mehrere Polizeiorganisationen hatten schließlich über 15.000 rassenspezifische Gesetze parat, um die Nicht-Weißen zu schikanieren, zu foltern und zu deportieren.
Was bisher geschah von 1910 - 1948
1948 - 1954 Präsident Malan krenpelt Verwaltung und Justiz total um. Sein Kabinett hat nur Afrikaaner als Minister. Mit allerlei Verordnungen werden Südafrikaner englischer Herkunft von vielen Ämtern entfernt, in Pension geschickt oder versetzt und Afrikaaner treten an ihre Stelle. Mit dem Trick, die Zahl der obersten Richter zu erhöhen, gelingt es, das Wahlrecht der Farbigen am Kap auch abzuschaffen, obwohl dies ohne 2/3-Mehrheit nicht verfassungsgemäß ist. Doch auch im manipulierten Verfassungsgericht haben jetzt die Afrikaaner die Mehrheit.
Verschiedene Gesetze beschneiden die Rechte der Schwarzen mehr und mehr. 1949 werden Mischehen illegal. Die Passgesetze, der Groups Area Act und der rassistische Population Registration Act bringen die Apartheid voran - es gibt jetzt bürokratische Grundlagen für die Unterdrückung. Der ANC bekommt Zulauf und organisiert verschiedene gewaltlose Aktionen, aber selbst dies wird für ungesetzlich erklärt. Ein Rechtsstreit über den Zugang zu öffentlichen Gebäuden und Toiletten führte sogar zu einem Seperate Amenities Act, mit dem Rassentrennung bei Toilettenstandards rechtmäßig wurde.
Hendrik Verwoerd wird 1950 Minister für Eingeborenenfragen. Mit dem Bantu Authority Act legt er 1951 den Grundstein dafür, die Apartheid langfristig umzusetzen. Mit großem TamTam verbrüdert sich Verwoerd mit den Häuptlingen der Stämme in den Reservaten, um dort auf Dauer eine eigene Regierung von Schwarzen für Schwarze etablieren zu können. Diese Häuptlinge hielten natürlich nichts von den Ideen der schwarzen Lehrer und Arbeiter in den Städten, die von Demokratie und Gleichberechtigung sprachen. Verwoerd betreibt eine langfristige Strategie des "teile und herrsche"
Mehrere Aktionen werden gegen den ANC gestartet. Der Supression of Communism Act definiert unter anderem genau die gewaltfreien Aktionen und Organisationsformen des ANC als Kommunismus, um so das Vorgehen gegen die friedliche außerparlamentarische Opposition als gerechten Akt verkaufen zu können. Mit dieser fadenscheingen Argumentation kann sich die NP in der Zeit des kalten Krieges immer der Unterstützung der USA und ihrer Verbündeten in der UNO sicher sein. Die Führer des ANC werden unter Hausarrest gestellt und ihre Arbeit für den ANC politisch neutralisiert.
1955 - Der Afrikanische Volkskongress tagt öffentlich und unter Polizeiaufsicht und beschließt trotz des Banns der ANC-Führer die Charta der Freiheit, die für mehr als 30 Jahre Programm des ANC werden sollte. Minister Verwoerd bringt mit dem Bantu Education Act die schwarzen Kinder in das Gefängnis von Tradition und Sprache, ohne Aussicht auf Entkommen. Rassenspezifische Ausbildung unterdrückt Rebellion schon bei dem Versuch, über Rebellion zu sprechen. Mehr als Hilfsarbeiterjobs waren für die nächste Generation weder geplant noch erreichbar.
1954 - Das US-Verfassungsgericht beendet die Rassentrennung an den Schulen in den USA - in der Realität besteht sie je nach Schulbezirk fort..
1956 - 1963 Im so genannten Hochverrats-Prozess werden 156 Mitglieder und Unterstützer des ANC verhaftet und vor Gericht gestellt. Der von irrationalen Ängsten in der NP getragene Prozess verhilft dem ANC zu sehr viel Anerkennung und Unterstützung auf internationaler Ebene. Nelson Mandela, ein Xhsosa von königlicher Abstammung, kann zum ersten Mal seine politischen und rethorischen Fähigkeiten trainieren. Am Ende werden alle Angeklagten freigesprochen, die erwiesenen Gesetzesverstösse sind qualitativ weit vom Hochverrat entfernt. Die Regierung macht sich international lächerlich.
1958 - Bei den Wahlen bekommt die NP nach Sitzen fast eine 2/3 Mehrheit. Verwoerd wird Präsident, obwohl er sich bisher weniger als Parlamentarier denn als autokratischer Rassist hervorgetan hat. Doch er ist intellektuell der einzige, dem die Umsetzung der Apartheid auf Dauer zugetraut wird. Eine seiner ersten Handlungen ist von der Qualität des Zwiesprech im Roman "1984" von Orwell: Schwarze sind keine "Eingeborenen" oder "Afrikaner" mehr, das sind ja schließlich die Buren selbst, sondern sie werden von nun an "Bantu" genannt. Verwoerd robbt sich mit einigen politischen Angeboten an die englischen Südafrikaner heran, um für die Zukunft alle Weißen zu vereinen - zur Irritation seine Afrikaaner.
1960 - Aus dem ANC spaltet sich der Panafrikanische Kongress ab, eine Bewegung, die wie früher der ANC an die Wirkung von friedlichen Aktionen der Schwarzen glaubt. Es wird eine Aktion gegen die Passgesetze organisiert. Im Township Sharpville bei Johannesburg führt dies zu einer großen Demonstration mit tausenden von Leuten und einer anschließenden Schiesserei mit der Polizei. Am Ende gab es 69 Tote. In Langa bei Kapstadt passiert im kleineren Massstab ähnliches. Die internationale Reaktion ist hart. Südafrika wird quasi geächtet, ausländische Konzerne ziehen Investitionen ab. Die Wirtschaft steht vor dem Zusammenbruch, 50% der Devisenreserven sind verloren, der Rand abgewertet. Die Antworten Verwoerds auf die Unruhen sind Repression und Notstandsgesetze.
1960 - Auf Verwoerd wird ein Attentat verübt, doch er überlebt. Seine politische Haltung bleibt hart, er ignoriert die Verwirrung und Unsicherheiten in Partei und Wirtschaft, als ob Sharpville nie passiert wäre. Ende 1960 bringt er in einer Volksabstimmung die Mehrheit der Weißen zusammen für die Wandlung der Südafrikanischen Union in die Republik Südafrika. Ein Jahr danach kommt der Austritt Südafrikas aus dem lästigen britischen Commonwealth. Johannes Vorster wird Justizminister, er führt Methoden ein wie Gefängnishaft ohne Gericht und Prozess.
1961 - 1964 - Nelson Mandela organisiert eine Untergrundbewegung, die Umkhonto we Sizwe (Speer der Nation). Sie soll den Widerstand der Schwarzen mit Sabotageakten voranbringen. Mehrere hundert Bomben und Brandsätze werden gezündet, zumeist wie geplant ohne Risiko für Personen. Mit Spitzeln, Bestechung und Folter schafft Vorsters Polizei es, die Umkonto zu knacken. Mandela und viele Mitstreiter wandern für viele Jahre in das Staatsgefängnis auf Robben Island vor Kapstadt. Andere Aufstände und Aktionen werden brutal niedergeschlagen. Strenge Finanzkontrollen stoppen die Abwanderung von Kapital, die umfassende Repression überzeugt die Industrie davon, das Südafrika wieder sicher sei. Es geht aufwärts für die Weißen.
1961 - 1965 - Verwoerd etabliert mit viel Engagement in der Transkei zwischen Port Elisabeth und Durban das erste selbstverwaltete Homeland der Xhosa unter der Regierung von Kaiser Matanzima, einem "Neffen" Nelson Mandelas. Für Matanzima ein gutes Geschäft, für Verwoerd ein weiterer Schritt, endlich mit der Apartheid hin zur getrennten Entwicklung voran zu kommen. Doch auf Dauer kann sich Matanzima nur mit den gleichen Mitteln an der Macht halten wie Verwoerd auch: Das Volk der Xhosa ist gegen ihn und wird mit Notstandsgesetzen zum Schweigen gebracht, seine Regierung ist finanziell von Südafrika abhängig. In und um Südafrika herum werden in den Reservatsgebieten etliche kleine Bantustaaten nach diesem Vorbild erzeugt. Verwoerds Strategie des "teile und herrsche" scheint aufzugehen.
1962 - Der Oberste Gerichtshof der USA erklärt die Rassentrennung in öffentlichen Verkehrsmitteln für verfassungswidrig.
1966 - 1975 Verwoerd wird im Parlament von Pretoria von einem Saaldiener erstochen. Vorster wird neuer Präsident. Er gibt sich nach außen hin geschmeidiger und sucht die Verständigung mit anderen afrikanischen Staaten. Im Inneren stetzt er die Politik der Bantustans nahtlos fort. Weitere Homelands bekommen eine per Dekret eine vorgefertigte Verfassung und werden für "unabhängig" erklärt. Die Reservate haben inzwischen etwa 11% der Landfläche erreicht (1939 waren 13% festgelegt), Millionen von Menschen werden in versteckten militärischen Operationen zwangsweise umgesiedelt. Eine Infrastruktur gibt es in den Homelands kaum, für Vieh ist kein Platz, teilweise bestehen die Bantustans aus zahlreichen verstreuten Landflecken. Hungersnot ist die Regel, im weißen Südafrika kann man die Schwarzen jetzt endlich als rechtlose Ausländer und Gastarbeiter misshandeln. Townships am Rande der Homelands sind Vorzeigeprojekte für diejenigen wenigen, die von dort aus als Arbeitskräfte in weiße Gebiete fahren.
1968 - Der schwarze Bürgerrechtler Martin Luther King wird in den USA ermordet.
weiter auf der nächsten Seite ab 1970
Courtesy of The General Libraries, The University of Texas at Austin.
Video zum Thema
Apartheid South Africa
| Weltreisen | Südafrika | Geschichte | HOME |
| Datenschutz | Impressum |