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Auf dem Weg von der Lodge Hara Oasis zur nächsten Unterkunft Diar Illi hatten wir mehrere Möglichkeiten: Auf der Hauptstraße N9 bleiben oder einen kleinen Umweg durch das Ounila-Tal fahren. Als wir am Morgen in Agdz starteten, hatte es über Nacht geregnet und die Luft war stark abgekühlt.
Auf dem 70 Kilometer langen ersten Stück N9 bis nach nach Ouarzazate staunten wir dann sehr. Diese Strecke führt durch eine atemberaubende und abwechslungsreiche Landschaft, eine der bekanntesten Routen durch das Atlasgebirge und die Draa-Tal-Region.
Die Fahrt beginnt in der Palmenoase von Agdz entlang einer grünen, fruchtbaren Landschaft, die im starken Kontrast zu den trockenen Hügeln und Bergen steht. Die Straße ist asphaltiert und gut befahrbar, aber an einigen Stellen kurvenreich und steil. Kurz hinter Agdz wird die Vegetation immer spärlicher, und die Straße schlängelt sich durch eine trockene, felsige Wüstenlandschaft. Die umliegenden Berge und Tafelberge leuchten in warmen Rot- und Brauntönen und bieten ein malerisches Panorama.
Aber nicht nur die warmen Farbtöne waren ein Hinguucker, da war noch etwas im Hintergrund: Schnee auf den Bergen des Hohen Atlas. Es hatte über Nacht geschneit und die Berge sahen aus, als hätte jemand Puderzucker verstreut. Sie sollten uns die ganze Zeit mehr oder weniger sichtbar begleiten.
Beim Näherkommen an Ouarzazate wird die Landschaft zunehmend flacher, man erreicht die weite Hochebene, die von Wüstenvegetation geprägt ist. Wir durchquerten die Randgebiete von Ouzarzate und fuhren weiter über die N9. Die Hauptstraße verließen wir dann an der Abzweigung nach Ksar Aït-Ben-Haddou.
Hier hatten wir zwei Wochen zuvor im Riad Caravane gewohnt. Jetzt hielten wir kurz am Aussichtspunkt an, denn Berge mit Schnee im Hintergrund gab es beim ersten Aufenthalt noch nicht.
Auch der übliche Rummel auf der Hauptstraße kam uns bekannt vor, den vielen Bussen entstiegen gerade wieder etliche Touristengruppen. Nichts wie weg hier und weiter auf der Nebenstrecke P1506, die nach Norden durch das Ounila Tal und schließlich wieder zurück auf die N 9 führt.
Das sind noch einmal 74 Kilometer auf schmaler Straße mit wenig Verkehr, vorbei an kleinen Dörfern durch ein grünes, enges Flusstal. Das Ounila-Tal war einst Teil einer bedeutenden Handelsroute zwischen Marrakesch und dem Süden Marokkos. Karawanen transportierten Salz, Gold und Gewürze durch dieses Tal. Die Kasbahs entlang der Strecke dienten als Schutz und Kontrollpunkte für Händler.
Nach nur wenigen Kilometern weiter auf der Teerstraße folgt das Dorf Tamdakht. Auch hier thront eine mächtige Kasbah am Fluss, einst eine der vielen Burgen des mächtigen Berberfürsten Thami el Glaoui im 19. Jahrhundert. Lange verfielen diese Lehmmauern, aber ein kleiner Teil wurde renoviert und 2006 von einer italienischen Produktionsfirma für eine Reality-Show genutzt. Heute kann man das besuchen, dazu hatten wir aber keine Zeit, den größten Teil des Komplexes besiedeln Tauben, Falken und Störche mit ihren Nestern auf den zinnenbewehrten Türmen.
Das Tal ist berühmt für seine spektakulären Kontraste: Rote, zerklüftete Felsen wechseln sich ab mit fruchtbaren, grünen Terrassenfeldern und Palmenhainen. Der Ounila-Fluss schlängelt sich durch dieses Tal und speist die umliegenden Felder. Der Verkehr war hier meist lokal, eine Gruppe Fahrradfahrer machte von Aït-Ben-Haddou aus eine Ausflug hier entlang.
Auf der Weiterfahrt talaufwärts, unmittelbar hinter Asfalou, kann man auf der gegenüberliegenden Flussseite Höhlen im Felsen sehen. Die Straße führt durch kleine Berberdörfer, immer mit Moschee, deren Häuser oft aus rotem Lehm gebaut sind und harmonisch in die Landschaft übergehen.
Viele Aussichtspunkte bieten Gelegenheiten für spektakuläre Fotos. An einer Stelle machten wir einen Fotostopp, dort folgte uns ein Berber mit dem Motorrad und fing gleich an, uns seine aus Stein geschnitzten Kamele und Dosen zu zeigen. Der Mann war so charmant, dass wir ihm eine hübsch gearbeitete Steindose mit Berberzeichen auf dem Deckel abgekauft haben. Immerhin der erste Handel am Straßenrand, den wir nach 28 Tagen Marokko eingegangen sind. Die Dose steht jetzt in der Küche auf der Fensterbank.
Entlang der Route folgten dann weitere Dörfer, darunter Tamdaght. Bekannt für eine alte Glaoui-Kasbah, und Anemiter, ein fast verlassenes Dorf mit einer beeindruckenden Kasbah, die von der glorreichen Vergangenheit der Region zeugt. Immer wieder überwältigend, in welcher Pracht diese Gebäude einst errichtet wurden. Auch Charles de Foucauld wanderte 1884 auf seiner Reise von Anemiter durch das Ounilatal hier vorbei.
Die Bewohner des Tals leben traditionell von Landwirtschaft und Handwerkskunst. Es gibt Teppichweber oder Einheimische, die Töpferwaren herstellen. Die Straße ist eine schmale, gewundene Bergstraße, die mit jedem Kilometer immer wieder neue Panoramen bietet. Und immer wieder sahen wir auch Bergspitzen mit Schnee hervorblitzen. Besonders beeindruckend ist der Kontrast zwischen der kargen Wüste und den grünen Oasen entlang des Flusses.
Nach dem Durchqueren des Tals steigt die Straße kontinuierlich an und führt in serpentinenartigen Kurven zurück zur N9. Mehr Bilder dazu auf einer weiteren Seite Tizi n'Tichka Pass.
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